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Glosse: Saubere Rechnung

Mag. Petra Pöckl-Hartner ist Sales Managerin und Mutter von drei Kindern. Hier schreibt sie über die Hindernisse, die einem als Frau in die Quere kommen können, wenn man versucht, den Alltag möglichst präzise zu planen.

Der erste Besuch eines neuen Spielgefährten meiner Kinder ist immer aufs Neue ein aufregendes Ereignis. Vor allem, wenn dessen Mutter mit eingeladen wurde. Und vor allem für mich. Schließlich zählt der erste Eindruck. Unbarmherzig wird jeder Zentimeter im Haus gescreent. Zwei fixe Parameter des Screenings: Ordnung und Sauberkeit. Weitere Parameter nicht ausgeschlossen.

Ich schwanke zwischen Wurstigkeit und Überlegenheit. Es siegt der Putzgeist, obwohl ich mich mit ambivalenten Gefühlen durch unser Haus putze. Genauer als sonst betrachte ich unsere vier Wände aus der Metaperspektive. Und wirklich fällt mir das eine oder andere Verstörende auf. Rechtzeitig vor dem Besuch nehme ich daher unbarmherzig unser Haus unter die Lupe. Zwei fixe Parameter des Screenings: Ordnung und Sauberkeit. Weitere Parameter nicht ausgeschlossen. Ich schwanke zwischen Laissez-Faire und Sauberkeitsfimmel. Es siegt der Putzgeist. Mit gemischten Gefühlen beginne ich mich, durch unser Haus zu putzen. Genauer als sonst betrachte ich unsere vier Wände, und mir fällt eine oder andere Verstörende auf: Mein Röntgenblick fällt auf den Fusseln akkumulierenden Teppich, dessen Anblick kritischen Betrachtern sauer aufstoßen könnte. Ich bemerke, dass unser Staubsauger gar nicht hält, was er verspricht. Wo ist die Saugkraft, die es mit jedem Fussel aufnimmt? Ich lege Hand an, oder genauer gesagt, einen Spezial-Handschuh für die Teppichpflege und beginne zu reiben und zu rubbeln. Schließlich werde ich Herr, nein Frau, der Fusseln und Flecken.

Ermutigt durch diesen Erfolg, komme ich in Fahrt. Wo gibt es noch dunkle Flecken in unserem Haus? Ich nehme es mit dem Basteltisch meiner Kinder auf, über den sich bis dato selbst unsere Putzfrau noch nicht gewagt hat. Mit Nickelsilber, Scheuermittel und Messer bewaffnet, bringe ich selbst diesen Schmutz zur Strecke. Ich habe das ungewohnte Gefühl, den Haushalt im Griff zu haben.

Gleichzeitig frage ich mich, warum die Putzfrau konsequent einen Bogen um den Basteltisch macht. Offenbar geht sie ökonomisch mit ihrer Energie um und wendet die aus der Betriebswirtschaftslehre bekannte 20 zu 80 Regel an: Mit 20 Prozent der ihr zur Verfügung stehenden Energie kann sie 80 Prozent des möglichen Putzerfolgs erzielen. Eine über dieses Maß hinausgehende Sauberkeit wäre reine Zeitverschwendung.

Ich betrachte die Reinigung unseres Domizils auf einmal mit völlig neuen Augen: Exklusive mir bewohnen vier Personen diesen Haushalt. Verteile ich nun die 80 Prozent bis dato nicht eingesetzte Putzenergie gleichmäßig, bedeutet das für jeden 20 Prozent. Wenn ich dann mit meinen 20 Prozent die übrigen 80 Prozent Putzerfolg erbringe, haben wir sogar 100 Prozent Sauberkeit erreicht. Für Anlässe wie Familienfeiern, Ostern, Weihnachten und vor allem die Argusaugen von Schwiegermutter sowie erstbesuchenden Müttern, brauchen wir schließlich 100 Prozent Putzergebnis. Ich bin stolz auf meine mathematische Gleichung. Hoffentlich geht sie auf und meine Liebsten spielen mit.

 

„Putzfrauen-BWL: 20 Prozent der zur Verfügung stehenden Energie erzielt 80 Prozent Putzerfolg.“

Petra Pöckl-Hartner
zweifache Mama, berufstätig und verheiratet

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