Wohnen

Grün und ländlich wohnen in der Stadt

Am Areal des ehemaligen Wiener Aspangbahnhofs entsteht ein neues Stadtviertel, das Stadt- und Landleben verbinden sowie mit nachhaltigen Konzepten punkten soll. Geplant ist auch ein einzigartiges Energiekonzept.

 

In vier Jahren könnte es soweit sein. Dann könnte Wien die Marke von zwei Millionen Einwohner*innen überschritten haben. Seit 2005 ist die österreichische Bundeshauptstadt um die Größe von Graz gewachsen; 2022 lebten 1.931.593 Menschen in der Stadt. Viel ist in den letzten Jahren über die Vorzüge Wiens gesagt und geschrie- ben worden, über Sicherheit, sozialen Wohnbau, die hohe Lebensqualität. Erst kürzlich erhielt Wien in einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) den Status der zweitbegehrtesten mittelgroßen Stadt. Studien von Mercer sowie The Economist Group präsentierten Wien wiederholt auf Platz Eins der lebenswertesten Städte überhaupt. Viele Leute leben also in Wien bzw. werden dies künftig tun, doch wo sollen diese Menschen wohnen und wie gelingt es, nachhaltig Wohnquartiere zu schaffen?

 

2.000 neue Wohnungen

In der Nähe des Hauptbahnhofes, des Schloss Belvederes und des Areals St. Marx, eingebettet zwischen dem Landstraßer Gürtel und der Otto-Preminger-Straße, entsteht aktuell das „Village im Dritten“. Seit 2020 wird im 3. Bezirk gebaut. Rund 2.000 Wohnungen, ein zwei Hektar großer Park, verschiedene Gewerbeflächen, ein Bildungscampus sowie Gastronomie sollen bis (voraussichtlich) 2027 entstehen. Getragen wird das Projekt von der ARE Austrian Real Estate GmbH, gemeinsam mit dem Wohnfonds Wien, der Stadt Wien sowie UBM Development. Involviert sind auch zahlreiche Planungsunternehmen, die einen ganzheitlichen Ansatz garantieren sollen, etwa wenn es um die Planung von Freiraum, Verkehr und Infrastruktur geht. Besonders am Village im Dritten ist das Energiekonzept, das von der Wien Energie und dem deutschen Start-up Ampeers Energy umgesetzt wurde.

Nachhaltiges Wohnen um den Park

Das Village im Dritten möchte die Vorteile des Lands mit denen der Stadt verbinden und vor allem eines: nachhaltig sein. Das soll durch folgende Maßnahmen geschehen: Im Inneren soll das Quartier autofrei werden, der Park verspricht Erholung und die Bauweise soll kompakt gestaltet werden, sodass Energie gespart wird; ebenso sind der Einsatz erneuerbarer Energien (Erdwärme, Abwärme und Photovoltaik) sowie Klimaresilienz-Maßnahmen (Dach- und Fassadenbegrünungen, Urban Gardening, Baumpflanzungen) geplant. Beim Bau soll umweltschonend mit den Ressourcen umgegangen werden. So werden etwa 50.000 Kilogramm Material beim Projekt wiederverwendet bzw. wiederverwertet. Und ein Lerngarten mit über 30 Bienenvölkern soll ebenso entstehen. Über das einzigartige Energiesystem sagt Michaela Deutsch, die bei der Wien Energie für Energiedienstleistungen verantwortlich ist: „Wir nutzen die Energie, die es vor Ort bereits gibt. Das ist besonders umwelt- freundlich und effizient. Mit Erdwärme und Sonnenenergie heizen und kühlen wir die Wohnungen. Außerdem verwenden wir die Wärme weiter, die im Sommer in den Gebäuden selbst entsteht. 500 Erdwärmesonden spielen im Village im Dritten die Hauptrolle und sind der wesentliche Bestandteil unseres Energiekonzepts.“

Erdwärme und Strom vom Dach

Die Erdwärme gelangt über Sonden in die hauseigenen Wärmepumpen, diese erhöhen die Temperatur und leiten sie über Fußbodenheizungen in die Wohnungen. Der Strom für die Wärmepumpen wiederum stammt aus Photovoltaikanlagen auf den Dächern. Die Erdsonden reichen 150 Meter tief in die Erde und werden über Leitun- gen zum größten Erdsondenfeld und kalten Nahwärmenetz Österreichs zusammengeschlossen. Ein Konzept mit Zukunft, wie Deutsch erklärt:„Die Nutzung von Geothermie also Erdwär- me und vorhandener Abwärme wird beim Klimaschutz in Wien in Zukunft eine große Rolle spielen und unser Ziel ist es, bis 2030 bis zu 125.000 Haushalte mit grüner Wärme aus der Tiefe zu versorgen.“

 

00 Erdwärmesonden spielen im Village im Dritten die Hauptrolle und sind der wesentliche Bestandteil unseres Energiekonzepts.

Michaela Deutsch, Wien Energie

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Wärmewende im Wohnbau

„Das intelligente Zusammenspiel von Erdwärme, Abwärme und Sonnenenergie für die Wärme- und Stromversorgung zu bestimmten Tages- aber auch Jahreszeiten ermöglicht eine besonders effiziente und umweltfreundliche Nutzung von lokalen Ressourcen“, heißt es weiters vonseiten der Wien Energie. Der Erfolg von Klimaschutz entscheide sich in der Stadt, denn Städte seien nicht nur von den Folgen des Klimawandels betroffen, sie agieren auch als deren Treiber. Für eine erfolgreiche Wärmewende sei neben den Stadtentwicklungsgebietenaber auch die Umrüstung von bestandsgebäuden von Bedeutung. Zehntausende Wohnungen werden in den nächsten Jahren deshalb an Fernwärme angeschlossen. Wo dies nicht möglich ist, setzt die Wien Energie auf Wärmepumpen, Erdsonden oder Photovoltaikanlagen.

 

Das Village im Dritten bietet alles, was für das tägliche Leben gebraucht wird in unmittelbarer Nähe.

Abwechslung in Gehweite

Innere Stadterweiterung ist die Zukunft“, ist sich Dominik Scheuch, Geschäftsführer von Yewo Landscapes sicher. Das Landschaftsarchitektur- büro ist für die Freiraumplanung des Village im Dritten zuständig. Neu erschlossene innerstädtische Räume sollen in das Ortsgewebe integriert werden, somit können kurze Wege geschaffen werden. „Menschen erwar- ten sich in der Stadt ein vielfältiges Angebot und eine gute Mischung aus Stadt- und Grünraum. Das ist auch der Ansatz beim Village im Dritten. Geschaffen werden abwechslungsreiche Stadträume im menschlichen Maßstab und ein großzügiger Park mit Grünelementen, die fingerartig in die Umgebung hinauswachsen. Einmalig ist auch die starke Rücksichtnahme auf das, was schon da war, nämlich eine wertvolle naturbelassene Fläche mit geschützten Tieren und Pflanzen. Das erzeugt Identität für ein neues Viertel.“

Grünraum ist nicht das, was zum Schluss überbleibt, sondern das, was die Bewohnenden brauchen.

Dominik Scheuch, Yewo Landscapes

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Yeow Landscapes habe daher, so Scheuch, von Beginn an die Prinzipien der freiraumorientierten Stadtentwicklung verfolgt.

Das Ziel: Freiraum frühzeitig definieren und umsetzen. „Grünraum ist nicht das, was die Bewohnenden brauchen“, erklärt Dominik Scheuch. „Fragen der Klimaresilienz beantwortet das Projekt durch maximales Reduzieren der Versiegelung, ein intelligentes Regenwassermanagement, das das Wasser dort speichert, wo es ankommt, und einen sehr hohen Begrünungsanteil. Dächer, Fassaden und wasserdurchlässige Grünflächen arbeiten hier wie eine große natürliche Klimaanlage, um die Stadt von morgen auch zukunftsfähig zu machen“, so Scheuch.

 

CO2 - Reduktion durch Green Buildings und Smart Offices

UBM Development entwickelt europaweit Großstadtimmobilien – mit einem Fokus auf Green Building und Smart Office. Im Rahmen des Village im Ditten ist UBM an vier Wohnbauprojekten mit insgesamt knapp 500 Wohnungen und einem Bürogebäude mit rund 10.200 Quadratmetern beteiligt. „Für UBM war die Quartierentwicklung, die unter den Themen „Innovativ, Sozial, Nachhaltig und ESG“ steht und damit unserem Kernthema „green, smart and more“ entspricht, wichtig.“, erklärt Harald Pfriemer, Projektleiter bei UBM. Auch er betont die Relevanz des Energiesystems als „wichtigen Schritt in Richtung CO2 – Reduktion“.

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