Nachhaltigkeit

Gute Plastik- Alternativen

Dem Ziel, Plastik zu vermeiden, verleiht die EU mit Verordnungen Nachdruck. Doch Entwicklungen in diese Richtung gibt es auch im Handel und bei Produzenten. Und als Konsument kann man mittlerweile oft zu Alternativen greifen.

Kunststoffe haben uns in den letzten Jahrzehnten viel ermöglicht und anderes erst leistbar gemacht. Nur kann man wohl einfach zu dem Ergebnis kommen, dass wir es damit übertrieben haben. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Kunststoffe erstmals eingesetzt, um andere Materialien wie das problematische und seltene Elfenbein zu ersetzen oder um Eigenschaften wie die Formbarkeit unter Hitzeeinfluss, das leichte Gewicht, die Isolierfähigkeit oder auch die Haltbarkeit nutzen zu können. Hundert Jahre später, um 1950, wurden laut WWF jährlich rund eine Million Tonnen Kunststoff verwendet – im Jahr 2000 aber bereits 200 Millionen Tonnen. Kunststoff ist, wie mittlerweile bekannt, zwar haltbar, verrottet aber auch nur schwer und sehr langsam, löst sich stattdessen in kleinste Teile auf und wird so in Meeren und Körpern zum Problem. Es gibt Ansätze, gebrauchte Kunststoffe in ihre Einzelteile aufzulösen und im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder zu verwenden – wie dies bei PET-Flaschen immer häufiger geschieht. Letztlich ist das aber zu wenig und Österreich ist von der EU-Vorgabe, bis 2025 50 Prozent des Kunststoffs zu recyceln, weit entfernt.

EU-Vorgabe

Eine andere Vorgabe der EU setzt deswegen auf die Vermeidung von Plastikmüll, Verpackungen und Gegenstände, die im Regelfall nur einmal verwendet werden. Verboten werden sollen ab Mitte 2021 eine Reihe von Plastikprodukten, für die es bereits nachhaltigere Alternativen gibt. Dazu zählen Wattestäbchen, Teller, Besteck, Strohhalme, Luftballonstäbe sowie Lebensmittelverpackungen, Getränkebehälter und Getränkebecher aus geschäumten Polystyrol, wie das Bundesministerium für Klimaschutz informiert. Außerdem soll der Verbrauch von Produkten, für die es noch keine Alternative gibt, reduziert werden. Hier sind nicht zuletzt die Produzenten und der Handel gefragt. Spar ist eines der Unternehmen, die mit verschiedenen Maßnahmen die Vermeidung von Plastik vorantreiben. Dazu zählen unter anderem Mehrwegflaschen. Bereits seit dem Frühjahr 2020 sind Limonaden in der 1-Liter-Mehrweg-Glasflasche erhältlich, Mitte November wurde das Bio-Mehrwegangebot rund um die Spar-Bio-Vollmilch-Produkte ausgebaut und es gibt Biomilch und auch Biokakao in der Mehrweg-Glasflasche. Aber auch als erste vegane Österreichpremiere den SPAR Bio-Haferdrink. „Die Nachhaltigkeit von Verpackungen ist für unsere Umwelt enorm bedeutend. Spar führt das größte Mehrwegangebot in Österreich. Mit den neuen SPAR Natur*pur Bio- Produkten in der Mehrweg-Glasflasche bauen wir dieses nachhaltige Angebot weiter aus“, freut sich Spar-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerhard Drexel. Zu den Maßnahmen von Spar in diesem Bereich gehören aber auch Abfüllstationen bei denen Nudeln, Müsli oder Biowaschmittel ohne Verpackung gekauft werden können oder auch Aktivitäten bei Obst und Gemüse. Dieses kommt immer öfter ohne Verpackung aus, wird zur Beschriftung mit dem Laser graviert und von den KundInnen in Papiersackerln nach Hause gebracht.

Links: Immer mehr Getränke oder auch Milch werden im Mehrwegglas statt Wegwerfplastikflaschen angeboten

Handel und Produzenten

Ein anderes österreichisches Unternehmen, das sehr bemüht um Alternativen ist, ist Lenzing. Hier werden aus Holz Zellulosefasern gefertigt, die eine vollwertige und biologisch abbaubare Alternative zu erdölbasierten Kunstfasern sind. Zum Einsatz kommen diese sowohl in der Textilindustrie, wo sich die Fasern unter der Marke TENCEL™ längst etabliert haben und auch von großen Modelabels und Designern eingesetzt werden. Unter dem Namen VEOCEL™ wiederum finden sie in Hygieneprodukten, allem voran Feuchttüchern, Anwendung. Dass hier auch viel zu viel Plastik eingesetzt wird, ist weitgehend unbekannt, weshalb Lenzing unter dem Titel „Its In Our Hands“ eine eigene Initiative gestartet hat, um Konsumenten aufzuklären und die Industrie zum Umstieg zu bewegen.

Laut dem “Plastikatlas 2019” der Umweltschutzorganisation Global 2000 verursacht jede und jeder von uns jährlich etwa 24 Kilogramm Plastikmüll. Weltweit sind es mittlerweile insgesamt 400 Millionen Tonnen Plastik. Grund genug, den eigenen Kunststoff-Fußabdruck ein wenig zu verkleinern. Mehr als ein Drittel davon sind Verpackungen, wobei die meisten davon nur ein Mal benutzt werden. In vielen Städten gibt es bereits Unverpackt-Läden, also Geschäfte, in denen man seinen eigenen Behälter mitbringt und dann nach Gewicht bemessen Lebensmittel einkauft. Marken, die ihre Trockenwaren wie Nudeln oder Reis in Papier- statt Plastikverpackungen anbieten, finden sich schon in vielen Supermärkten. Auch Milch und Joghurt gibt es in Mehrwegflaschen oder Recycling-Gläsern. Loses Obst, Gemüse und Brot kann in mitgebrachte Stoffbeutel oder Einkaufsnetze transportiert werden. An der Feinkosttheke kann man sich Wurst und Käse in einen mitgebrachten Behälter geben lassen. Auf Wochen- oder Bauernmärkten gibt es die meisten Lebensmittel sowieso ohne Verpackung zu kaufen.

Rechts: Spar bietet Müsli, Nudeln und Putzmittel in Abfüllstationen an, um Verpackung zu sparen.

Plastikfrei putzen

Putz- und Waschmittel werden großteils in Plastikflaschen verkauft. Die beste Lösung wäre es, zu putzen, wie es unsere Großeltern getan haben: Backpulver, Natron und Essig ersetzen die meisten Putzmittel, Waschnüsse oder Kastanien das Waschmittel. Alternativ gibt es Wasch- und Putzmittel in Unverpackt-Läden, dort kann man sie in alte Flaschen oder Schraubgläser abfüllen. Schwämmchen lassen sich durch Holzbürsten mit tierischen oder pflanzlichen Borsten ersetzen, statt dem Wegwerf-Schwammtuch oder dem Mikrofaser-Staubtuch, das ebenfalls aus Kunststoff besteht, eignen sich alte Baumwoll-T-Shirts. Getränkekonzerne produzieren jährlich Milliarden an Plastikflaschen. Diese bestehen in der Regel aus PET, das zwar recyclierbar ist, doch werden hierzulande erst zwei Drittel aller PET-Flaschen recycelt. Dem eigenen Durst lässt sich unterwegs auch mit einer Trinkflasche aus Edelstahl oder Glas und Leitungswasser – gerne mit Geschmack – begegnen. Für den Kaffee gibt es To-Go-Becher aus umweltfreundlicheren Materialien wie etwa Bambus und Mais – am Besten ist sowieso das Mehrweggebinde. Auch im Badezimmer lässt sich ordentlich Plastik sparen. Zahnbürsten und Wattestäbchen aus Holz gibt es bereits in vielen Drogeriemärkten, Wattepads lassen sich durch waschbare Baumwoll-Pads ersetzen. Zahnpasta, Duschgel, Shampoo, Deo und alles, was man sonst so braucht, kann man in fester Form und in Papier verpackt kaufen. Wer will, ersetzt Zahnpasta schlicht durch Kokosöl oder Backpulver. Bei Rasierern müssen nur die Klingen getauscht werden. Auch Binden sind oft komplett aus Kunststoff, lassen sich aber leicht mit waschbaren Baumwollbinden ersetzen. Statt den in Kunststoff einzeln verpackten Tampons kann man auf eine Menstruationstasse umsteigen. Die ist zwar aus Silikon, hält aber jahrelang.

Rechts: Auch im Bereich Körperhygiene gibt es Alternativen zu Plastik wie feste Seifen und Shampoos.

(Fast) Kein Plastik im Kinderzimmer

Gerade bei Kindern ist Plastik natürlich ungemein praktisch, aber Spielzeug aus Holz ist keine Erfindung dieses Jahrtausends. Ist der Kunststoff nicht ersetzbar, wie etwa bei Regenstiefeln oder Winterjacken, kann man immer noch versuchen, sie aus recyceltem Material oder Second Hand zu erstehen. Das gilt natürlich nicht nur für Kleidung und Spielzeug: Waschbare Stoffwindeln ersetzen die Berge an Wegwerfwindeln, die Jause verpackt man einfach in einem Geschirr- oder Bienenwachstuch, weniger kompaktes Essen lässt sich in Schraubgläsern oder Edelstahldosen unterbringen. Auch für Heftumschläge, Federpenale und Lineale gibt es nachhaltigere Alternativen. Da Plastik ein sehr gängiges Material ist, muss man Alternativen möglicherweise online bestellen. Dabei lohnt es sich darauf zu achten, wie der Gegenstand für den Versand verpackt wird. Gerade nachhaltige HerstellerInnen geben oft bereits auf der Website an, auf Schaumstoff und Luftpolsterfolie zu verzichten.

Man sieht: Möglichkeiten und Alternativen gibt es viele. Und auch wenn nicht jede den eigenen Geschmack trifft – der bewusste Umgang mit Material und das Gespräch darüber hilft der Umwelt auch.

Lenzing fertigt aus Holz Zellstoff als Alternative zu erdölbasierten Kunstfasern. Dieser wird dann zu Kleidung oder auch Feuchttüchern weiterverarbeitet.

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