Bildung

„Hurra, ich lerne ein Instrument!“

Die Blockflöte bleibt der Klassiker. Doch was an Österreichs Musikschulen unterrichtet wird, ist vielfältiger geworden. Wie findet man das richtige Instrument? Und wann beginnt man mit dem Spielen?

Anna, 8 Jahre, Geige:
Seit vier Semestern spielt Anna Geige. Das Instrument hat sie sich im Alter von sechs Jahren ausgesucht, weil es interessant klingt. Die Begeisterung dafür ist hörbar – auch wenn sie darüber spricht: „Geige spielen macht mir Spaß. Ich kann bereits einige Lieder spielen: Concertino in G Dur Op.11 von F. Küchler, und ich bin fast fertig mit dem Concerto Op. 34 von Rieding. Auch kleine Stücke von Bach wie Menuett und ein Stück aus der Bauernkantate kann ich schon. Ich möchte so spielen wie Hilary Hahn, sie ist mein Vorbild. Ich spiele auch in einem kleinen Orchester.“

Matthias, 7 Jahre, Gitarre und E-Gitarre:
„Ich spiele Gitarre, weil mich das Instrument fasziniert, vor allem die E-Gitarre“, erzählt Matthias. „Am Gitarrespielen macht mir einfach alles Spaß – von den Tonleitern bis ‚Alle meine Entchen‘ und auch schon einige Weihnachtslieder, die ich bald brauchen kann, kann ich alles schon spielen. Rocker finde ich einfach toll und ich möchte auch einmal so spielen können.“ In einer Band spielt Matthias nicht; „noch nicht“, wie er betont.

Musik begeistert die Österreicher*innen von klein an. Das belegen auch die Zahlen. 369 Musikschulen gibt es bundesweit. Im Schuljahr 2018/2019 – also vor Corona – wurden an ihnen 205.413 Schüler:innen unterrichtet; die große Mehrheit davon – zwei Drittel – sind zwischen fünf und vierzehn Jahren alt, 60 Prozent Mädchen. Am meisten Musikschüler:innen gibt es in Niederösterreich (mit 59.275 Kinder und Jugendliche an insgesamt 127 Musikschulen), danach folgt Vorarlberg. Wie Generationen vor ihnen wird Musik die meisten derer, die gerade ein Instrument lernen, ein Leben lang begleiten – als aktives Hobby und Leidenschaft, als Publikum und Konzertbesucher:innen.

Lilly, 11 Jahre, Blockflöte
„Ich habe mein Instrument Blockflöte ausgewählt, weil ich eigentlich später Saxofon spielen wollte“, erinnert sich Lilly. Dann hat ihr der Flötenunterricht allerdings so gut gefallen, dass sie dabei geblieben ist. „Ich finde es toll, neue Ton-Kombinationen auszuprobieren und spannend, immer wieder neue Lieder zu lernen. Ich kann alle Lieder aus den Büchern Flötenzirkus 1 und 2; ansonsten noch ein paar Weihnachtslieder, irische Musik und besonders stolz bin ich auf die Melodie aus den Harry Potter-Filmen, ‚Hedwig’s Theme‘! Ich habe keine musikalischen Vorbilder. Ich habe letztes Jahr im Jugendorchester gespielt, das hat viel Spaß gemacht.“

Philipp, 6 Jahre, Klavier:
Das Klavier hat den 6-jährigen Philipp sofort begeistert. Erst im September hatte er seinen ersten Klavierunterricht: „Es macht Spaß und beim Spielen kommen so viele schöne Töne hervor.“ Schon vor den Sommerferien war Philipp, noch als Kindergartenkind, in einer Schnupperstunde in der Mu- sikschule im Ort. Eigentlich hatte er sich für Schlagzeug interessiert, dann aber auch das Klavier ausprobiert. Seine Eltern ließen ihm freie Wahl. Er entschied sich fürs Klavier; sicher nicht zum Nachteil der Nachbar:innen. „Ich möchte lieber Klavier lernen. Da kann ich coole und traurige Sachen spielen“, sagt er. Nach einer Beratung und dem Ausprobieren in einem Wiener Fachgeschäft hat sich die Familie gegen die Mietoption und für den Kauf eines E-Pianos entschieden. Der geringere Platzbedarf und die Möglichkeit leiser drehen oder auch mit Kopfhörern spielen zu können, waren entscheidend. Philipp half auch beim Aufbauen mit. „Mein E-Piano ist cool, da ich es abdrehen und laut und leise drehen kann.“ Auch Mutter und Vater, die beide in der Kindheit ein Instrument gespielt haben, hat wieder die Begeisterung fürs Musizieren gepackt. Gemeinsam mit dem Sohn wollen sie mitlernen. „Ich zeig’ meinem Papa dann, wie es geht!“

Bevor ein Instrument erlernt wird, stellen sich eine Reihe von Fragen. Etwa die, wann überhaupt mit dem Erlernen eines Instruments begonnen werden soll. Passiv kann gar nicht früh genug damit begonnen werden. „Musik begleitet Kinder schon vor der Geburt und bleibt Bestandteil ihres ganzen Lebens. Je mehr zu Hause musiziert, gesungen und Musik gehört wird, desto natürlicher ist auch der Einstieg ins aktive Musizieren“, weiß Michaela Hahn. Hahn studierte selbst Instrumental- und Gesangspädagogik, Klavier und Kulturmanagement. Sie unterrichtete selbst viele Jahre. Heute ist sie Geschäftsführerin der MKM Musik & Kunst Schulen Management Niederösterreich GmbH. Auch aktiv kann früh mit dem Musizieren begonnen werden: „Alle Musikschulen bieten Angebote wie elementares Musizieren für Kinder ab vier Jahren an, an vielen gibt es auch schon für Babys ab 10 Monaten Eltern-Kind-Gruppen, in denen sie gemeinsam mit einem Eltern- oder Großelternteil ans Musizieren herangeführt werden.“ Allgemeingültiges lässt sich nicht immer sagen. Manche Instrumente würden sich besser als andere für einen frühen Beginn eignen, betont Michaela Hahn.

Karla, 10 Jahre, Gitarre 
„Ich spiele jetzt schon das dritte Jahr Gitarre. Angefangen damit habe ich in der zweiten Klasse, jetzt bin ich in der 4. Klasse. Ich spiele gerne Gitarre, weil sie so schön klingt und weil meine Mama auch Gitarre spielen kann. Es macht mir besonders Spaß, wenn ich ein Lied begleiten kann und dazu singe. Ich singe auch sehr gerne. Ich kann schon viele Lieder spielen. Meine Lieblingslieder sind: ‚Polly Wolly Doodle‘, ‚Old Mac Donald‘, ‚Der Winter ist vergangen‘, ‚Jingle Bells‘ und ‚Hejo, spann den Wagen an‘. Gut gefällt mir auch ‚Greensleeves‘, aber das ist sehr schwer.“ Musikalische Vorbilder hat Karla noch keine, aber „wenn ich mal so gut spielen kann wie meine Gitarrenlehrerin Elke, das wäre toll“. Auch in einer Band zu spielen, würde ihr Spaß machen, vermutet sie.

Lukas, 10 Jahre, Gitarre und E-Gitarre
„Ich spiele klassische Gitarre seit zwei Jahren und seit einem Jahr auch E-Gitarre“, sagt Lukas. „Ich habe mir diese Instrumente ausgesucht, weil mir die Gitarre Spaß macht und ich dabei die Noten lerne. Besonders macht mir Freude, dass ich schöne Lieder spielen kann. Ich kann schon einige Songs spielen: ‚Nowhere Man‘ von den Beatles, ‚Expresso & Tschianti‘ von Josh., ‚7 Years‘ von Lukas Graham und ‚Halleluja‘ und ‚Happy Birthday‘. Tim Bendzko ist mein Vorbild.“ Mit seiner E-Gitarre spielt Lukas mittlerweile auch in der Schulband in Fischamend.

Mehr als Blockflöte
Wer an Kinder und Instrumente denkt, denkt schnell an den Klassiker: die Blockflöte. Doch nicht nur dieses Instrument wird besonders häufig gelernt, auch Klavier und Gitarre stehen in der Gunst der Nachwuchsmusiker:innen. Laut Zahlen der Konferenz der österreichischen Musikschulwerke (KOMU) ergibt sich hinsichtlich der gewählten Hauptfachinstrumente an den Musikschulen folgendes Ranking: Klavier, Gitarre, Violine, Querflöte und Trompete. Michaela Hahn hat an den Musikschulen aber auch neuere Trends beobachtet: „Auffällig in den letzten Jahrzehnten ist sicher die zunehmende Vielfalt und Breite an Instrumenten, die vor Ort in den Musikschulen angeboten und auch erlernt werden. Harfen, Oboen und E-Bass sind keine Ausnahmeerscheinungen mehr, sondern wichtiger Bestandteil in Ensembles und Orchestern.“ Für die Auswahl des Instruments seien oft Vorbilder – etwa aus der Familie – bedeutend. Bezüglich der Auswahl des passenden Instruments rät die Expertin Eltern, sich in den Musikschulen zu informieren und etwa einen Tag der offenen Tür zu besuchen, an dem Instrumente vor Ort ausprobiert werden können. Ist das passende Instrument einmal gefunden, geht es ans Üben. Dafür hat Michaela Hahn folgenden Tipp parat: „Hilfreich ist, wenn das Instrument und auch der Notenständer stets griffbereit dastehen und im Alltag sichtbar sind. Wenn man erstmal den Koffer öffnen muss, das Instrument herausnehmen, zusammensetzen und dann erst starten kann, sinkt die Motivation vielleicht, auch zwischendurch einmal ein paar Takte zu spielen. Wenn diese Regelmäßigkeit eingelernt ist, dann wird das Üben meist von selbst mehr.“

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