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Jede Geburt zählt – und verdient Anerkennung

Kinderwagen-Hersteller Joolz hat im Zuge einer Umfrage festgestellt, dass sich viele Mütter schlecht fühlen für die Art, wie ihr Kind auf die Welt gekommen ist. Nicht selten sind Mütter aufgrund der Weise wie ihr Baby das Licht der Welt erblickt hat, Vorurteilen ausgesetzt. Mütter sollten sich nicht rechtfertigen müssen...

baby bekommen kinderwunsch

„Jede Geburt ist ein Wunder. Und jede Mutter eine Heldin.“ – so das niederländische Unternehmen Joolz, das 2019 Frauen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden aufgerufen hat, bei einer anonymen Umfrage zu der Geburt ihrer Kinder – #jedegeburtzaehlt – mitzumachen. 923 Müttern haben sich beteiligt.

Das Ergebnis ist ernüchternd. 70 % der Mütter, deren Babys ungeplant mit Kaiserschnitt auf die Welt kamen, hatten schon einmal das Gefühl keine „richtige“ Geburt gehabt zu haben. Dasselbe sagen 43 % der Mamas, die einen geplanten Kaiserschnitt hatten. Auch 55 % der Mütter, bei denen eine Saugglocke zum Einsatz kam oder ein Notkaiserschnitt notwendig war, haben das Gefühl versagt zu haben.

Für die Umfrage wurde mit Franziska Luck, selbst Mama von drei Kindern und Hebamme, zusammengearbeitet – sie weiß: „Wenn es um das Thema Geburt geht, leben wir in einer Zwei-Klassen-Gesellschaft: Eine spontane Geburt gilt bei uns als ’natürlich‘ und somit ‚richtig‘, der Kaiserschnitt als ‚falsch‘. Viel zu viele Frauen müssen sich dafür rechtfertigen, wo und wie sie ihr Kind bekommen haben oder bekommen möchten – selbst vor engsten Freunden und der eigenen Familie.“

Bei den Themen Schwangerschaft und Geburt wollen offenbar alle mitreden: 98 % der Befragten gaben an, dass sie während der Schwangerschaft gefragt wurden, wo und wie ihr Kind auf die Welt kommen soll. 77 % davon wurden regelmäßig von sehr vielen Menschen im Umfeld, aber auch von fremden Personen gefragt. Und unabhängig von ihren Geburtsplänen gaben 69 % an, dass ihnen die Fragen meistens oder gelegentlich unangenehm waren. Jede dritte Befragte erlebte im Zusammenhang mit Fragen nach der Geburt oder den Geburtsplänen Grenzüberschreitungen.

"Diskussionsthema" Kaiserschnitt?

Gerade Mamas, die einen geplanten, aber auch ungeplanten Kaiserschnitt hatten, müssen sich oft rechtfertigen. Ganze 51 % der Umfrage-Teilnehmerinnen, die einen Kaiserschnitt geplant hatten, mussten ihre Entscheidung gegenüber ihrer Familie oder Freunden verteidigen. Und sogar 31 % der Mamas, deren Kaiserschnitt ungeplant war, mussten sich vor Familie und Freunden für diesen Geburtsablauf rechtfertigen.

Eine Geburt anhand ihres medizinischen Ablaufes zu bewerten ist für mich als Arzt schon unverständlich. Aber einer Frau die Schuld an einem ungeplanten Ereignis unter der Geburt zu geben, ist aus meiner Sicht grob fahrlässig. Ein Kind zu bekommen, ist Extremsituation genug. Keine junge Mutter sollte zusätzlich mit ungerechtfertigten Schuldgefühlen belastet werden. Eine Geburt ist eine Geburt. Und jede Geburt ist ein Wunder. Ganz einfach.

Prof. Dr. med. Kai Bühling, Frauenarzt in Hamburg

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75 % der Frauen mit ungeplantem Kaiserschnitt haben sich schon einmal schlecht gefühlt, weil sie keine „richtige“ Geburt hatten. Dieses Gefühl kennen auch 40 % der Mamas, die den Eingriff geplant hatten.

Bedenklich ist, dass in dieser Hinsicht der Zusammenhalt unter den Müttern gering ist: 45 % der Mütter mit geplantem Kaiserschnitt und 42 % mit ungeplantem Kaiserschnitt haben sich schon einmal von anderen Müttern ausgegrenzt gefühlt.

Noch vor der Geburt führt das Thema Kaiserschnitt offenbar häufig zu Diskussionen und bringt Schwangere in Situationen, in denen sie sich ungerechtfertigt verteidigen müssen: 55 % der werdenden Mamas, die einen Kaiserschnitt geplant hatten, gaben bei der Joolz-Umfrage an, dass Menschen aus ihrem Umfeld sie von diesen Plänen abbringen wollten, 49 % davon wurden für ihre Entscheidung schon einmal diskriminiert – 20 % von ihnen wurden sogar von Arzt oder Hebamme diskriminiert.

Hebamme Franziska Luck überrascht das nicht. Sie selbst brachte ihre drei Kinder per geplantem Kaiserschnitt zur Welt und war anschließend mit sehr negativen Reaktionen konfrontiert.

Ich wurde regelrecht angefeindet. am meisten aber hat mich schockiert, dass mir meine berufliche Kompetenz als Hebamme abgesprochen wurde - im privaten und auch beruflichen Umfeld. Leider zählt die 'selbstbestimmte Geburt' wohl nur, solange es um eine vaginale Geburt geht.

Franziska Luck, dreifache Mama und Hebamme

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Die Sache mit der PDA

Aber nicht nur der Kaiserschnitt, sondern auch Schmerzmittel sind ein viel diskutiertes Thema. 25 % der Mamas, die eine Spontangeburt hatten und sich für ein Schmerzmittel, wie z.B. eine PDA, entschieden haben, haben sich deswegen schon einmal schlecht gefühlt. 21 % der Befragten gaben an, dass Menschen aus ihrer Umgebung die Entscheidung für ein Schmerzmittel schon einmal negativ kommentiert haben.

29 % der Umfrage-Teilnehmerinnen gaben außerdem an, dass ihnen während der Schwangerschaft Menschen aus ihrem Umfeld die Verwendung von Schmerzmitteln bei der Geburt ausreden wollten.

Kampagne gegen Vorurteile

Die Kampagne #jedegeburtzaehlt möchte dazu beitragen, dass diese ganzen Vorurteile abgebaut werden. Die Botschaft, die möglichst viele Menschen erreichen soll: „Jede Geburt ist ein Wunder. Und jede Mutter eine Heldin. Unabhängig davon, wie sie geboren hat.“

Unterstützt wird die Kampagne von Hebamme Franziska Luck, Frauenarzt Prof. Dr. med. Kai Bühling, Mama-Coach Imke Helden(Mutterhelden.de), Inken Arntzen (Gebaermuetter.de), Hebamme Daniela Westberg-Heuer und Julia Steinbach (Kaiserschluepfer.de), Bloggerinnen Sarah Stehr, Isabelly de Lima Resch und Katrin Müller.

Sie fordern mehr Toleranz rund um die Themen Geburt und Geburtspläne. In einem Video erzählen sie von ihren persönlichen und beruflichen Erfahrungen.

Quelle: #jedegeburtzaehlt / Joolz

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