Psychologin Simone Fröch

In einer vertrauensvollen Eltern-Kind- Beziehung wird das Lautwerden keine schädlichen Folgen haben.

Mag. Simone Fröch www.simone-froech.at
Erziehung

Kinder anschreien – ein Zeichen der Hilflosigkeit

In einer vertrauensvollen Eltern-Kind-Beziehung wird das Lautwerden keine schädlichen Folgen haben

Tipps zum Ruhe bewahren - Erziehung ohne Schreien

Simone Fröch ist Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin, Supervisor und Coach. In ihrer Praxis in Wien arbeitet sie auch mit Familien und deren Fragen zum Thema Zorn und Erziehung.

Beim „Erziehen ohne Ausrasten“ können Kinder oder Eltern gemeint sein – wie unterscheidet sich deren Hang dazu, laut zu werden?

Der Hang zum Lautwerden ist sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern individuell verschieden. Es gibt einfach von Natur aus stillere oder temperamentvollere Menschen. Das Angeborene entwickelt sich dann natürlich im Zusammenspiel mit seinen Lernerfahrungen weiter.

Im Erwachsenenalter haben wir hoffentlich einen guten Umgang mit unseren Gefühlen gelernt und müssen nicht explodieren. Damit unsere Kinder das auch lernen, brauchen sie auf jeden Fall aufmerksame, feinfühlige und kluge Unterstützung. Kleine Kinder können ihren Zorn nur durch Schreien, Kämpfen und Weinen ausdrücken, weil sie noch nicht sagen können, was sie bewegt. Das lernen sie erst allmählich.

Zorn wird oft als ein Teil des Lebens oder des Menschen beschrieben. Gehört er einfach dazu?

Zorn gehört natürlich zu unserer biologischen Grundausstattung. Zorn will uns etwas Wichtiges zeigen, macht stark. Er hilft, uns selbst und andere zu schützen, Grenzen zu verteidigen oder gibt Kraft, Hindernisse auf dem Weg zu einem Ziel zu überwinden. Und damit ist er ein wichtiges Signal für uns selbst und für die Menschen um uns herum.

Dieses Gefühl zu unterdrücken, kann krank machen, es unkontrolliert explodieren zu lassen, fügt jedoch uns oder anderen Menschen Schaden zu.

Ist es auf jeden Fall schlimm, wenn es kurz laut wird, oder kann das ohne schwere Folgen vorkommen?

Manchmal braucht es einen energischen Ton, damit das Kind merkt: „Jetzt ist es ernst“. In einer vertrauensvollen Eltern-Kind- Beziehung wird das keine schädlichen Folgen haben. Kinder schätzen starke Eltern, die sie aus belastenden Situationen und Gefühlen heraus begleiten, die also gut führen können. Anders ist es, wenn das Kind wiederholt gekränkt, erniedrigt,
ignoriert oder eingeschüchtert wird. Bei einem solchen Umgang wird die verletzliche Kinderseele mit Sicherheit darunter leiden.

Wann ist es Ihrer Meinung nach nötig, Veränderung anzustreben, und in welchen Fällen raten sie zu externer Hilfe?

Im Idealfall lernen wir Erwachsenen mit und von den Kindern, wie wir am besten mit ihnen umgehen. Viele Eltern wenden sich an mich, wenn sie merken, dass sie wiederholt an die eigenen Grenzen stoßen. Wenn sie trotz bester Vorsätze nicht anders können, als ihre Kinder anzuschreien oder ihnen mit Liebesentzug zu drohen. Und oft selbst darunter leiden. Ausrasten ist meistens „nur“ ein Zeichen der Hilflosigkeit. Soweit muss es nicht kommen, man kann Hilfe finden.

Eltern sollten sich unbedingt externe Unterstützung suchen, wenn sie merken, dass in Konfliktsituationen die Schwelle zur Gewalt näher rückt. Manchmal ist der Besuch einer Beratungsstelle ein nächster geeigneter Schritt.

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