Golden Generation

Kolumne: Was zeichnet die Kinderbetreuung durch Großeltern aus?

Großeltern sind in Österreich ein wichtiger Faktor, wenn es um die Betreuung von Kindern geht.  Worin liegen die Unterschiede zur Betreuung in einem Kindergarten? Und kann das eine das andere gar ersetzen? Diesen Fragen geht Hilfswerk Niederösterreich-Expertin Elisabeth Lukaseder-Rizzo, Elementarpädagogin und Psychologin, nach.

Nach den Eltern sind Großeltern oft die nächsten Bezugspersonen für ein junges Kind. Glücklich kann sich schätzen, wer auf die eigenen Eltern oder Schwiegereltern zur Betreuung der Kinder zurückgreifen kann. Die erweiterte Familie stellt für das Kind einen vertrauensvollen und wichtigen Bezugspunkt dar. Vieles ist ähnlich wie in der Kernfamilie, manches jedoch anders – es ist überschaubar  für ein junges Kind, zudem sind die Großeltern während der Betreuungszeit immer verfügbar. Das Vertrauen in die eigenen Eltern ist für viele Jungeltern ein entscheidender Faktor – auch, wenn nicht alle Erziehungshaltungen geteilt werden, wurde immerhin die eigene Erziehung durch die Eltern selbst erlebt. Somit weiß man, welchen Händen man das höchste Gut anvertraut.

Vorteile der Kinderbetreuung durch die Großeltern

Studien belegen, dass Kinder stark vom Umgang mit den Großeltern profitieren. Zeit, Geduld, Großzügigkeit, Zuwendung – diese positiven Erinnerungen werden von Jugendlichen genannt, die nach ihren Erinnerungen an die Großeltern befragt werden. Außerdem geben viele Befragte an, von ihren Großeltern geprägt und positiv beeinflusst worden zu sein. Nicht zu vergessen: Für die Eltern ergibt sich der klare Vorteil, dass in der Regel keine Kosten für die Kinderbetreuung anfallen.

Nachteile der Betreuung innerhalb der eigenen Familie

Natürlich ist das eigene Familiengefüge konfliktbeladener als ein institutionelles Umfeld wie ein Kindergarten. Eigene Familiengeschichten, Grenzüberschreitungen oder Missverständnisse zählen zu möglichen Konfliktherden. Dazu kommt, dass die ältere Generation möglicherweise einen anderen Erziehungsstil kennengelernt oder erfahren hat. Allerdings unterliegen Erziehungsmethoden immer dem Wandel der Zeit und auch die Großelterngeneration kann mitwachsen und –lernen.

Großeltern sind in der Regel keine Pädagoginnen/Pädagogen

Wer Oma oder Opa hat, die gleichzeitig eine pädagogische Ausbildung genossen haben und am Puls der pädagogischen Zeit leben, hat einen doppelten Gewinn. Jedoch kommt das erwartungsgemäß selten vor. Deshalb nehmen Großeltern vorrangig die Aufgabe der Betreuung wahr. Im institutionellen Kontext wird heute von der Bildung und Betreuung von Kindern gesprochen. Somit wird klar, dass der pädagogische Anspruch einer institutionellen Kinderbetreuung weit über die Betreuung selbst hinausgeht. War der Kindergarten in seinen frühen Anfängen eine „Bewahranstalt“, die Kinder in einem geschützten Rahmen beaufsichtigte und betreute, bedeutet Kindergarten heutzutage die Bildung, Betreuung und Erziehung von Heranwachsenden.

Der Kindergarten bildet, betreut und erzieht

Neben rechtlichen Grundlagen sind für eine institutionelle Kinderbetreuung auch fachliche Voraussetzungen zu erfüllen. Ein Kind in einer Institution betreuen zu lassen bedeutet, es zur gegebenen Zeit „in die Welt hinaus zu entlassen“, dorthin, wo erste soziale Kontakte außerhalb der eigenen Familie gefunden werden. Die soziale Entwicklung von Kindern braucht Kinder gleichen oder ähnlichen Alters. Mit Erwachsenen lernt es sich etwa nicht gut Konflikte auszutragen, denn diese geben in der Regel nach oder sind dem Kind von vorne herein überlegen. Mit Gleichaltrigen kann sich das Kind ausprobieren und im geschützten Rahmen einer professionellen Betreuung können Erfahrungen gesammelt werden. Fazit: Die Frage nach „Großeltern oder Kindergarten“ lässt sich klar und deutlich mit einem „Bitte beides!“ beantworten. Je mehr Möglichkeiten ein Kind erhält, Sozialkontakte zu erleben, sich selbst in Gemeinschaft mit Familienmitgliedern und Gleichaltrigen zu erproben, umso förderlicher für die Entwicklung. Übrigens: Tagesmütter vereinen einige positive Seiten von beiden Betreuungsformen. Sie bilden und betreuen Kinder in einer kleinen Gruppengröße, sind jederzeit Ansprechperson und können auf Einzelbedürfnisse individuell eingehen.

Mag. Elisabeth Lukaseder-Rizzo

Elementarpädagogin, Horterzieherin, Psychologin, Angebotsleitung Tageseltern und Bildung im Hilfswerk NÖ

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