Bildung

Kreativwerkzeug Computer

Kinder spielen nicht nur mit dem Computer, sondern können sich als junge Programmierer auch kreativ damit auseinandersetzen.

Links, rechts, geradeaus und los: Die kleine Plastikbiene folgt auf einem Spielfeld exakten Richtungsangaben. Der Bee-Bot schult bereits bei Vorschulkindern Vorstellungsvermögen und lehrt analytisches, vorausschauendes Denken. Den Kleinen sind diese Begriffe egal. Sie bewegen das lustige Spielzeug durch in der richtigen Reihenfolge gedrückte Tasten zum Ziel und haben Spaß daran.

Jeder ist mal Anfänger

Auch Franz Knipp möchte vermitteln, wie viel Freude Programmieren macht. Er bietet seit fünf Jahren Kurse für Kinder und Jugendliche an: „Mir ist es wichtig, dass die Kinder ihre eigenen Ideen verwirklichen. Meistens überlegen sie sich ein Spiel, das sie dann umsetzen. Ich vermittle Grundtechniken, zeige ihnen bestimmte Funktionen und helfe, wenn sie nicht weiterkommen. Jeder ist mal Anfänger, aber die Kinder helfen sich gegenseitig“, beschreibt Knipp, der selbst eine Softwarefirma leitet und an der FH Burgenland unterrichtet, den Kursverlauf. Er greift dabei auf Scratch zurück, ein Programm des MIT. Es vermittelt mit vorgegebenen Bausteinen die Grundgedanken einer Programmiersprache, ohne dass sich Fehler einschleichen können, die für Frustration und Demotivation sorgen.

„Scratch ist sehr zugänglich und gleichzeitig sehr mächtig. Den Anfängern erkläre ich es, und sie schließen in derselben Woche ein großes Projekt ab. Man ist sehr schnell drinnen und kann sich dann ausleben“, so Knipp über seine Erfahrung mit dem Programm.

Bienen und Spielwiesen

Kleine Roboter wie der Bee-Bot fördern bereits bei Vorschulkindern analytisches und vorausschauendes Denken.

Inzwischen gibt es für Kinder jeden Alters Möglichkeiten, spielerisch erste Erfahrungen im Programmieren zu sammeln. Die ersten Aufgaben gestalten sich hier noch sehr einfach: Ein Bienenroboter fährt den zuvor einprogrammierten Weg auf einem Spielfeld ab. Bei anderen Anwendungen kommen Bedingungen und Schleifen hinzu, die genauere Anweisungen zulassen und die Komplexität langsam steigern.

Lego hat unter der Marke Mindstorms zwei programmierbare Roboter im Sortiment, Apple bietet mit Swift Playrounds eine spielerische Programmierumgebung, und Microsoft verbindet das vereinfachte Programm Make Code mit dem populären Spiel Minecraft. Scratch hat zudem eine „Junior“ Variante, die am Tablet bedient wird und in einer stark reduzierten Form Grundlagen vermittelt. Vor allem Computerspiele sind oft die stärkste Motivation, selbst etwas zu gestalten.

Keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Kinder lernen gemeinsam, eigene Ideen mit dem Computer umzusetzen, anstatt nur passive Konsumenten zu bleiben.

Altersgrenzen sind dabei fließend, weiß Knipp: „Manche können sicher schon mit sechs Jahren an Technologien basteln. Man braucht in erster Linie manuelle Fertigkeiten, muss Computer, Maus und Touchpad bedienen können, aber auch ein Grundinteresse und Aufmerksamkeit mitbringen. Potenziell können Kinder ab acht mitarbeiten, sie müssen nur die Geduld haben, sich länger als fünf Minuten mit etwas zu beschäftigen.“ Seine Kurse werden zwar für Zehn- bis Vierzehnjährige angeboten, doch auch jüngere Kinder können teilnehmen. Ein besonderes Anliegen ist es Franz Knipp zudem, dass sowohl Buben als auch Mädchen Spaß haben: „In der Branche ist leider ein starker Männerüberhang, und dem möchte ich entgegenwirken. Ich versuche, meine Kurse so zu gestalten, dass es keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, und es sind eigentlich auch immer Mädchen dabei. Ich würde mir da schon ein diverseres Umfeld wünschen, denn eine Scheu bei Mädchen ist absolut unbegründet.“

Franz Knipp ist einer von vielen Menschen, die bereits im zarten Alter von neun Jahren einen der frühen Heimcomputerbedienen durften: „Damals hatte ich ein fertiges Spiel, den Rest musste ich mir irgendwie zusammenbasteln. Heute ist alles auf Konsumenten ausgelegt, und niemand muss mehr etwas produzieren. Ich finde das schade, denn der Computer ist ein Werkzeug, um seine Kreativität auszuleben, und in diese Rolle will ich ihn wieder zurückholen.“ Ob zu Hause oder in Sommerkursen, im Vorschulalter oder als Teenager – die Möglichkeiten, ein Grundverständnis für Programmierung zu entwickeln, sind für alle Kinder gegeben.

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