Bildung

Mädchen in die Technik

Buben interessieren sich mehr für Technik und können auch besser damit umgehen – ein Klischee, das sich seit jeher in den Köpfen festgesetzt hat. Doch auch Mädchen interessieren sich für Technik. Hilfswerk NÖ-Expertin und Psychologin Mag. Vera Praschek-Jäger zeigt anhand von Tipps und Tricks auf, wie dieses Interesse gefördert werden kann, um Mädchen effektiv für MINT-Berufe zu begeistern. 

Ein neues Jahr ist angebrochen. Ein weiteres Jahr, in dem Frauen wieder signifikant weniger verdienen werden (2021 um 18,5 %), als ihre männlichen Kollegen. Ein weiteres Jahr, in dem Frauen wieder in fast allen technischen Berufsfeldern sehr schwach vertreten sind. Und das, obwohl die Branche händeringend nach MINT-Talenten sucht. „MINT“-Berufe – das umfasst die Gebiete Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – bieten ein relativ hohes Gehalt und sichere Arbeitsplätze – eine Chance für Mädchen, die noch viel zu wenig genutzt wird und die dazu beitragen könnte, die Einkommensschere weiter zu reduzieren.

Aber interessieren sich denn Mädchen überhaupt für Technik?

Ja, das tun sie. Laut einer Studie in Volks- und Neuen Mittelschulen gab es keine Unterschiede in der Ausprägung des Technikinteresses im Volksschulalter. Erst bei den Antworten im Teenageralter wurde deutlich, dass das Interesse bei den Buben höher ausfiel. Es liegt daher bei uns als Eltern und PädagogInnen, aber im Prinzip am Gesellschaftssystem gesamt, dieses bei Mädchen grundlegend vorhandene Interesse an Naturwissenschaften zu fördern und zu verstärken. Das beginnt bei den bekannten Geschlechtsstereotypen, die immer noch in vielen Familien klassisch gelebt werden. Kinder lernen am meisten am Modell und orientieren sich an den Vorbildern in der eigenen Familie. Somit gilt es, sowohl die Rollenverteilung zu Hause kritisch zu beleuchten, als auch bewusst typische „männlich-technische“ kleine Aufgaben (Glühbirne wechseln etc.) im Haushalt für den weiblichen Nachwuchs auszuwählen.

Ein positives Selbstkonzept 

Die Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten und das Wissen über die eigene Person spielen eine wichtige Rolle. Nehme ich mich selbst als „typisches“ Mädchen wahr, dann schreibe ich mir auch dementsprechende Fähigkeiten sowie Fertigkeiten zu und traue mir daher gar nichts im MINT-Bereich zu, weil es untypisch weiblich ist. Aber auch Lehrende können ihre weiblichen Schützlinge beeinflussen und bestärken – bei Lehrpersonen, die hohe Erwartungen bezüglich der Leistungsfähigkeit ihrer Schülerinnen haben, entwickeln die Mädchen ein höheres Selbstvertrauen. Sie stellen sich eher Herausforderungen und haben Erfolgserlebnisse, was wiederum das Gefühl der Selbstwirksamkeit beflügelt. Selbstwirksamkeit ist die Folge von der eigenen Kompetenzüberzeugung, der Überzeugung, beim Auftreten von schwierigen Situationen, die Problemstellung auch erfolgreich zu bewältigen. Solch positive Selbstzuschreibungen im MINT-Bereich sind deshalb so wichtig, weil sie sich nicht nur förderlich auf die Leistung auswirken, sondern auch das Verhalten der Mädchen in Hinsicht auf die Wahl eines Schul-, Ausbildungs, oder Studienfaches stark beeinflussen können.

Tipps & Tricks: Mädchen effektiv unterstützen 

Platter Fahrradschlauch & kaputtes Handydisplay

Kleine Reparaturen gemeinsam erledigen und dadurch Erfolgserlebnisse im MINT-Bereich schaffen. Das stärkt das Selbstvertrauen und befeuert weitere Neugier.

Superwoman

Zeigen Sie bewusst Beispiele von weiblichen Vorbildern, die in einem naturwissenschaftlichen oder technischen Bereich agieren (Ärztinnen, Labortechnikerinnen in Krimis, etc.) – in Filmen, in den Medien, in der Familie oder im Freundeskreis. Das schafft neue Rollenvorbilder und Identifikationsmöglichkeiten.

Woher kommt der Regenbogen?

Erklären Sie naturwissenschaftliche Alltagsphänomene, wie Wetterthemen oder was passiert, wenn das Wasser kocht.

Mathematik ist super!

Überdenken Sie ihre eigene Haltung – eine positive Wertschätzung von MINT-Fächern während der Schulzeit Ihrer Kinder ermöglicht einen anderen Zugang.

Mag. Vera Praschek-Jäger

Psychologin, Fachberatung Tageseltern & Bildung im Hilfswerk NÖ

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