Nachhaltigkeit

Mein Beitrag zur Klimarettung

Müll trennen allein ist nicht genug: Jugendliche weltweit fordern von der Politik, mehr fürs Klima zu tun. In ihrem Alltag ist klimafreundliches Verhalten für sie selbstverständlich. Und: Oft sind ihre Familien in Sachen Klimaschutz mit an Bord.

Jung, entschlossen, wütend. Die jungen Menschen, die sich bei „Fridays for Future“ engagieren, tun dies mit großer Ernsthaftigkeit und viel Herzblut. Ihr Ziel: Politikerinnen und Politiker dazu zu bewegen, endlich klimaschützende Rahmenbedingungen zu schaffen. Denn – so wichtig der Verzicht auf Plastik, weniger Fleisch oder die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel einzelner auch ist – den Klimawandel stoppen gelingt nur, wenn auch die Politik handelt.

„familiii“ hat fünf Aktivistinnen und Aktivisten von Fridays for Future gefragt, warum sie sich fürs Klima engagieren, wie sie ihren Alltag klimafreundlicher gestalten und ob auch ihre Familien beim Klimaschutz mit ihnen an einem Strang ziehen. Eines vorweg: Mit der Illusion, man könne in allem zu hundert Prozent klimafreundlich leben, räumen Lena, Constantin, Simon, Flora und Mira auf. Einig sind sie sich im Wunsch, Entscheidungsträger würden die Dringlichkeit des Problems erkennen. Und das besser heute als morgen.

Flora Peham, 16, Schülerin, aus Niederösterreich
„Mein klimaschonendstes Verhalten ist, dass ich zu Streiks gehe.“

Was tust du, um das Klima zu schützen?
Ich bin schon seit Längerem Vegetarierin, benutze öffentliche Verkehrsmittel und versuche Fast Fashion zu vermeiden. Was Mode angeht, fällt es mir am schwersten. Ich war zwar noch nie die große Shopperin, aber es gibt nicht so viele gute Alternativen zu Fast Fashion. Das ist als junger Mensch nicht so einfach. Mein klimaschonendstes Verhalten ist aber, dass ich zu Streiks gehe. Das hat den größten Effekt.

Warum ist Streiken in deinen Augen das wirkungsvollste Mittel gegen den Klimawandel?
Ich habe gemerkt, dass es nicht so viel bringt, wenn ich nur mein eigenes Verhalten ändere. Man muss die Politik dazu bringen, andere Voraussetzungen zu schaffen. Deswegen bin ich bei vielen Aktionen von Fridays for Future dabei, vor allem bei den Streiks. Die sind ja auch das bekannteste Mittel von Fridays for Future.

Was sagt deine Familie dazu?
Ich habe von meinem Vater den Anstoß bekommen, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Meine Eltern haben mich von Anfang an unterstützt. Mir ist immer vermittelt worden, dass es eine Selbstverständlichkeit ist, das Demonstrationsrecht zu nutzen.

Mira Dolleschka, Studentin, 21, aus Niederösterreich
„Meine Oma war auch schon mit auf Klimastreiks.“

Warum engagierst du dich bei Fridays for Future?
Weil ich wütend bin, dass Politikerinnen und Politiker die Klimakrise zu wenig ernst nehmen. Wir führen deswegen viele Gespräche mit ihnen und haben erst vor Kurzem eigene Forderungen für die Klimapolitik in Wien veröffentlicht. Wir fordern zum Beispiel ein klares Nein zum Lobautunnel und der S1. Es passt einfach nicht zusammen, dass die Wiener Regierung meint, die Stadt soll zur Klimamusterstadt werden, aber gleichzeitig werden neue Autobahnen gebaut.

Und dein Alltag – wie klimafreundlich ist der?
Seit einem Jahr esse ich kein Fleisch mehr. Ich verzichte aufs Auto, was in Wien, wo ich studiere, einfach ist. In Niederösterreich am Land ist das schwieriger, wenn nur fünf Busse am Tag fahren. Und ich diskutiere viel mit allen möglichen Leuten über das Thema. Den meisten ist das Problem bewusst. Meinungsverschiedenheiten gibt es hin und wieder beim Thema Konsum. Ich bin der Meinung, dass wir ohnehin fast alles haben, was wir brauchen. Ich kaufe zum Beispiel kein neues Gewand mehr und wenn, dann nur Second Hand. Es ist wichtig, Dinge so lange wie möglich zu nutzen und so den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Im Endeffekt hängt es meistens nicht nur vom Bewusstsein für die Klimakrise ab, sondern davon, wie viel man selbst bereit ist zu tun.

Ist deine Familie in Sachen Klimaschutz mit an Bord?
Das Thema Umwelt war bei uns immer schon wichtig. Weil meine Schwestern und ich kein Fleisch mehr essen, essen wir alle in der Familie keines mehr. Auch meine Oma macht sich viele Gedanken und redet auch mit ihren Freundinnen und Freunden über das Thema. Sie war sogar schon mit auf Streiks. Das finde ich sehr cool!

Lena Müller, Schülerin, 14, aus Salzburg
„Die Politik soll klimafreundliches Verhalten attraktiver machen.“

In welchen Bereichen ist dir klimafreundliches Verhalten besonders wichtig?
Ich versuche, viel mit den Öffis zu fahren. Das finde ich sowieso viel praktischer für mich, weil ich die Zeit zum Lesen oder Nachdenken nutzen kann. Im ländlichen Raum gibt es aber nicht überall ein gutes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln. Manche Verwandte sind deswegen schwer zu erreichen. Diesbezüglich sollte die Politik mehr machen, damit mehr Leute vom Auto auf die Öffis umsteigen können.

Die Politik hat also eine große Verantwortung…
Genau. Mir ist es sehr wichtig, zu betonen, dass niemand zu hundert Prozent klimaneutral leben kann. Das funktioniert einfach nicht. Man darf die Schuld aber nicht auf die Konsumentinnen und Konsumenten schieben, sondern soll die Politik dazu bewegen, den Weg zu klimafreundlichem Verhalten attraktiver zu gestalten. Es werden immer noch Milliarden in Kohle, Gas und Öl gesteckt. Alles, was klimafreundlicher ist, ist im Grunde genommen teurer. Genau deswegen engagiere ich mich auch bei Fridays for Future.

Wie sieht deine Arbeit für Fridays for Future aus?
Wir treffen uns einmal in der Woche beim offiziellen Plenum. Ich mache Interviews mit Medien – wie zum Beispiel mit familiii – und helfe mit, Aktionen zu planen und zu organisieren. Meistens wird gefragt: „Wer hat Zeit?“ und dann meldet man sich, wenn man kann.

Constantin Eberle, 17, Schüler, aus Vorarlberg
„Bei Fridays for Future habe ich Leute kennen gelernt, mit denen ich vieles erreichen kann.“

Wie setzt du klimafreundliches Verhalten in deinem Alltag um?
Ich versuche zum Beispiel, Plastik zu vermeiden. Wenn man sich genauer informiert, dann findet man Alternativen zu Plastik, auch in der Umgebung. Mittlerweile habe ich ein Repertoire an Dingen, die ich kaufen kann.

Ist deiner Familie Klimaschutz auch wichtig?
Meine Familie hat mich von Beginn an sehr unterstützt. Auch meine Oma ist schon mit auf Demos gekommen, das finde ich wirklich super. Mein Vater hinterfragt aber auch kritisch und wir diskutieren. Er weist zum Beispiel darauf hin, dass es in unserer sechsköpfigen Familie teuer ist, nur plastikfreie und biologische Produkte zu kaufen. Das zeigt: Auch wenn das Verhalten der einzelnen wichtig ist, für eine schnelle positive Veränderung in der Klimakrise braucht es die Politik, die die Rahmenbedingungen ändert.

Hast du Verständnis dafür, wenn bei manchen Menschen Klimaschutz nicht auf Platz eins ihrer Prioritätenliste steht?
Ja, sicher. Umweltfreundliche Produkte sind ja oft teurer. Jemand mit dem Mindestlohn kann sich die nicht leisten. Mir ist wichtig, nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen. Schuldzuweisungen bringen nichts, ich versuche eher mit den anderen in Dialog zu treten.

Wie sieht dein Engagement bei Fridays for Future aus?
Ich melde Demos bei der Polizei an, mache Videos und Fotos von den Demos. Wir machen außerdem Aktionen wie Kleidertauschpartys oder Flurreinigungen. Letztes Jahr im November hatten wir in Bregenz 6.000 Leute auf einer Demo – die größte Demo, die jemals in Vorarlberg stattgefunden hat.

Simon Pories, 19, Student, aus Wien
„Die Erde ist ein Geschenk.“

Was tust du fürs Klima?
Bevor ich etwas kaufe, frage ich mich, ob ich es überhaupt brauche. Es geht ja oft nicht um „besseren“ Konsum, sondern um die Frage: Muss ich das jetzt wirklich kaufen? Im Alltag fahre ich viel mit dem Fahrrad und esse meistens kein Fleisch. Daran habe ich mich gewöhnt. Aber wenn es im Lokal nur einen der üblichen Verdächtigen als einziges vegetarisches Gericht gibt, entscheide ich mich für Fleisch. Generell habe ich bei allem was ich tue das Thema im Hinterkopf.

Was sagen deine Eltern zu deinem Einsatz für das Klima?
Wir hatten immer schon einen relativ ökologischen Lebensstil, auch wenn uns die Dringlichkeit des Themas früher noch nicht so bewusst war. Wir hatten zum Beispiel noch nie ein Auto und wohnen zum Glück so, dass wir keines brauchen. Als meine Schwester und ich meinen Eltern gesagt haben, dass wir weniger Fleisch essen möchten, waren sie zuerst überrascht. Aber sie sind verständnisvoll und wir haben wegen des Themas keinen Generationenkonflikt.

Du bist auch bei „Religions for Future“ dabei. Warum?
Ich bin in der katholischen Kirche aktiv und versuche das Thema aus einem religiösen Blickwinkel heraus zu sehen. Für mich gehören kirchliches und politisches Engagement zusammen, beides ist ein Dienst an der Schöpfung. Die Erde ist ein Geschenk, das Mindeste, das wir tun können, ist, dass wir sie nicht zerstören.

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