Golden Generation

Muntermacher Enkelkinder

Enkel wirken wie ein Booster für Lebensfreude, Beweglichkeit und Vitalität im Leben älterer Menschen. Die Beziehung mit ihnen kann sogar das Leben verlängern.

Die Idee haben sich Franziska und Peter Kickinger bei einem Freund abgeschaut: „Bildungsreisen“ mit den Enkelkindern in jedes Bundesland Österreichs, sorgfältig vorbereitet, mit Kultur- und Naturprogramm. Das wäre doch auch etwas für unsere Enkel, dachten sich die beiden Pensionisten aus dem oberösterreichischen Altmünster. „Also waren wir vor zwei Jahren mit unseren Enkelkindern in Tirol und heuer in Salzburg“, erzählt Peter. „Vor den Reisen haben wir uns darüber informiert, was wir alles unternehmen und was die Kinder und uns interessieren könnte.“

Das Programm auf den Bundesländer-Trips war dicht: Sightseeing in Innsbruck, wandern im Zillertal, die Bauarbeiten am Brenner-Basis-Tunnel besichtigen, den Salzburger Dom mit dem Audio-Guide entdecken, mit dem Bus und dem Schrägaufzug zum Stausee in Kaprun: Die Enkel – im Alter zwischen 4 und 9 – waren begeistert, Franziska, 68, und Peter, 69, ebenso. „Wir haben vieles gesehen, das auch für uns neu war“, sagt Franziska. „Und waren an Orten, die wir sonst vielleicht nie besucht hätten.“

Mit dem Auto und Zug unterwegs

Seit ihr erstes Enkelkind vor über neun Jahren geboren wurde, legen Franziska und Peter regelmäßig viele Kilometer zwischen den Bundesländern zurück, und das nicht nur, um Urlaub zu machen. Viele Jahre haben sie die Familie ihrer Tochter in Wien besucht, nach deren Umzug ins Mostviertel kommen sie fast jede Woche dorthin. Sie unterstützen bei den Arbeiten rund ums Haus und helfen bei der Kinderbetreuung. „Die Treffen sind für uns alle eine Freude. Die langen Auto- und Zugfahrten nehmen wir gerne auf uns“, sagt Franziska. Und Peter: „Unsere Mobilität hat mit den Enkelkindern definitiv zugenommen, auch die geistige.“ Den Enkeln Wissen und Fähigkeiten weiter geben zu können, mit ihnen das nachzuholen, was man selbst als Eltern versäumt hat, sei eine großartige Erfahrung. „Ich erlebe jetzt vieles bewusster als mit meinen eigenen Kindern“, sagt Peter. „Ich habe ja auch viel mehr Zeit als früher als Vater, als ich noch voll im Berufsleben gestanden bin.“

Unsere Mobilität hat mit den Enkelkindern definitiv zugenommen, auch die geistige. Was mich besonders freut: dass man an die Enkel so vieles weitergeben kann.

Peter Kickinger

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Positiv besetzte Altersrolle

In einem Alter, in dem sich in der Regel soziale Kontakte reduzieren, weil bei vielen älteren Menschen die Erwerbstätigkeit wegfällt, bringe das Großelternsein eine neue Form der sozialen Einbindung mit sich, sagt die Psychologin Sabine Buchebner-Ferstl vom Österreichischen Institut für Familienforschung. „Die Beziehung zu den Enkelkindern wird sehr häufig als sinnstiftend und bereichernd erlebt. Dazu kommt, dass die Großelternrolle eine der wenigen positiv besetzten Altersrollen ist, vor allem für Frauen.“

Das könne einen wahren Energieschub mit sich bringen. Und – wie bei Franziska und Peter – sehr viel Engagement und Bereitschaft, sich einzubringen. Nicht wenige Familien sind auf die Hilfe der Großeltern angewiesen, die ihre Enkel nachmittags vom Kindergarten abholen, diese in den Ferien betreuen oder auch finanziell unterstützen. „Dadurch entsteht oft eine positive Form der Abhängigkeit“, sagt Buchebner-Ferstl. Bei allem Konfliktpotential, das diese familiären Beziehungen bergen, ergebe sich häufig für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation: Eltern schätzen die Unterstützung der Großeltern, diese fühlen sich gebraucht, die Enkelkinder lieben die Zeiten mit Oma und Opa.

Franziska und Peter Kickinger aus Altmünster haben vier Enkel, die sie fast jede Woche im Mostviertel besuchen.

Durch unsere vier Enkelkinder weitet sich unsere eigene Welt. Vieles, was wir mit den Enkeln unternehmen, würden wir alleine wahrscheinlich nicht machen. Sie spornen uns oft an, uns mit Dingen zu beschäftigen, zum Beispiel mit den digitalen Medien: Von denen profitieren wir sehr, weil wir so am Leben der Kinder auch über die Entfernung Anteil haben. Mit den Enkeln bewegen wir uns auch viel mehr. Wir gehen mit ihnen auf den Berg, begleiten sie zum Reiten und zum Fußballspielen. Solange wir es noch können, fahren wir mit ihnen Ski. Das hält uns fit.

Lebensverlängernde Wirkung

Auf den körperlichen und mentalen Gesundheitszustand älterer Menschen wirken sich Enkelkinder grundsätzlich positiv aus. Einer internationalen Studie aus dem Jahr 2016 zufolge hat die regelmäßige Betreuung von Kindern sogar lebensverlängernde Wirkung. Das liegt nahe: Wer mit einem Zweijährigen auf dem Wohnzimmerboden Duplowelten baut, sich gegen die Siebenjährige im Garten wilde Federballmatches liefert oder mit den Enkelkindern eine Radtour macht, bleibt beweglich. „Kinder motivieren Großeltern zu vielen Aktivitäten und dazu etwas Neues zu versuchen“, bestätigt Sabine Buchebner-Ferstl. „Sie fördern darüber hinaus die geistige Fitness, zum Beispiel wenn sie im Kindergartenalter Warum-Fragen stellen, Oma und Opa beim Memory herausfordern oder mit ihnen puzzlen. Prinzipiell: Kinder erfordern Konzentration und Wachheit.“ Enkelkinder im jugendlichen Alter fördern das Verständnis für die jüngere Generation und eröffnen ihren Großeltern nicht selten den Zugang in neue – digitale – Welten. Wenn diese sich nicht bereits schon früher mit Videocalls oder Messengerdiensten vertraut gemacht haben, weil sie auch über die Entfernung am Leben der Familien ihrer Kinder Anteil nehmen möchten.

Seit die Enkel auf der Welt sind, sind die Familienbande in der Großfamilie intensiver geworden, sagen Franziska und Peter.

 

„Kinder motivieren ihre Großeltern zu vielen Aktivitäten und dazu etwas Neues zu versuchen.“

Sabine Buchebner-Ferstl
Psychologin, Österreichisches Institut für Familienforschung

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