Bildung

Nachhilfe-Trend: Mittels Ferienkursen der Durchschnittsfalle entrinnen

Ein drohendes „Nichtgenügend“ bleibt laut einer Umfrage der Nachhilfeorganisation Schülerhilfe bei Schülern und Eltern aber das Nachhilfe-Motiv Nr. 1.

Lehrerin und Schüler

Nach der Zwangspause in der Schule wollen immer mehr Eltern den Wissensstand ihrer Kinder erheben, um allfällige Lücken bis zum Herbst zu schließen. „Besonders gefragt sind derzeit die von der Schülerhilfe vor Beginn der Sommerkurse ohne Zusatzkosten angebotenen fachspezifischen Eingangschecks“, erklärt Markus Kalina, Repräsentant von Österreichs führendem Nachhilfe-Institut den aktuellen Nachhilfe-Trend. Denn immer öfter ist es nicht nur ein drohendes Nichtgenügend, das die Betroffenen in die Nachhilfe-Institute zieht, sondern vielmehr die Verbesserung einer durchschnittlichen Note auf ein „Gut“ oder sogar „Sehr gut“ im kommenden Schuljahr.

Wissenslücken durch Corona-Lockdown verunsichern Schüler

„Trotz Online-Unterricht konnte der Lehrstoff in den Schulen nicht wie geplant durchgemacht werden. Die dadurch entstandenen Wissenslücken bei den Kindern haben viele Eltern und Schüler verunsichert, wie es im kommenden Herbst weitergeht“, erklärt Markus Kalina, Regionalleiter der Schülerhilfe in Österreich. „Früher haben die Betroffenen meist nur dann Nachhilfe in Anspruch genommen, wenn sie einen Fünfer im Zeugnis vermeiden wollten. Heute geht es zunehmend darum, ein ‚Befriedigend‘ im kommenden Schuljahr in ein ‚Gut‘ oder ‚Sehr gut‘ zu verwandeln“, erläutert der Experte. Viele Schüler und auch Eltern wollen sich nicht mehr mit durchschnittlichen Noten zufriedengeben. Ein Anspruch, der aufgrund der Corona-bedingten Schulschließungen nicht kleiner geworden ist. Ein drohendes Nichtgenügend ist aber nach wie vor der Hauptgrund für die Inanspruchnahme von Sommerferienkursen bei der Schülerhilfe.

Auch höhere Schulform gewinnt als Ziel an Bedeutung

Ungeachtet der Corona-Maßnahmen zeigt eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer („Nachhilfebarometer 2020“) einen ähnlichen Trend. Demnach ist der Anteil jener Schüler, der deshalb Nachhilfe in Anspruch nimmt, um sich um eine Note zu verbessern, im Vorjahresvergleich von 54 auf 56 Prozent gestiegen. Die Aufnahme in eine andere bzw. höhere Schulform (AHS, BHS, BMS) hat ebenfalls an Bedeutung gewonnen. Hier gab es einen Zuwachs von 7 auf 9 Prozent. Der Prozentsatz jener, der mittels Förderunterricht eine Nachprüfung bzw. negative Zeugnisnote vermeiden will, ist zwar immer noch sehr hoch, im Vergleich zu 2019 ist der Wert aber von 33 auf 29 Prozent gesunken.

Mischformen aus Präsenz- und Online-Unterricht

Steigernder Beliebtheit erfreut sich derzeit der von der Schülerhilfe angebotene Wissens-Check, um die während der Corona-Krise entstandenen individuellen Bildungslücken zu erheben und diese im Anschluss gezielt mittels professioneller Nachhilfe zu schließen. Der Einzelunterricht in kleinen Gruppen von zwei bis maximal fünf Schülern ist ein Konzept, dass sich bei der Schülerhilfe in Österreich seit mehr als 30 Jahren bewährt hat. „Durch die kleinen Gruppen motivieren sich die Kinder gegenseitig und die Nachhilfelehrer können auf alle individuellen Fragen sehr detailliert eingehen“, erklärt Kalina. Neu im Angebot sind derzeit Mischformen aus Präsenz- und Online-Unterricht, die ebenfalls gut angenommen werden.

Im Schnitt vier bis fünf Stunden Zeit mit dem Handy

Umgekehrt gibt bei einigen Betroffenen aber auch die Tendenz, im kommenden Sommer gänzlich aufs Lernen zu verzichten. Kalina ortet als Grund dafür den fehlenden Notendruck und die bevorstehende Ferienzeit. „Vielen ist nicht bewusst, dass an einigen Schulen bereits im September wieder Schularbeiten stattfinden und nicht wie sonst üblich erst im Oktober“, erklärt der Experte. Dass den Schülern manchmal angeblich keine Zeit fürs Lernen oder für die Inanspruchnahme von Nachhilfeunterricht bleibt, lässt Kalina nicht gelten: „Wie interne Befragungen ergaben, nutzen Schüler pro Tag im Schnitt vier bis fünf Stunden lang ihr Mobiltelefon. Das entspricht bis zu 1825 Stunden im Jahr, von denen man zumindest einen Teil zur Vorbereitung auf den Unterricht verwenden könnte“, rechnet Kalina vor.

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