Bildung

Pssssssssssssst! war gestern

In Österreichs Bibliotheken und Büchereien sind Kinder willkommene Gäste. Mit eigenen Programmen und Veranstaltungen wird Lust aufs Lesen gemacht – dabei kann es auch einmal richtig laut werden.

Viele haben Bibliotheken und Büchereien aus ihrer Kindheit als Orte in Erinnerung, in denen man ganz still sein musste. Lachen, laufen, tanzen oder gar essen waren völlig undenkbar. Dieses Bild hat sich mittlerweile gewandelt und zwar gründlich. „Wir wollen kein starrer Raum sein, wo Kinder nicht hinwollen, sondern wir wollen ein freudiger Raum sein mit viel Licht, mit viel Raum in dem sich die Kinder bewegen dürfen und Spaß haben“, bringt es Heike Rechberger von der Stadtbibilothek Graz auf den Punkt.

Kinderinsel Labuka

Das Kinderprogramm in der Stadtbibliothek Graz ist „Labuka die Kinderinsel“. Hier setzt man vor allem auf Interaktion mit den Kindern. „Es werden Geschichten vorgelesen und die Kinder werden animiert mitzumachen und in die Geschichte einzutauchen. Besonders wichtig ist uns das soziale Miteinander der Kinder, das gemeinsame Erleben. Sie haben die Möglichkeit, Szenen aus dem Buch mitzuspielen und sich in eine Rolle hineinzuversetzen. So werden die Inhalte der Bücher greifbar“, erklärt Heike Rechberger. Ein besonderes Highlight ist die „Autorenzeit“, zu der Autoren in die Bibliothek eingeladen werden, um aus ihren Büchern vorzulesen. Die Kinder können dann Fragen zum Inhalt des Buches oder zum Werdegang des Autors stellen. „Diese Nachmittage sind für die Kinder ein besonderes Erlebnis. Es wird nicht nur die Neugierde gefördert, sondern auch das Interesse sich selbst eine Geschichte auszudenken und niederzuschreiben“, erzählt Rechberger.

Graz: Büchertheater Die Inhalte von Büchern werden nachgespielt und die Kinder versetzen sich in verschiedene Rollen

Hungrig machen

In den Kinderbereichen der Wiener Büchereien findet jeder seinen Platz, egal ob in einer belebten oder ruhigeren Zone. Die Veranstaltungen zu den verschiedenen Themen sollen hungrig machen auf mehr Geschichten oder Sachwissen. Auch Kinder, die keine ausgesprochenen Leseratten sind, sind herzlich willkommen. „Manche, die nicht lesen wollen, haben vielleicht noch nicht das richtige Thema gefunden. Es muss nicht zwingend ein belletristisches Buch sein, es stehen bei uns auch Sachbücher, Comics, Zeitschriften, eAudiobooks oder eBooks zur Verfügung. Es gilt herauszufinden, worüber man gerne mehr wissen möchte, denn dann greift man auch zu den entsprechenden Büchern oder anderen Medien“, so Martina Adelsberger von den Büchereien Wien.

Für junge Besucher gibt es den „Kinderplanet Kirango“. Und der hat einiges zu bieten. Über 100 Veranstaltungen pro Monat für alle Altersgruppen, in verschiedensten Formaten und zu breitgefächerten Themen. „Von unserer Lesefrühförderschiene ,Kirangolini‘ über (mehrsprachige) Lesungen bis zu DJ und DJane Workshops“, so Adelsberger.

Graz: Autorenzeit In den Bibliotheken lesen auch Autoren aus ihren Büchern und binden die Kinder aktiv mit ein

Die Seele baumeln lassen

„Niemand muss bei uns lesen, aber alle dürfen! Dafür braucht es natürlich ein vielfältiges Angebot an Lesestoff: Bilderbücher, Krimis, Fantasy, aber auch eine gut sortierte Auswahl an Sachbüchern und Comics für verschiedene Altersstufen. Wichtig ist uns, dass bei uns alle das lesen dürfen, was sie wollen. Wir sind nicht dazu da, die Kinder zu beurteilen, sondern sie auf ihrem eigenen Weg zu kompetenten Lesern zu unterstützen und zu begleiten“, erklärt Veronika Knapp von der Stadtbibliothek Innsbruck. Ein Fixpunkt im familienorientierten Programm sind Vorleseaktivitäten in der Reihe „Vorlesezeit am Freitag“ für Kinder ab drei Jahren, aber auch Wissensformate für die Größeren zum Experimentieren und Ausprobieren. „Unsere Erfahrung zeigt, dass gute Bücher, die mit entsprechender Begeisterung vermittelt werden, von den Kindern auch begeistert aufgenommen werden. Das Medium Buch hat nichts von seiner Faszination verloren. Gerade in einer schnelllebigen und lauten Welt ist es schön, sich einfach in ein Buch zu vertiefen, zu träumen und mit der Seele zu baumeln. Diese kleinen Auszeiten und Mußestunden brauchen Kinder genauso wie Erwachsene“, so Knapp.

Innsbruck: offene Atmosphäre Wichtig ist, dass alle lesen dürfen was sie wollen, egal ob Krimis, Comics, Bilderbücher oder Fantasy

Bücherei-Erlebnisstunden

In der Stadtbücherei Gmunden sind wöchentlich Kindergartengruppen und Volksschulklassen zu Gast. „Im Zuge dieser Besuche veranstalten wir sogenannte Bücherei-Erlebnisstunden, in denen wir uns rund um das Thema Bücher für die Kids immer etwas Besonderes einfallen lassen. Mal stellen Kinder Bücher dar, die sortiert werden müssen, mal werden durch Sätze aus bunt zusammengewürfelten Büchern neue Texte kreiert, mal werden mit Schutzbrillen und Handschuhen „Leichen“ (Bücher, die selten bis nie entlehnt werden) aus den Regalen entsorgt, mal wird ein Podcast aufgenommen. Es gibt da unendlich viele Möglichkeiten“, so Petra Stockhammer und Heidi Forstinger vom Team der Stadtbücherei Gmunden. Für die älteren Kinder gibt es Führungen durch die Bibliothek in Form von Schnitzeljagden, Vorlesestunden und Lesenächten. Derzeit ist eine Veranstaltungsreihe MINT (Naturwissenschaften für Kinder mit unkomplizierten Versuchen) in Vorbereitung.

Wien: Kinderplanet Kirango Hier finden sich alle Medien für Kinder von 0–14

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