Bildung

„Seien Sie nachsichtig mit sich selbst!“ – Interview mit einer Pädagogin

Anita Summer, Pädagogin und Mathematik-Lernhilfen-Autorin, gibt Tipps, wie die Kinder nun zuhause gut lernen können und wie die Eltern sie dabei am besten unterstützen.

Vor kurzem ist die neue Lernhilfen-Reihe „Lernen mit Teo und Tia“ im G&G Verlag erschienen. Eine der Autorinnen ist Mag. Dr. Anita Summer, BEd, die als Volks-, Haupt- und Sonderschullehrerin sowie auch als Lehrende an der KPH Wien/Krems (Schwerpunkte: Didaktik Mathematik PS, Montessoripädagogik) tätig ist. Summer ist selbst Mutter zweier Kinder und weiß, welche Herausforderungen die nächsten Wochen bringen werden und gibt Tipps, wie diese so gut wie möglich genutzt werden können.

Wie sollen Eltern von Volksschüler*innen, Schüler*innen der NMS und AHS-Unterstufe die nächsten Wochen in Hinblick auf die Schule und das Lernen am besten angehen?
Anita Summer: Unabhängig vom Alter sollten sich die Schülerinnen und Schüler zunächst einen Überblick über den erhaltenen Übungsstoff verschaffen. Jüngere Kinder brauchen dazu sicher die Unterstützung der Eltern. Gemeinsam mit den Kindern sollte dieser Übungsstoff dann sinnvoll auf die nächsten Tage und Wochen aufgeteilt werden.
Daraus ergibt sich auch die tägliche Übungszeit, die bei einem Volksschulkind sicherlich kürzer ausfallen wird, als bei einer Schülerin oder einem Schüler der Unterstufe.

Wie viel Zeit sollte am Tag fürs Lernen aufgewendet werden?
Anita Summer: Als Richtzeit sollten bei jüngeren Kindern zwei Stunden konzentrierte Arbeitszeit „am Schreibtisch“ jedenfalls mehr als genügen. Bei älteren Kindern wird dies durchaus mehr sein. Wie die Lernzeit eingeteilt wird, muss von Familie zu Familie entschieden werden. Haben die Eltern fixe „Home-Office“-Zeiten, ist es sicherlich sinnvoll, dass auch die Kinder zu dieser Zeit arbeiten. Es ist durchaus in Ordnung, sogenannte „Bitte nicht stören“-Zeiten festzulegen und sich zuvor zu versichern, dass die Kinder den Arbeitsauftrag verstanden haben, damit sie selbstständig arbeiten können.

Wie kann man den Schulstoff auch im Alltag einbauen?
Anita Summer: Abgesehen von der klassischen Lernzeit an Arbeitsblättern etc. lernen Kinder auch, wenn sie am Alltag teilnehmen und hier finden sich viele Möglichkeiten, Schulstoff in den Alltag einzubauen und dadurch die Kinder sinnvoll zu beschäftigen. Die klassischen Freilerner machen es hervorragend vor: Planen Sie Projekte, bei denen die Kinder mitgestalten und mitarbeiten können – vielleicht sogar Dinge, die Sie schon lange machen wollten: Das könnte z.B. das Basteln von Upcycling-Ostergeschenken oder das Schreiben von selbst gemachten Osterkarten für die Großeltern sein – das motiviert die Kinder ebenso. Auch beim Kochen lassen sich viele mathematische Inhalte einfach nebenbei erproben. Selber Brot oder einen Osterstriezel backen oder im Kochbuch/Internet schmökern, was mit den vorhandenen Lebensmittel hergestellt werden kann, ist Arbeit für eine „Kochdetektivin oder einen -detektiv“.

Wichtig für Kinder ist auch Bewegung – vor allem an der frischen Luft. Meiden Sie dabei selbstverständlich Menschenansammlungen. Ein Spaziergang (besonders im Wald) wird spannender, wenn Sie ein Bestimmungsbuch mitnehmen: „Wer kann die Namen der ersten Frühblüher benennen? Welcher Nadelbaum hat seine Nadeln im Winter verloren etc.?“
Oder, wenn das Kind ein neues Lied auf der Flöte übt, ist es bestimmt viel motivierender, wenn das gekonnte Lied schließlich gefilmt und der Oma oder  dem Musiklehrer… geschickt wird.
Grundsätzlich sollten wir uns aber alle vor Augen halten, dass diese nächsten Wochen eine Ausnahmesituation sind. Besonders wenn die Eltern selber von zu Hause aus arbeiten müssen, ist es nicht möglich, sich ständig mit den Kindern zu beschäftigen. Seien Sie also nachsichtig mit sich selbst. Wenn das Kind sein tägliches Plansoll erfüllt hat, ist es auch in Ordnung, wenn das Kind eine Zeit lang fern sieht oder am Computer spielt. Auch hier gibt es durchaus sinnvolle und lehrreiche Sendungen und Programme.
Was sollte geübt werden?
Anita Summer: Laut Aussendung des Bildungsministers sollen bzw. müssen keine neuen Inhalte erarbeitet werden. Durch die vermehrte Übungszeit können Kinder dadurch wunderbar in Bereichen üben, in denen sie eventuell Nachholbedarf haben. Dazu bieten sich Lernhilfe-Bücher besonders an. Wichtig ist, dass hierbei besonderer Wert auf Erklärungen gelegt wird, wie dies z.B. in der neuen Lernhilfe-Serie „Lernen mit Teo und Tia“ der Fall ist. (Anm.: Anita Summer ist eine der Autorinnen der neuen Lernhilfen, die vor kurzem im G&G Verlag erschienen sind.) Die Kinder sollen die Inhalte verstehen, Unverstandenes zu Üben bringt wenig und ist bald wieder vergessen.

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