Baby

Sich berühren und Nähe spüren

Küssen, kuscheln, streicheln: Körperliche Nähe ist essentiell für die Entwicklung und ein Genuss für Eltern und Kind. Warum Berührungen für Babys nicht nur wunderschön, sondern auch lebenswichtig sind.

Diese zarten Wangen. Der feine Flaum auf dem runden Köpfchen. Die wunderbare Wärme, wenn das Baby Haut an Haut bei einem liegt. Die winzigen Händchen! So klein und alle Finger sind dran. Und wie gut es riecht! Man k.nnte es die ganze Zeit einfach nur ansehen und küssen. Die erste Zeit mit einem Baby ist einfach magisch. Denn nun ist es da, das lang ersehnte Menschlein. Geboren wurde es mit zwei Grundbedürfnissen. Nach Nahrung und nach k.rperlichem Kontakt. Nur wenn beide erfüllt sind, kann ein Baby wachsen und gedeihen. Berührung hat das Neugeborene bereits im Mutterleib erfahren und das sogar ganz schön früh.

Das erste Erlebnis ist Berührung

Schon lange bevor das Kind hören, sehen oder riechen kann ist es empfänglich für Berührungen. So kann es bereits im ersten Trimester der Schwangerschaft Berührungen von außen wahrnehmen. Der Tastsinn entwickelt sich sogar bereits ab der 5. Schwangerschaftswoche. Zu einem Zeitpunkt, an dem die werdenden Mütter oft noch nicht einmal wissen, dass sie schwanger sind. Ab der 12. Schwangerschaftswoche kann der Embryo an der gesamten Hautoberfläche Reize erkennen und wahrnehmen. Schottische ForscherInnen fanden heraus, dass Babys im letzten Trimester vor allem auf die Berührung der Mutter ansprechen würden. Legt die werdende Mutter die Hand auf ihren Bauch oder streichelt ihn, dann würden die Ungeborenen am ehesten reagieren und die Wand des Uterus berühren. Als Erklärung vermuten die WissenschaftlerInnen, dass bei der Mutter die Berührung von der Bewegung ihres ganzen Körpers begleitet wird. Dies sei möglicherweise genau die Art der Bewegung, die die große Vertrautheit und die frühe Bindung zwischen Mutter und Kind schafft. Aber auch der Vater kann sich durch bewussten Kontakt beim Ungeborenen bemerkbar machen. Durch das Halten des Bauches, sanftes Streicheln und seine Stimmlage wird auch hier schon ganz früh die Bindung gefördert. Bei der Berührung des Bauches durch Fremde hingegen würden sich laut der Studie die Babys im Bauch eher ruhig verhalten. Daher kommt vielleicht auch das Phänomen, dass sich das Baby oft genau dann nicht mehr bewegt, wenn man es einem Außenstehenden zeigen möchte.

Über den Hautkontakt

Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan, welches, wie erwähnt, bei der Geburt auch das am besten ausgebildete ist. Der Hautkontakt ist angenehm, beruhigt und schafft Nähe und Bindung. Aber er ist noch so viel mehr: Hautkontakt ist nicht nur wunderschön, sondern lebensnotwendig. Das gilt für Menschen jeden Alters und für Babys ganz besonders. In einem grausamen Experiment veranlasste Kaiser Friedrich II im 13. Jahrhundert, dass Säuglinge von ihren Müttern getrennt und von Ammen lediglich mit Nahrung versorgt werden sollten. Körperkontakt oder eine Ansprache der Säuglinge wurde untersagt. Er wollte herausfinden, wie sich Sprache entwickelt, wenn die Kinder keine Zuwendung erhalten. Das Ergebnis: Alle Babys starben aufgrund des Fehlens von Nähe und Körperkontakt.  In der Frühchenforschung wird der Zusammenhang zwischen Berührung und Entwicklung besonders deutlich. Studien aus den USA, die mit Frühgeborenen im Brutkasten durchgeführt wurden, zeigten Folgendes: Babys, die jeden Tag dreimal für 15 Minuten gestreichelt wurden, nahmen um fast 50 Prozent schneller zu. Außerdem waren sie aktiver und ausgeglichener und konnten ihren Entwicklungsrückstand rascher aufholen.

Die Rolle der Hormone

Beim Berührtwerden und auch beim Berühren selbst schüttet der Körper Hormone aus. Allen voran das Bindungshormon Oxytocin. Dieses „Kuschelhormon“ wird bei Hautkontakt freigesetzt. Zum Beispiel dann, wenn die Mutter das Baby stillt, oder Mama und Papa mit ihm kuscheln oder es sanft streicheln. Es wird im Hypothalamus gebildet, einer Region im Zwischenhirn. Und es sorgt für körperliches Wohlbefinden, verringert Angst und Aggressionen und fördert Vertrauen, Empathie und Sicherheit. Fehlt es jedoch an Nähe und damit an Oxytocin, wirkt sich das negativ auf die Gesundheit aus. Die Reifung des Gehirns verzögert sich und die körperliche und seelische Entwicklung leidet. Denn erwiesenermaßen stärkt das Hormon auch das Immunsystem. Der Hautkontakt hat zur Folge, dass führten ganz aktuell zwei Entwicklungspsychologinnen der Universität Wien durch. Dass Berührungen grundlegend für die zwischenmenschliche Kommunikation sind, ist langhin bekannt. Unklar war bisher, ob und wie sich liebevolle Berührungen und Körperkontakt auf die Gehirnaktivität und den Herzschlag von Müttern und Babys auswirken. Ihr Fazit: Die Gehirnaktivitäten zwischen Müttern und Babys passten sich vor allem dann einander an, wenn sie engen Körperkontakt hatten und wenn die Mutter das Baby häufig liebevoll streichelte. Dabei waren die Herzrhythmen von Mutter und Baby vor allem im  gemeinsamen Spiel im Gleichklang. Dem Bereich des Frontalhirns wurde in der Studie besondere Aufmerksamkeit zuteil. Eine Aktivierung in dieser vermehrt sogenannte Killerzellen im Blut produziert werden. Diese sind von Bedeutung, wenn es darum geht, Krankheitserreger, wie Viren abzuwehren. Man hat herausgefunden, dass Babys und generell Menschen jeden Alters, die viel Nähe bekommen, seltener an Erkältungsinfekten leiden und auch sonst weniger anfällig sind. Ebenso reguliert Oxytocin das Stresslevel, indem es wiederum die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol reduziert. Babys die häufig berührt werden sind ruhiger, entspannter und wirken weniger nervös. Und noch ein weiteres Hormon, das bei Hautkontakt eine wesentliche Rolle spielt, ist das „Glückshormon“ Dopamin. Der Botenstoff, der ebenfalls durch Berührung ausgeschüttet wird, hebt die Stimmung und fördert das Glücksempfinden.

Die vielen Arten der Berührung

Berührung kann man auf viele Arten schenken. Beim Stillen sind sich Mutter und Kind natürlich besonders nahe. Die positiven Effekte der Berührung kommen hier, wie auch bei jeder anderen Berührungsform, dann zu tragen, wenn sich beide damit wohlfühlen. So können auch Mütter, die ihr Baby nicht stillen, die gleiche intime Nähe herstellen und auch der Papa kann beim Füttern mit der Flasche viel Geborgenheit schenken. Weitere Gelegenheiten dem Säugling körperliche Nähe zu geben sind etwa das Tragen im Tragetuch, das Schlafen im Familienbett, die Babymassage, oder ganz einfach das Streicheln und die regelmäßige sanfte Zuwendung. Das Wunderbare daran: Auch Mama und Papa profitieren von diesen zärtlichen Begegnungen. Denn auch bei ihnen wird, wissenschaftlich gesehen, Oxytocin ausgeschüttet oder einfach ausgedrückt, das schönste Gefühl der Welt genährt: die Liebe.

Gleichklang durch Körperkontakt

Eine spannende Studie zur Bindung zwischen Müttern und S.uglingen Region steht im Zusammenhang mit gegenseitiger emotionaler Anpassung, Aufmerksamkeit sowie Selbstregulierung. Diese Prozesse sind besonders relevant für soziale Interaktionen und entwickeln sich im Laufe des ersten Lebensjahres.

Berührungen geben Halt

Zusammenfassend kann man sagen: Hautkontakt ist für Babys genauso wichtig wie Nahrung. Denn Berührung vermittelt Sicherheit, Geborgenheit und Liebe. Und wer sich sicher und geliebt fühlt, kann sich gut entwickeln und frei entfalten. Der kann sich den Herausforderungen des Lebens stellen, mit dem Grundgefühl des Gehaltenseins. Und der wird diesen Halt auch weitergeben können. An Freunde, Partner und die eigenen Kinder.

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