Bildung

SOS-Kinderdorf: Schulen stecken tief in der Krise

SOS-Kinderdorf fordert zu Schulbeginn umfassende Reformen und mehr Budget im Schulbereich. Mitsprache der Kinder ist bei Neuausrichtung essentiell.

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„Was kann wichtiger sein, als die Zukunft der jungen Generationen, gerade wenn es um die Frage der Bildung geht?“, fragt Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf anlässlich des bevorstehenden Schulbeginns. Vor diesen Hintergrund sei es erschreckend, dass es von Seiten der Politik mal wieder versäumt wurde, die dringend benötigten Reformen, vor allem im Pflichtschulbereich, anzugehen. „Tausende junge Menschen bekommen aktuell nicht jene Unterstützung und Förderung in der Schule, die ihnen ein erfolgreiches Leben ermöglichen würde. Wo bleibt der umfassende Masterplan, wo bleibt das Engagement und ein enormes Sonderbudget seitens der Regierung?“, so Moser.

 

Langfristige Reformen statt Einmalaktionen zu Schulbeginn

„Es ist ja schön und gut, wenn Politiker*innen am Schulanfang Schultaschen, Hefte und Stifte finanzieren. Aber die massive soziale Ungerechtigkeit in unserem Bildungssystem wird damit nicht behoben“, sagt Moser. Schon in der Volksschule würden immer mehr Kinder Nachhilfe nehmen, um den Schritt ins Gymnasium zu schaffen. In den Volksschulen und später in den meisten Mittelschulen gäbe es kaum die Ressourcen, Kinder zielgerichtet und individuell zu fördern. „Wer bitte kann sich das leisten? Der Schulerfolg in Österreich hängt viel zu sehr vom Einkommen und dem Engagement der Eltern ab. Haben diese selbst nicht das Know how oder die Zeit mit den Plichtschüler*innen zu lernen, schaut es schlecht aus mit der Schulkarriere. Mein Verständnis von einem kinderrechtskonformen Schulsystem ist das nicht. Jedes Kind hat das Recht auf eine bestmögliche Bildung. Das verlangt die UN-Kinderrechtekonvention, der Österreich verpflichtet ist. Doch sehen tut man davon wenig“, so Moser.

 

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Es ist ja schön und gut, wenn Politiker*innen am Schulanfang Schultaschen, Hefte und Stifte finanzieren. Aber die massive soziale Ungerechtigkeit in unserem Bildungssystem wird damit nicht behoben.

Der zunehmend gravierende Mangel an Fachkräften sei ein weiteres Problemfeld. „Es gibt zu wenig Lehrer*innen, um einen modernen Unterricht in entsprechend kleinen Klassen und Gruppen zu organisieren. Das Ergebnis: Lehrer*innen sind permanent überfordert. Das wirkt sich auf die Qualität ihres Unterrichts und damit auf die Bildungschancen der Kinder aus“, sagt Moser.  Hier brauche es dringend mehr Investitionen. „Mehr Geld für die Lehrer*innen, mehr Geld für mehr Lehrer*innen. Gerade der ÖVP sollte diese Logik doch vertraut sein. Es kann nicht sein, dass das öffentliche Schulsystem zunehmend den Bach runtergeht. Wenn wir jungen Menschen keine ordentliche Bildung zukommen lassen, wird sich das in Zukunft auch noch stärker am Arbeitsmarkt bemerkbar machen, der ohnehin bereits von einem Fachkräftemangel betroffen ist,“ sagt Moser.

 

 

Schule als sozialer Ort: Kinder müssen mitgestalten können

Auch als sozialer Ort würde die Schule zusehends versagen: „Wir wissen aus zahlreichen Studien, dass die Schule jener Ort ist, an dem psychische Belastungen von Kindern und Jugendlichen am besten aufgefangen werden können. Doch es gibt viel zu wenig Ressourcen dafür. Die Schulpsychologie ist ein Tropfen auf den glühenden Stein, Schulsozialarbeit gibt es kaum. Überlastete Lehrer*innen sind immer weniger im Stande auf die psychische Befindlichkeit ihrer Schüler*innen einzugehen. Dabei bräuchte fast die Hälfte von ihnen systematische Hilfe und Unterstützung.

 

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Die Schüler müssen in der Gestaltung ihres Schulalltags mehr mitreden können.

„Das österreichische Schulsystem hinkt den Entwicklungen in unserer Gesellschaft massiv hinterher. Kinder und Jugendliche brauchen neben Grundfertigkeiten auch Orientierung, Halt, Beziehungen. Ich fordere klar, dass Kinder und Jugendliche in der Gestaltung ihres Schulalltags mehr mitreden können. Sie sollen nicht nur passive Objekte von Bildungsmaßnahmen sein, sondern sich als Teil einer demokratischen Gesellschaft verstehen, die ihr Umfeld selbst mitgestalten kann“, so Moser. „Und ich erwarte mir von einer Bundesregierung, dass sie nicht nur an ihre Wahlergebnisse, sondern an die nächsten Generationen denkt, wenn es um bildungspolitische Entscheidungen geht.“

 

 

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