Freizeit

Sportverein – ja oder nein?

Wettkämpfe und Pokale. Wochenenden auf Sportplätzen und in Turnhallen. Viele Kinder sporteln in Vereinen. Was spricht dafür, die Kinder in Vereine zu stecken und wie fördern Eltern die sportlichen Aktivitäten ihrer Kinder?

Sie gelten vielfach als Rückgrat der Gesellschaft, als Säule des organisierten Sports, als Motor von Integration sowie als Lernort für Teamgeist, Respekt und Zusammenhalt. Sie stehen aber auch für schweißtreibende Wochenenden auf Sportplätzen, geduldiges Aussitzen auf harten Hallentribünen, mehrmaliges monatliches Kutschieren der Kinder – nicht zu vergessen die diversen ehrenamtlichen Einsätze bei Turnieren und Festen sowie die monatlichen Abbuchungen am elterlichen Konto. Die Rede ist von den Sportvereinen für unsere Kinder und Jugendlichen, die für viele Eltern schlichtweg zum Familienleben dazu gehören.

Verein als Lösung für das Bewegungsproblem der Kids

Dass Bewegung gesund ist, die Motorik fördert, die Muskulatur stärkt, zahlreichen Erkrankungen vorbeugt und für Schule und Alltag fit macht, ist unumstritten. Zwei bis drei Stunden am Tag sollten sich Kinder bis zum siebten Lebensjahr bewegen.
Ein Volksschulkind täglich mindestens eine Stunde. Die Realität schaut leider oft anders aus. Nur 22,4 Prozent der Mädchen und 29,4 Prozent der Burschen im Alter von drei bis 17 Jahren erreichen überhaupt noch die Bewegungsempfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), sind also mindestens 60 Minuten täglich körperlich aktiv. Auf Sportplätzen und in Turnhallen können Kinder ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben und der Vereinssport stellt somit nicht umsonst für viele Eltern eine ideale Outsourcing-Lösung für die nötige Bewegung ihrer Sprösslinge dar – gerade in Zeiten erhöhten Online-Konsums. Die Vorteile der Vereinsaktivität liegen auf der Hand. Vereine können eine wichtige soziale Ressource darstellen, nachdem der Verein für viele fast so etwas wie eine zweite Familie ist, wo sich ein wichtiger Teil des sozialen Freizeitlebens abspielt. Für manche ist ein Sportverein neben der Schule oft sogar die einzige soziale Konstante außerhalb des Elternhauses. Im Verein trifft man sich, um gemeinsam Sport zu machen, mitzufiebern und um zusammen auf ein bestimmtes Ziel hinzuarbeiten. Die Voraussetzungen dafür sind Klarerweise die Begeisterung für den Sport auf der einen und ein gutes Auskommen mit den Vereinsmitgliedern auf der anderen Seite. Für die nötige Motivation sorgt in den meisten Sportvereinen ein starkes Miteinander sowie ein intensiver Zusammenhalt. Geht es einem Sportler oder einer Sportlerin nicht gut oder bleiben eigene Leistungen auf der Strecke, können einen die MitstreiterInnen aufbauen und den Rücken stärken. Dieser integrative Charakter ist laut Experten unbestritten einer der essentiellen Vorteile der Sportvereine. Wobei die Zugangsbedingungen für manche Familien erschwert sein können, mitunter aus religiös-kulturellen oder auch geschlechtsspezifischen Gründen. Gesellschaftlich oder finanziell schlechter gestellte Familien haben oft weder das Geld noch die Möglichkeit, ihr Kind zu den Spielorten zu bringen. Die sportliche Betätigung im Verein mit ihrer fixen Strukturgebung kann laut Experten auch erheblich zur Persönlichkeitsbildung beitragen. Studien haben ergeben, dass Vereinssportler auf sozialer und emotionaler Ebene meist begabter sind als andere. Die Kinder und Jugendlichen in den Vereinen können sich schnell in eine Person hineinfühlen, mit Konflikten besser umgehen und kommunizieren offener. Kinder, die bereits in jungen Jahren im Verein spielen, kommen erwiesenermaßen im Alltag und in der Schule besser zurecht, nachdem durch den Vereinssport nachweislich auch die kognitiven Fähigkeiten deutlich gestärkt werden.

Vereinssport – für jeden das Richtige?

Neben der Begeisterung der Kinder für den Sport, braucht es auch kooperative Erwachsene, die neben einer gewissen Leidenschaft für den Verein auch bereit sind zu organisieren, zu beaufsichtigen, die eine oder andere Aufgabe im Verein zu übernehmen. Kurzum: Die Großen müssen willens sein, einen Teil der Familienfreizeit für den Verein zur Verfügung zu stellen. Denn eines sollte der Vereinssport keinesfalls sein: ein weiterer Eintrag im Wochenkalender der Familie – ein weiterer Pflock in einem oftmals schon stark durch getakteten Alltag. Eltern, die einen Verein in Erwägung ziehen, sollten sich dessen bewusst sein, dass die Kids zu bestimmten Zeiten an bestimmten Tagen trainieren müssen und dass man sich für diese Zeit nichts anderes vornehmen kann. Schwindet die Lust am Training beispielsweise durch die festgelegten Zeiten, kann das, was eigentlich als entlastende Freizeitaktivität gedacht war, schnell einmal zum lästigen Pflichtprogramm werden. Die Begeisterung für den Sport kann auch dadurch gebremst werden, wenn Kinder sich unter Druck gesetzt fühlen. Sei es durch die Auswahl der Sportart durch die Eltern, sei es, dass man vor den anderen Vereinsmitgliedern nicht schlecht dastehen will. In der Regel wirkt es auf Sportlerinnen sehr motivierend, die eigenen Leistungen mit denen der anderen zu messen. Das trifft aber nicht auf alle Kids zu. Vorsicht also vor unnötigen Image- kämpfen: Zu viel Druck und zu hohe Anforderungen können die Lust an der Bewegung schnell hemmen und führen nicht selten zum Austritt aus dem Verein.

Wer braucht welchen Sport?

Egal ob Geräteturnen, Fußball, Schwimmen oder Tanzen – Sport muss Spaß machen. Keinesfalls sollten die Eltern laut Kindersportexpert:innen die Festlegung auf eine Sportart im Nachwuchsleistungssport einfordern. Eine frühzeitige Spezialisierung als auch eine zu frühe Begegnung mit dem Wettkampfsystem sei für die sportliche Entwicklung von Kindern wenig förderlich. Kinder sollten sich demnach erst einmal ohne Druck ausprobieren dürfen, bevor sie sich für eine Sportart entscheiden. Auch darüber sind sich Experten einig: Eltern sollten jedenfalls den Bedürfnissen der Kinder folgen, und nicht eigenen Leistungsansprüchen. Egal, welcher Verein es letztendlich wird: Im Vordergrund sollte immer der Spaß an der Bewegung stehen. Das gelte im Übrigen ganz besonders auch für Kinder aus dem Leistungssport, weil ein leistungssportliches Engagement auch später auf Dauer nicht ohne Spaß und Leidenschaft durchzuhalten sei. Neben den Medaillen und Meisterschaftsgewinnen sollten Erwach- sene stets ein Ziel im Auge behalten: nämlich das Vermitteln von gesunder Bewegung für einen nachhaltig sportlichen Lebensweg.

Infos Sportunion Österreich: Hier findest du deinen Verein in deiner Umgebung: https://sportunion.at/vereine/

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