Erziehung

„Vom Umtausch ausgeschlossen“

Keine Frage, das Leben mit Kindern ist wunderschön und kaum jemand würde dieses ernsthaft umtauschen wollen. Aber den Gedanken daran manchmal auszusprechen, kann sehr entlastend sein und, laut Autorin Katharina Pommer, sogar überaus gesund.

Friede, Freude, Familienleben: Alles könnte so perfekt sein, wenn es nur so wäre, wie wir es uns erträumt haben. Doch das Leben mit Kindern bringt uns manchmal ganz schön an die Grenzen. Da kann schon mal der Wunsch aufkommen, alles bitte einmal einzupacken und umzutauschen. Rücksendegrund: Entspricht nicht den Vorstellungen! Aber darf man als Mama und Papa überhaupt so denken? Ja!, findet Autorin und Familientherapeutin Katharina Pommer. Es sei sogar wichtig, solche Gedanken zuzulassen. Warum, das erklärt sie in ihrem neuen Buch „Vom Umtausch ausgeschlossen“.

Erschöpfte Eltern

Zunächst führte die Autorin zahlreiche Gespräche mit Eltern, die aus ihrem Familienleben berichteten. Und zwar ehrlich, authentisch und ungeschönt. Da wäre etwa Sabine, 34, Mama von drei Kindern, die ein schlechtes Gewissen hat, weil ihr Leben mit Kindern nicht so perfekt ist, wie das von sogenannten Influencer-Moms gerne dargestellt wird. Oder Lara, die im Bad zusammenbricht, weil sie keine Minute länger mit ihrem Schreibaby aushält. Oder Nina und Franz, beide 52, die sich um ihre 14-jährige Tochter sorgen, weil sich diese als zu dick empfindet und unrealistischen Schönheitsidealen nacheifert. Diese und viele andere Geschichten im Buch haben eines gemeinsam: Sie zeigen die ganze Gefühlspalette, die das Elternsein mit sich bringt. Eben nicht nur das Perfekte und Reibungslose, sondern auch die Scham, die Zweifel, die Traurigkeit oder die Wut. „Wir leben in einer Welt der Selbstoptimierung“, sagt Katharina Pommer im Gespräch mit familiii. Der Leistungsanspruch, den die Gesellschaft an die Eltern heutzutage direkt und indirekt stellen würde, sei enorm. „Ich habe noch nie so viele erschöpfte und Burnout gefährdete Eltern erlebt“, sagt die Autorin. Gerade deshalb ist es so wichtig, auch über all die unangenehmen Gefühle rund um die Elternschaft zu sprechen. „Ich möchte Eltern dazu ermutigen, die Dinge auszusprechen und sich solche Umtauschgedanken zu erlauben“, so Katharina Pommer. Zu sehen, man ist nicht allein und anderen geht es oft gleich, kann beruhigend sein und den inneren Kritiker zähmen. Gefühle auszusprechen und sie nicht mit sich alleine herumzutragen ist gesund und entlastend. Am wichtigsten sei ohnehin das Liebhaben. Dieses bemisst sich, laut der Autorin, nicht am Tun und am Perfektsein. Man darf seine Kinder lieben und trotzdem erschöpft und entmutigt sein. Man darf sie liebevoll beim Schlafen beobachten und am nächsten Tag trotzdem auf den Mond schießen wollen.

„Was Eltern nicht zu sagen wagen und warum sie trotzdem die besten Eltern der Welt sind“, so lautet der Untertitel des Buches. Katharina Pommer schafft es darin, oft gedachten aber verbor- genen Elternsätzen eine Stimme zu geben. Immer mit einem wertschätzenden Blick, denn „es sind ja meist gerade die achtsamen, reflektierten und liebevollen Eltern, die an sich selbst zweifeln und zur Selbstkritik neigen.“

Wertvolle Tipps mit Augenzwinkern

Indem die Autorin Elternsorgen ans Licht bringt, trägt sie dazu bei, dass diese konstruktiv gelöst werden können. Mit vielen professionellen Tipps und Erkenntnissen klärt sie über Lösungen und Möglichkeiten auf. Ganz ohne Wertung und Kritik. Im Gegenteil: Die Wertschätzung gegenüber der großen Leistung von Eltern, liest sich in jeder Zeile. Man spürt, dass Katharina Pommer an die intuitive Kompetenz von Eltern glaubt und es sich zum Ziel gemacht hat, diese zu erwecken. Eine gute Portion Humor ist auch immer dabei. Er helfe dabei „sich über Wasser zu halten“. Aber auch wenn es nichts mehr zu lachen gibt, geht die Welt nicht unter. Auch solche Phasen gehören zum Leben mit Kindern. So ist das Buch nicht zuletzt auch eine Ermutigung sich professionelle Hilfe zu holen, bevor die Kräfte zu Ende gehen.

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