Nachhaltigkeit

Was taugen Gütesiegel?

Gütesiegel sollen Konsumenten beim Einkaufen Orientierung bieten. Doch nicht alle halten, was sie versprechen. Noch dazu sorgt die Flut an Siegeln bei Konsumenten für Verwirrung.

Eigentlich ist einkaufen ein banaler Akt. Die Milch ist aus, die Bananen aufgegessen, das Baby aus der Babyschale rausgewachsen. Also ab ins Geschäft und das besorgen, was man braucht: Zwei Liter Milch, ein Kilo Bananen und einen neuen Kindersitz fürs Auto. Ab hier wird’s kompliziert. Denn die Ansprüche vieler Konsumenten, was soziale, nachhaltige, qualitative und gesundheitliche Standards betrifft, sind hoch. Die Milch soll aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft stammen, die Bananen fair gehandelt und der neue Kindersitz schadstofffrei sein. Zum Glück gibt’s Gütesiegel, könnte man meinen. Sie sollen Konsumenten Orientierung bei komplexen Einkaufsprozessen geben, genauso wie die Sicherheit, dass ein Produkt tatsächlich all die Kriterien erfüllt, die einem wichtig sind. Und das alles mit einem schnellen Blick auf das Siegel. Weil es mittlerweile aber eine wahre Flut an Siegeln gibt und nicht jedes von ihnen vertrauenswürdig ist, bleiben Konsumenten trotzdem oft ratlos zurück und fragen sich: Auf welches Gütesiegel kann ich mich wirklich verlassen?

Viele Siegel nicht unabhängig geprüft
Unter den vielen Siegeln gibt es einige, die einen besonders hohen Bekanntheitsgrad haben. Das Fairtrade-Siegel, das Bio Austria Siegel oder das AMA-Gütesiegel. Welches Siegel für die persönliche Einkaufsentscheidung eine Rolle spielt, hängt vor allem von den eigenen Prioritäten ab. Das AMA-Gütesiegel beispielsweise zeichnet nicht die biologische Herkunft eines Produktes aus. Wem diese wichtig ist, muss auf eine Bio-Kennzeichnung achten. Wer besonderen Wert auf vegetarische oder vegane Produkte legt, kann sich am V-Label orientieren. Was viele Konsumenten nicht wissen: Hinter einem Siegel steht nicht unbedingt eine unabhängige Stelle, die die Einhaltung bestimmter Standards prüft. Siegel können von Unternehmen oder Institutionen beliebig kreiert werden. Nach welchen Kriterien die Siegel dann vergeben und ob und wie genau diese überprüft werden, bleibt den Herausgebern des Siegels überlassen.

Mehr als eine Marketingfloskel?
Es gibt aber auch gesetzlich geregelte Siegel. Das AMA-Gütesiegel beispielsweise, das Lebensmittel aus österreichischer Herkunft auszeichnet. Oder das europäische Biozeichen – ein Blatt aus Sternen auf grünem Hintergrund -, das nur unter Einhaltung bestimmter biologischer Mindeststandards in der Europäischen Union verwendet werden darf. Gesetzlich geregelt ist übrigens auch, dass die Bezeichnung ‚biologisch‘ oder ‚ökologisch‘ tatsächlich nur für Lebensmittel aus biologischer Land- und Viehwirtschaft verwendet werden darf.
Anders ist das bei Bezeichnungen wie ‚umweltfreundlich‘, ‚regional‘ oder ‚nachhaltig‘, die sich auf Produkten ähnlich häufig wie Gütesiegel finden. Ob es sich dabei bloß um eine Marketingfloskel handelt oder tatsächlich mehr dahintersteckt, ist für Konsumenten oft nicht nachvollziehbar.

FAKTENCHECK:
Was taugt ein Gütesiegel?

• Folgende Fragen helfen, herauszufinden, wie seriös ein Siegel ist: Wer steckt dahinter? Ein Unternehmen, eine Nichtregierungsorganisation, eine staatliche Stelle? Wie wird die Einhaltung der ausgezeichneten Standards (von unabhängiger Stelle) überprüft? Infos dazu sollten sich auf der Website des Siegels finden.
• Je mehr fundierte Informationen es über ein Siegel im Internet gibt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine seriöse Zertifizierung handelt.
• Siegel werden von Unternehmen auch bewusst für Marketingzwecke kreiert und im Zuge dessen ähnlich gestaltet wie bekannte und vertrauenswürdige Gütesiegel. Nur genaueres Hinsehen lässt erkennen, ob es sich um das ‚Original‘ oder um eine Nachbildung handelt.
• Auf Webseiten wie www.bewusstkaufen.at, www.greenpeace.at oder www.global2000.at finden sich Gütesiegelchecks, die nähere Infos über die einzelnen Siegel und ihre Vertrauenswürdigkeit bieten.

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