Gesundheit

Wenn es kreucht und fleucht

Nach pflanzlichen Pollen sind Milben die zweithäufigsten Auslöser allergischer Reaktionen. In Matratzen und Kuscheltieren fühlen sich die kleinen Quälgeister besonders wohl.

Im Kinderzimmer ist eine Kissenschlacht beinahe epischen Ausmaßes im Gange. Pölster und Kuscheltiere fliegen durch den Raum, als ginge es um den Sieg in einer der entscheidendsten Schlachten des vergangenen Jahrtausends. Oft ist man versucht, einzuschreiten, bevor aus purem Vergnügen bitterer Ernst zu werden droht. Diesmal ist das nicht notwendig, denn ein jähes Nieskonzert unterbricht den Reigen an Schlachtrufen. Aus dem Zimmer torkeln, etwas benommen, zwei von der Schlacht gezeichnete Kinder, die sich heftig die Augen reiben. Scheint so, als wäre ein ungeliebter Mitstreiter – die Hausstaubmilbe – als Sieger aus der Schlacht hervorgegangen. Diese ist der häufigste Verursacher von ganzjährig auftretenden Allergien. Während Pollenallergien die Betroffenen nur saisonal quälen, können Hausstaubmilben ganzjährig Symptome wie „Heuschnupfen“, Bindehautentzündungen oder Asthma hervorrufen.

Juckreiz mit Folgen

„Hausstaubmilben kommen in der Natur überall vor. Allerdings fühlen sie sich vor allem in warmer und feuchter Umgebung sehr wohl und vermehren sich dort auch am raschesten. Ein optimales Klima bietet ihnen daher das Schlafzimmer“, erklärt Fritz Horak, ärztlicher Leiter des Allergiezentrums Wien West. Weil das typische Beschwerdebild einer Hausstaubmilbenallergie einer Erkältung ähnelt, wird die allergische Reaktion häufig als harmlose Verkühlung abgetan. Wie Fritz Horak erklärt, entwickeln Kinder eine Milbenallergie zwar nicht schneller oder häufiger als Erwachsene, sie unbehandelt zu lassen, kann jedoch gerade bei Kindern schwerwiegende Folgen haben: „Tritt die Milbensensibilisierung schon sehr früh auf, besteht bei Kindern ein erhöhtes Risiko für Asthma.“

Bei akuter Milbenallergie hilft meist eine Milbensanierung: „Das bedeutet, dass die Luftfeuchtigkeit, zum Beispiel durch häufiges Lüften, gesenkt werden muss. Außerdem sollten klassische Staubfänger wie Bücher, Teppiche und schwere Vorhänge reduziert werden“, erklärt Horak. Darüber hinaus empfiehlt er häufigere Wischreinigungen mit feuchten Tüchern und die Anwendung von Matratzenhüllen. Textile Materialien sollten bei mehr als 60 Grad Celsius gewaschen werden und, wenn möglich, im Wäschetrockner getrocknet werden, um den kleinen Quälgeistern den Garaus zu machen.

Auch die geliebten Stofftiere müssen sich einer Therapiemaßnahme unterziehen. Das bedeutet in diesem Fall: Für 48 Stunden in die Gefriertruhe und danach bei 60 Grad Celsius in die Waschmaschine. „Natürlich kann auch eine symptomatische Therapie zum Einsatz kommen, also Antihistaminika und kortisonhaltige Nasensprays verschrieben werden. Bei mittelstarken Beschwerden und erfolglosen Milbensanierungsmaßnahmen besteht bei Kindern ab fünf Jahren auch die Möglichkeit einer spezifischen Immuntherapie“, erklärt der Experte abschließend. Damit es bei der nächsten Kissenschlacht wieder darum geht, dass die Kinder den Sieg unter sich ausmachen.

Milbe

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