Bildung

Wie geht Schule & Kiga in Corona- Zeiten?

Laut Regierung starten Schulen und Kindergärten „völlig normal“. Trotzdem bleibt heuer wegen Corona so einiges ungewöhnlich. Wie der Lockdown den Familien zugesetzt hat und mit welchen Sorgen Eltern und Kids in den Herbst starten.

Für alle Erstklässler und Kiga-Anwärter ist der Schul- und Kindergartenstart ein Neubeginn. Wegen Corona ist der Gang in die Bildungseinrichtungen heuer auch für eingewöhnte Kids und höhere Klassen nicht unbedingt „business as usual“. Das Bildungsministerium hat Mitte August klare Regelungen für den Schulbetrieb ab September ausgegeben. Acht Punkte sollen helfen, die Anzahl der Coronainfektionen an den Schulen zu minimieren:

Keine halben Klassen

Eltern können aufatmen. Der Unterricht wird nicht mehr geteilt, es gibt also keinen Betreuungsbedarf für schulfreie Tage. Wichtig: Eltern sollen ihre Kinder keinesfalls mit Krankheitssymptomen in die Schule schicken.

Eigenes Hygienehandbuch für Schulen

Das Hygienehandbuch des Bildungsministeriums wurde überarbeitet und die Hygienemittelvorräte der Schulen sind aufgestockt.

Sicherheit im Schulalltag

Alle zwanzig Minuten werden die Klassenzimmer fünf Minuten lang gelüftet, auch im Herbst. Kinder sollten also eine warme Jacke dabei haben. So viel Unterricht wie möglich soll im Freien abgehalten werden. In den Klassen gibt es keine Verpflichtung, den Mund-Nasen-Schutz (MNs) zu tragen, in den Gängen und im Eingangsbereich, wo Abstand halten nicht so gut eingehalten werden kann, sollte jedes Kind einen MNS tragen. Klassen werden als epidemiologische Einheit gesehen, damit es im Ernstfall nicht zu einer Durchmischung mit anderen Kindern kommt.

Corona-Ampel an den Schulen

Die Corona-Ampel des Gesundheitsministeriums gibt es auch im Unterricht. „Grün“ heißt „Normalbetrieb“ ohne Einschränkungen. „Gelb“ signalisiert Maskenpflicht für alle außerhalb der Klasse. Singen darf man nur mehr im Freien, ebenso Sporteln. „Orange“ bedeutet für Schulveranstaltungen das Aus. Ab der 9. Schulstufe kann die Schule optional auf flexibles Distance-Learning umsteigen. „Rot“ ist das Signal für die Schulschließung in einem Bezirk. Ein gesamtösterreichischer Schul-Lockdown ist nicht geplant. Für Distance-Learning sollte das Lehrpersonal jetzt österreichweit gut eingestellt sein. An entsprechenden Kursen haben sich bereits über 3.000 Lehrerinnen und Lehrer beteiligt. Eine europaweite Ausschreibung für die Anschaffung von 160.000 digitalen Endgeräten für den Fernunterricht läuft gerade.

Gurgeltests für Schüler

Zudem will das Ministerium auf die für Kinder deutlich angenehmeren Gurgeltests setzen. An rund 250 Schulen werden diese nach dem Zufallsprinzip regelmäßig durchgeführt. So sollen im Drei-Wochen-Rhythmus jeweils 15.000 Schüler und 1.200 Lehrer getestet werden. Den Lehrern sichert der Bildungsminister ein „gesundheitlich gesichertes Umfeld“. Wenn Lehrer zu einer Risikogruppe zählen, können sie ausschließlich per Distance-Learning unterrichten.

Aktuelle Infos: 0800/216595

„Bildung darf nicht wieder lahm gelegt werden!“

Aneta Mayerhofer, 37, Assistenz Architekturbüro, Sophie, 8 und Martin, 6

Wie sehr hat der Lockdown euch als Familie zugesetzt?
Sophie: Der Lockdown war einerseits gut, weil wir ausschlafen konnten und viel zuhause waren. Ich habe aber meine Klassengemeinschaft und unsere Lehrerin sehr vermisst.
Aneta: Am Anfang war ich, wahrscheinlichwie viele von uns, leicht panisch. Da habe ich sogar – ich gebe es zu – mehr Lebensmittel als sonst eingekauft 🙂 Aber schon nach kurzer Zeit haben wir uns wieder gefasst, uns sozusagen geerdet und für uns einen Weg gefunden, gut mit der Situation umzugehen. Keine Frage: Mit Homeoffice, Homeschooling und Haushalt war das schon eine ziemliche Herausforderung.

Wie geht ihr als Familie mit der Corona-Krise um?
Aneta: Corona ist nun mal da und wir müssen damit leben. Meine Wahrnehmung ist, dass viele Leute Corona als Berechtigung dafür sehen, andere maßzuregeln. Dieses oft voreilige Verurteilen stört mich sehr. Ich bin der Meinung, dass jeder – ob jung oder alt – das eigene Risiko stets selber einschätzen muss. Dieses Abwägen ist sehr individuell. Das sollten wir stets bedenken, bevor wir andere zur Verantwortung ziehen. Als Familie hilft uns ein gewisses Grundvertrauen auf unseren guten Gesundheitszustand einerseits und besonders auch darauf, dass wir die Krise mit Zuversicht und gesundem Hausverstand gut bewältigen können.

Welche Sorgen habt ihr im Hinblick auf den Schulstart im Herbst?
Sophie: Ich hoffe sehr, dass wir normal in die Schule gehen können. Das Lernen daheim war sehr anstrengend. Meine Mama hat mir zwar viel geholfen, aber in der Klasse ist das schon anders, weil man fragen kann und Erklärungen bekommt.
Aneta: Bildung darf nicht noch einmal lahm gelegt werden. Komme, was wolle. Wir brauchen den Normalbetrieb in den Bildungseinrichtungen, damit Eltern arbeiten können. Es sind schon zu viele Branchen zugrunde gegangen.
Und die Kinder brauchen Bildung und dürfen nicht den Kürzeren ziehen. Klar ist: Wer krank ist, muss zuhause bleiben. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass Husten und Schnupfen in der kalten Zeit normal sind und nicht immer gleich Corona-Alarm sein muss.

„Eine zweite Welle wäre eine Katastrophe!“

Caro Wirnsberger, 40, Physiotherapeutin, Ilvie, 10 und Jan, 13

Was hat die Corona-Krise und der Lockdown mit den Kindern gemacht?
Ilvie: Die Zeit des Lockdown war richtig blöd, vor allem auch, weil ich jetzt eine Ahnung davon habe, wie es wohl ist, alleine zu sein. Besonders traurig war es für mich, die Oma nicht zu treffen.
Jan: Ich habe in dieser Zeit meine Freunde sehr vermisst. Und ich hatte Angst um meine Großeltern. Ansonsten fand ich es aber gut, nicht in die Schule gehen zu müssen.

Wie seit ihr als Familie mit der Krise umgegangen?
Caro: Wir versuchen stets Corona nicht zum einzigen Thema zu machen, keine Angst zu haben und den Kindern Zuversicht zu vermitteln. Wir haben mit den Kindern immer viel geredet, alle Fragen, soweit wir es konnten, beantwortet. Und ich finde es toll, wie gut sie mit der Situation umgehen konnten. Die größte Sorge ist und bleibt für uns weiterhin der Schutz der Großeltern.

Welche Sorgen habt ihr im Hinblick auf den Schulstart im Herbst?
Ilvie: Ich hoffe, dass speziell auch die Maskenpflicht hilft, das Virus weiter einzudämmen. Ich fange heuer mit dem Gymnasium an und hoffe nicht, dass die Klasse in Gruppen gesplittet wird und ich so meine Mitschüler gar nicht von Anfang an kennenlerne.
Jan: Hoffentlich macht nicht wieder alles zu. Und ich wünsche mir, dass wir nicht mehr geblockt in die Schule gehen müssen. Das fände ich blöd.
Caro: Eine zweite Welle wäre wohl eine Katastrophe. Ich mache mir auch Sorgen wegen der Maskenpflicht für Kinder, speziell um Jan, der mit seinen Allergien im Schulbus sonst auch ohne Maske oft schon schlecht Luft bekommt.

„Corona hat gezeigt, dass Lernen auch anders geht!“

Sarah Lessak, 31 , Bürokauffrau, Ilvie, 7 und Ben, 5

Wie sehr hat die Corona-Krise euch als Familie zugesetzt?
Das Schlimmste für mich war meine Rolle als Lehrerin während des Homeschooling. Meine Tochter hat schon vorher viel Motivation gebraucht und so war die Schule daheim für uns alle ein enormer Kraftakt – da sind auch viele Tränen geflossen. Allein schon dieses Erklären, warum zum Beispiel das Kindergartenkind jetzt fernschauen darf und das Schulkind nicht, war schon kein Leichtes. Letztendlich haben wir für die Schule das Notwendigste gemacht, dafür haben wir eh schon zwei bis drei Stunden täglich gebraucht. Und ich musste mich sehr zusammenreißen, meine Tochter nicht unnötig unter Druck zu setzen.

Was nehmt ihr als Familie aus der Krise mit?
Corona hat uns gezeigt, dass es anders auch geht und das hilft uns zum Beispiel auch, den Lernweg unserer Tochter gelassener zu sehen. Und wir schätzen alle wieder mehr, wie wichtig die Großeltern und die Freunde gerade auch für die Kinder sind.

Welche Sorgen haben die Kinder im Hinblick auf den Schulund Kindergartenstart im Herbst?
Wir fürchten uns vor einer zweiten Welle. Die große Frage, die sich uns stellt: Wie gehen Schulen und Kigas mit Verdachtsfällen um? Wenn bei jedem Verdacht dicht gemacht wird, müssten die Einrichtungen in der kühlen Zeit mit den typischen Erkältungswellen ja quasi dauerhaft zu sein.

„Wir müssen sicher neu eingewöhnen!“

Sarai Schachinger, 34, Interior Designerin, Juna, 1 und Luis, 3

Wie sehr hat die Corona-Krise deinen Kindern und euch als Familie zugesetzt?
Wir hatten nach der Eingewöhnung im Kindergarten heuer endlich einen tollen Alltagsrhythmus. Doch Corona hat uns das alles zunichte gemacht und wir mussten uns daheim erst einmal alle wieder neu finden. Die Umstellung mit zwei Kindern und Partner im Homeoffice daheim war schon auch belastend. Ein Tagesprogramm zu finden, das die Kinder auslastet ohne Spielplatz und soziale Kontakte, das war eine Herausforderung. Und es war auch Mehrarbeit mit einer Person mehr daheim – und damit meine ich meinen Mann und nicht das Kindergartenkind 😉

Was hat der Lockdown mit den Kindern gemacht?
Luis hat seine Freunde sehr vermisst und es war nicht immer leicht, kindgerecht zu erklären, was das jetzt gerade für eine Zeit ist. Vor allem, weil man es selber ja auch nicht wirklich wusste, was kommt. Ansonsten gab es auch viel Positives: Wir waren uns als Familie sehr nah mit täglichen Waldspaziergängen, für die wir sonst keine Zeit gehabt hätten. Luis hat plötzlich keine Windel mehr gebraucht und hat so richtig zu sprechen begonnen.

Welche Sorgen habt ihr im Hinblick auf den Kindergartenstart im Herbst?
Ich hoffe sehr, dass es nicht zu viele Einschränkungen gibt. Das Abgeben der Kinder beim Gartenzaun im Notbetrieb des Kindergartens war für Luis ganz schlimm und mit einer kleinen Neueingewöhnung verbunden. Ich stelle mich darauf ein, dass das im Herbst wieder alles von vorne beginnt.

„So etwas wie absolute Sicherheit gibt es nie!“

Bernhard Mark, 39, Unternehmer IT/Immobilien, Jakob, 6 und Oskar, 4

Was hat die Corona-Krise mit euch als Familie gemacht?
Die Zeit, die wir mit Homeoffice und Kinderbetreuung daheim gemeinsam verbracht haben, war schön und stressig zugleich. Besonders fein waren die gemeinsamen Mahlzeiten und Spaziergänge im Wald. Im Übrigen ist es illusorisch zu sagen, dass es sich mit kleinen Kindern daheim gut arbeiten lässt. Ein geregelter Tagesablauf mit fixen Bürozeiten haben meiner Frau und mir sehr geholfen.

Wie sehr hat die Krise den Kindern zugesetzt und was nehmt ihr aus dieser Zeit mit?
Die Kinder haben die Zeit ohne Kindergarten sehr genossen. Ich fand, dass sie daheim teilweise sogar ausgeglichener waren als sonst. Als Eltern ist uns wichtig, zu keiner Zeit Panik zu vermitteln ohne den Ernst der Lage außer Acht zu lassen. Wir müssen wohl lernen, mit dem Virus zu leben. Im Grunde ist es wie bei allem im Leben: Man muss die Verantwortung für Entscheidungen übernehmen, stets Risiken abwägen und keinesfalls erwarten, dass es so etwas wie absolute Sicherheit gibt.

Welche Sorgen habt ihr im Hinblick auf den Schulstart im Herbst?
Wir hoffen sehr, dass der Schulstart für unseren Tafelklassler so normal wie möglich ablaufen kann – möglichst mit Sport, Feiern und hoffentlich auch ohne Masken in der Klasse. Ich wünsche mir auch, dass uns das Homeschooling erspart bleibt, denn ich sehe mich nicht als Lehrer meiner Kinder. Mit dem Start der kühlen Saison und den üblichen Erkältungskrankheiten bleibt abzuwarten, wie Schulen und Behörden mit Verdachtsfällen umgehen.

Forum

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Insgesamt 0 Beiträge

Wir setzen Cookies auf dieser Website ein, um Zugriffe darauf zu analysieren, Ihre bevorzugten Einstellungen zu speichern und Ihre Nutzererfahrung zu optimieren. weitere Informationen

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close