Ernährung

Wien isst G.U.T.

Wien setzt neue Initiativen im Umgang mit Lebensmitteln. Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky präsentiert im Rahmen von Wien isst G.U.T die „Genuss Box“ und „SchoolFood4Change“.

Mediengespräch: Wien setzt neue Initiativen im Umgang mit Lebensmittel mit Stadtrat Jürgen Czernohorszky und Karin Büchl-Krammerstätter, Leiterin der Stadt Wien – Umweltschutz.

„Eine ausgewogene Ernährung, nachhaltige Produktion und ein achtsamer Umgang mit Lebensmitteln ist gesund, gut für die Umwelt und Klima und reduziert Tierleid“, betonte heute Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky im Rahmen eines Mediengesprächs. „Um diesen Grundsatz möglichst breit umzusetzen, setzen wir als Stadt Wien auf vielen Ebenen wichtige Schritte.“

Zusammengefasst werden alle Aktivitäten unter dem Motto „Wien isst G.U.T. – Gesund, Umwelt-, Klima und Tierfreundlich, erstellt von der Umweltschutz-Abteilung der Stadt, die auch die Umsetzung koordiniert.

„Unsere Überzeugung ist, dass alle einen Beitrag zu einem nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln leisten können: Von der den Produzentinnen und Produzenten, über den Handel, die Politik, die Verwaltung, aber auch jede und jeder Einzelne – ob daheim oder am Arbeitsplatz“, betont Stadtrat Czernohorszky.
„Wien isst G.U.T. ist eine große Klammer für alle Aktivitäten der Stadt Wien, die zu einem umfassend nachhaltigen und fairen Umgang mit Lebensmitteln führen“, erläutert Karin Büchl-Krammerstätter, Leiterin der Stadt Wien – Umweltschutz.

Neu: Die „Genuss Box“ in Wien

„Neben dem bewussten Einkauf hat die Vermeidung von Lebensmittelabfällen eine zentrale Bedeutung“, so Klimastadtrat Czernohorszky. „Denn im europäischen Schnitt werden jedes Jahr pro Person durchschnittlich 179 Kilogramm wertvoller Lebensmittel weggeworfen. Das macht insgesamt zirka 89 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr.“ Davon gehen 42 Prozent aller weggeworfenen Lebensmittel auf das Konto der privaten Haushalte, 39 Prozent landen bei den Herstellern im Müll, 14 Prozent in der Gastronomie und fünf Prozent bei den Einzelhändlern.

Um diese Mengen zu verringern ermöglicht ab sofort die „Genuss Box“ die Mitnahme von Speiseresten. Die Stadt Wien unterstützt diese Initiative, bei der 1.000 Betrieben ein Gratis-Probepaket mit je vier Boxen zum Testen zur Verfügung gestellt wird. Dazu gehören Betriebe, die mit dem Umweltzeichen Tourismus ausgezeichnet sind, „Natürlich gut Essen“-Betriebe, bzw. andere Gastronomiebetriebe, die an OekoBusiness Wien Angeboten teilgenommen haben.

Das in Vorarlberg gestartete Erfolgsprojekt zur Lebensmittelabfallvermeidung wurde vergangenes Jahr in Tirol eingeführt und wird auch vom Bund unterstützt. Gastronomiebetriebe oder VeranstalterInnen, die sich für ein Probepaket interessieren, können sich unter www.genussbox.at/wien   registrieren. Auf einer Karte werden dann auch alle beteiligten Betriebe eingetragen und können somit leicht gefunden werden.

Wichtig ist dabei auch: Der Behälter besteht zu 100 % aus Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft (FSC), ist lebensmittelecht und flüssigkeitsdicht. Das Material ist so konzipiert, dass die mitgebrachten Speisen lange frisch bzw. warm bleiben. Die Genuss Box ist außerdem für das Erwärmen in Backofen und Mikrowelle, sowie die Lagerung im Kühlschrank geeignet. Durch das verwendete Material kann die geringfügig verunreinigte „Genuss Box“ im Altpapier gesammelt und einfach wiederverwertet werden.

Neu: Wien bekam Zuschlag für das Programm „SchoolFood4Change“

Das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung bildet sich bereits in der Kindheit, deshalb spielt die Verpflegung von Kindern in Schulen und Kindergärten eine wichtige Rolle. Deshalb hat die Stadt Wien gemeinsam mit internationalen Partnerinnen das EU-Projekt „SchoolFood4Change“ entwickelt, im Rahmen eines EU-Calls eingereicht und vor kurzem den Zuschlag erhalten.

„SchoolFood4Change“ steht für die Versorgung mit gesunden Speisen, die nachhaltig und fair produziert werden und verfolgt zusätzlich einen ganzheitlichen Ansatz für eine natürliche und gesunde Essenskultur in Schulen und Kindergärten. Dabei sind auch die Qualifizierung von Köchen/Köchinnen und Exkursionen zu ProduzentInnen geplant, die die Kinder mit dem Ursprung unsere Lebensmittel stärker in Verbindung bringen. Und natürlich gibt es auch Unterstützungen bei der Integration dieser Themen im Unterricht. „Wir gehen gerade bei den Bildungseinrichtungen schon lange mit gutem Beispiel voran: Im Jahre 2001 hat Wien die erste Initiative für Bio-Essen in Bildungseinrichtungen gesetzt. Seither konnte der Bio-Anteil der Mittagessen in Schulen und Kindergärten auf 50 Prozent erhöht werden“, so Jürgen Czernohorszky. „Und seit 2019 wird auch das Thema ‚Tiergerechtigkeit‘ bei der Schulverpflegung aufgegriffen: So dürfen nur mehr Eier und Eiprodukte von Hühnern aus Freilandhaltung verwendet werden.“

Neuer Leitfaden für Nachhaltigkeit in der Stadt

Nachhaltigkeit wird in der Stadt Wien auch im Bereich der eigenen Veranstaltungen großgeschrieben – sie werden nach Möglichkeit als „ÖkoEvent PLUS“ durchgeführt. „Jetzt wollen wir einen Schritt weitergehen und im Bereich der Lebensmittel und Bewirtungen auf weitere Kriterien achten“, betont Jürgen Czernohorszky. „So soll nicht nur auf biologische, regionale und saisonale Produkte gesetzt werden, sondern beispielsweise auch vermehrt Aspekte des Tierwohls in der Lebensmittelproduktion. Am besten vermeidet man Tierleid natürlich mit einem vegetarischen Angebot.“

Umgesetzt wird das nun in einem neuen Leitfaden der Stadt Wien-Umweltschutz. Dazu Karin Büchl-Krammerstätter, Leiterin der Stadt Wien – Umweltschutz: „Grundlage für diesen Leitfaden sind unter anderem die Ergebnisse von Gesprächen mit ProduzentInnen, der Verwaltung, GroßabnehmerInnen der Stadt bis hin zu ExpertInnen und NGOs: Daraus wurde  ein umfassendes Maßnahmenpaket für die Verbesserung des Tierwohls und der Umwelt in Produktionsbetrieben erarbeitet.“

ÖkoKauf 2.0

Eingekauft wird bei der Stadt schon jetzt nachhaltig: Im Rahmen des Programms „ÖkoKauf Wien“ wurden vor kurzem neue Kriterienkataloge für Milch und Geflügelfleisch erstellt, sodass auch hier unter anderem mehr Tierwohlkriterien zum Tragen kommen. Ein wichtiger Schritt ist auch der Kriterienkatalog für den Fischeinkauf, bei dem die Einkaufskriterien für Fische aus Wildfang und Aquakultur künftig über die in Diskussion geratenen Gütesiegel hinausgehen werden. Alle drei Kriterienkataloge stehen kurz vor der Veröffentlichung.

Möglich wird dies durch die Einführung von Herkunftskennzeichnungen und ProduzentInneninformationen, die im Rahmen der Reform unter dem Titel „ÖkoKauf 2.0“ künftig generell für alle Produktgruppen zum Tragen kommen sollen. „Mit der Einführung eines ‚Lieferketten-Managements‘ setzt die Stadt Wien im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereits das um, was bundesweit als ‚Lieferkettengesetz‘ derzeit in Diskussion ist“, betont Jürgen Czernohorszky.

„Natürlich gut essen“-Plakette

Wer mit gutem Beispiel mit dabei ist, darf und soll das aber auch nach außen sichtbar machen: Beispielsweise durch die Auszeichnung von Gastronomiebetrieben mit der „Natürlich gut essen“-Plakette. Auch hier kommen in Zusammenarbeit mit OekoBusiness Wien die gleichen Kriterien, wie auch Stadt Wien-intern zum Tragen. Dazu gehören wichtige Prinzipien wie: Bio, Regional, Saisonal, Fleischreduktion oder Bezug von tierfairen Produkten bzw. aus fairem Handel. Je nachdem wie weit diese Kriterien im jeweiligen Betrieb umgesetzt wurden, wird die Plakette in Gold, Silber und Bronze verliehen.

Ausgezeichnet werden Gaststätten, Mensen, Schulküchen und in letzter Zeit auch verstärkt Imbissstände. Und schon bald werden auch die ersten Manufakturen in das Programm neu aufgenommen.

Auch im Bereich des erfolgreichen Programms ÖkoEvent für nachhaltig ausgerichtete Veranstaltungen gibt es laufend Verbesserungen: Neu eingeführt werden hier „ÖkoEvent Gastro-Partner“, die eine Partnerschaft mit der Stadt Wien eingehen und sich damit zur Einhaltung der ÖkoEvent-Kriterien verpflichten.  Auf ÖkoEvent empfohlene erfahrene Caterer können ÖkoEvent-Veranstaltungen verlässlich mit nachhaltigen Speisen versorgen. Was natürlich die Planung und Vorbereitung einer nachhaltigen Veranstaltung deutlich vereinfacht.

„Wenn es gelingt, dass eine umfassend nachhaltige Ernährung nicht nur im eigenen Bereich vorgelebt wird, sondern wirklich in die Breite geht, ist ein großer Schritt getan: Für das Klima, die Umwelt, die eigene Gesundheit und für das Wohl der Tiere“, schloss Jürgen Czernohorszky.

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