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Berlinale 2020: Eine Vater-Sohn-Geschichte

Italiens Starschauspieler Roberto Benigni stellt bei den 70. Filmfestspielen von Berlin seinen neuen Film vor. In der Realverfilmung des italienischen Kinderbuchklassikers „Pinocchio“ lässt Regisseur Matteo Garrone eine düster-phantastische Welt auferstehen.

Ein regnerischer Sonntagmorgen am ersten Berlinale Wochenende ist erfahrungsgemäß nicht unbedingt die beste Zeit, um den internationalen Pressevertretern einen Film zu zeigen – nutzen viele Journalisten, ob des Filmmarathons der ersten Tage, doch gerne den Sonntagvormittag, um zumindest ein wenig Schlaf zu bekommen und Kraft für die zweite Festivalwoche zu tanken. Doch, wenn der sympathische Oscarpreisträger Roberto Benigni („Das Leben ist schön“) an die Spree kommt, um seinen neuesten Film vorzustellen, ist der Berlinale Palast auch um 9 Uhr früh bestens gefüllt.

 

Düsteres Fantasy-Märchen

Bereits 2003 schlüpfte der heute 67-Jährige in die Rolle der bekanntesten Figur der italienischen Kinderliteratur: Pinocchio von Carlo Collodi. Damals führte Benigni nicht nur Regie, er spielte auch selber die Holzpuppe, die zum Leben erwacht. In weiteren zahlreichen Filmen und einer TV-Zeichentrickserie fand Pinocchio Eingang – in dem Berlinale Special Film „Pinocchio“ lässt Regisseur Matteo Garrone (für das Mafiadrama „Gomorra“ bei den Filmfestspielen von Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet) nun Benigni den Tischler Geppetto spielen. Mit seinem Fantasy-Märchen hält sich der Regisseur dabei eng an das Original: Der liebenswerte jedoch bitterarme Geppetto (Roberto Benigni) schnitzt aus einem geschenkten Holzstück eine Marionette, die plötzlich zum Leben erwacht. Geppetto ist unendlich stolz auf seinen kleinen Sohn und verkauft sogar seine einzige Winterjacke, um ihm ein Schulbuch kaufen zu können. Doch der freche Pinocchio (Federico Ielapo) findet die Welt da draußen viel spannender und hat keine Lust aufs Lernen: Er schwänzt die Schule und gerät in die Fänge eines Marionettenspielers, der ihn entführt und mit auf Tour nimmt. Pinocchio rührt mit seinem liebenswerten Wesen jedoch das Herz des ehemals kaltherzigen Mannes: Der Marionettenspieler schenkt der Puppe fünf Goldmünzen und schickt sie heim zu Geppetto. Auf seine Reise zurück zu seinem Vater muss Pinocchio zahlreiche Abenteuer bestehen: Er wird nicht nur in einen Esel verwandelt und von dem hinterlistigen Fuchs und dessen Kumpel Straßenkater bedroht, Pinocchio trifft auch auf eine sprechende Grille sowie eine gute Fee mit blauen Haaren. Nachdem er von dem Fuchs und dem Straßenkater brutal überfallen wird, pflegt die Fee Pinocchio gesund und hilft ihm Geppetto wiederzufinden – denn vielleicht erfüllt sich dann endlich Pinocchios größter Wunsch: Endlich ein richtiger Junge zu werden.

Geppetto (Roberto Benigni) liebt Pinocchio (Federico Ielapo) wie einen menschlichen Sohn.

Eine Geschichte über das Leben

In Italien ist „Pinocchio“ bereits 2019 angelaufen – und wurde zu einem echten Kassenschlager. Ob der Film auch in anderen Ländern so erfolgreich ist, bleibt abzuwarten. In den, mitunter langatmigen, zwei Stunden fährt der Regisseur so ziemlich alles auf was die moderne Computeranimation zu beten hat – sprechende Esel, Feen und menschliche Schnecken inklusive. Es ist zwar durchaus beeindruckend, welche Welten Garrone geschaffen hat – sie sind aber auch so düster, dass sie für die jüngsten Kinogänger, an die sich das Kinderbuch ja ursprünglich richtet, teils zu furchteinflößend sein könnten. Dennoch: Auch, wenn es dem Film über weite Strecken nur schwer gelingt, den Zuschauer zu berühren, er überzeugt mit einer beeindruckenden Optik, die teils real, teil im Computer entstanden ist, sowie eine großartigen Maske von Mark Coulier, die den jungen Hauptdarsteller zu einer sprechenden Holzpuppe werden lässt. „Für mich ist es nicht nur ein Kinderbuch. Pinocchio ist ein grundlegend wichtiger und großer Roman – für Kinder wie für Erwachsene“, so der gut gelaunte Benigni, der auf der Pressekonferenz seines Films begeistert beklatscht wurde: „Ich bin wohl der einzige Schauspieler, der schon einmal Pinocchio und auch Geppetto gespielt hat. Das ist ein echtes Wunder.“ Der erst zehn Jahre alte Hauptdarsteller Federico Ielapo zeigte sich von den hunderten Pressevertretern, den zahlreichen Fotografen und dem italienischen Starschauspieler neben ihm wenig beeindruckt – und beantwortete professionell alle Fragen, die ihm gestellt wurden. Was sagt der Jung-Schauspieler dazu, dass Pinocchio so ein frecher Junge ist, wurde er unter anderem gefrgat: „Das macht nichts, denn letztendlich ist er trotzdem ein gutes Kind.“

Regisseur Matteo Garrone stellt "Pinocchio" in der Berlinale Special Gala vor.

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