Gesundheit

Das Kreuz mit dem Kopfweh

Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter Kopfschmerzen. Bereits jedes fünfte Kind klagt mindestens einmal im Monat über Kopfweh. Ursachen sind vor allem schlechte Haltung und mangelnde Bewegung. So kann man effektiv vorbeugen.

Sie sind ziehend oder stechend, pulsierend oder drückend und sie beeinflussen das Wohlfühlen massiv – wohl jeder Erwachsene kennt das Gefühl von Kopfschmerzen. Doch auch bei Kindern und Jugendlichen zählen sie mittlerweile zu den häufigsten Erkrankungsformen – und die Zahlen steigen stetig an. So belegen Erhebungen, dass bereits jedes fünfte Kind im Vor- oder Volksschulalter mindestens einmal im Monat an Kopfschmerzen leidet, während es bei Jugendlichen bereits jeder dritte ist.

Migräne oder Spannungskopfschmerzen?

Neurologe Michael Stingl betont, dass man dabei zwischen Migräne, die vor allem Mädchen und Frauen betrifft, und Spannungskopfschmerzen unterscheiden müsse. An diesen können auch schon, so der Mediziner, unter Sechsjährige leiden. Dabei handelt es sich um einen diffusen, drückenden Schmerz, der sich anfühlt, als würde der Kopf in einem Schraubstock stecken. Migräne hingegen ist von einseitigen, pulsierenden und pochenden Schmerzen gekennzeichnet, die von Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit begleitet werden. Zusätzlich können auch Seh- und Sprachstörungen sowie Gefühlsstörungen auftreten.

Das ständige Hinunterschauen aufs Smartphone- Display kann zu chronischer Überlastung von Kopf und Nacken führen.

Zu viel Handy, zu wenig Bewegung

Gerade bei Spannungskopfschmerzen spielen Faktoren eine Rolle, die ein Phänomen unserer Zeit sind: mangelnde Bewegung sowie die intensive Nutzung von Smartphones, Tablets und Laptops. Denn der nach unten gewandte Blick auf Bildschirm oder Display übt einen weit massiveren Druck aus, als man denken würde. So sind es bis zu 20 Kilogramm, die bei intensiver Belastung auf den Nacken und den Kopf wirken. Die „digitale Lähmung“ ist mittlerweile unter Medizinern zum Schlagwort geworden, nutzen viele Jugendliche das Smartphone laut Studien doch mehr als zwei Stunden täglich. Michael Stingl: „Wenn die Kopfschmerzen vor allem am Hinterkopf auftreten, würde ich sagen, dass ein Zusammenhang mit schlechter Haltung besteht – und die hängt wiederum mit Smartphone-Gebrauch zusammen, wo man oftmals vornübergebeugt sitzt. Das führt zu einer starken Belastung der Nackenmuskulatur und hat einen Zusammenhang mit Kopfschmerzen, die am Hinterkopf auftreten.“

Bei Kopfschmerzen wird ausreichende Bewegung empfohlen.

Michael Stingl, Facharzt für Neurologie, www.neurostingl.at

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Volkskrankheit Handynacken

Physiotherapeutin Astrid Focke weiß, was intensive Smartphone-Nutzung und nicht korrekte Arbeitsplätze anrichten können, kommen doch immer mehr junge Patienten mit der Diagnose „Handynacken“ in ihre Praxis. Noch sei nicht absehbar, wie es diesen Patienten in 20 Jahren gehen werde, sagt sie. „Doch eines ist sicher: Wird nicht mit 20 bis 25 Jahren ein nachhaltiges Bewusstsein für Themen wie Bewegung, Muskeltraining, Entspannungstechniken, richtige Sitzhaltung, Arbeitsplatzgestaltung etc. geschaffen, werden die Beschwerden stärker – und sie werden immer wieder kommen. Als Physiotherapeutin kann ich zwar darauf aufmerksam machen, sich regelmäßig dehnen, strecken und aufschauen müssen die Patienten dann allerdings selber.“

Ergonomische Arbeitsplätze

Experten plädieren dafür, dass man in Sachen Kopfschmerz so gut wie möglich auf Prävention setzt. Dazu zählen in erster Linie eingeschränkter Handy- und Tabletkonsum, mehr Bewegung sowie ergonomische Arbeitsplätze in der Schule und zu Hause. Diese sind meist einfach zu gestalten und verhindern so langfristige Probleme. So bieten sich zum Beispiel in der Schräge verstellbare Schreibtischplatten oder verstellbare Tischaufsätze für den Laptop an, damit der Nacken nicht zu stark gebeugt und der Druck reduziert wird. „Ergonomisch gesehen sind Laptops, mit denen heutzutage ja immer mehr Schüler arbeiten, eher ungünstig“, betont Mediziner Michael Stingl. „Wenn man viel mit ihnen arbeitet, muss man auch regelmäßige Pausen einlegen. Auch die Haltung bei der Nutzung des Smartphones spielt eine entscheidende Rolle. Es ist besser, den ganzen Oberkörper nach vorne zu lehnen und nicht nur den Kopf – das reduziert die Belastung auf den Nacken.“

Experten plädieren für mehr ergonomische Tische und Sessel in den Schulen.

„Grundlegende Veränderung der Gewohnheiten“

Wenn es schon zu Beschwerden gekommen ist, kann man oft mit einfachen Methoden und Übungen den Schmerzen entgegenwirken. Dabei wichtig, um Erfolg zu erzielen: dass Eltern ihre Kinder immer anleiten und die Übungen regelmäßig durchgeführt werden. Astrid Focke sagt, dass es viele physiotherapeutische Maßnahmen gibt, die bei Spannungskopfschmerzen oder Migräne gut anschlagen: „Aber diese können immer nur ein akutes Handlungsfeld und ein Denkanstoß sein. Langfristig und nachhaltig beeinflussen kann man diese Krankheitsbilder nur, wenn es zu einer grundlegenden Veränderung der Körperhaltung und der Gewohnheiten kommt.“ Zu diesen gehören neben ausreichendem Trinken auch regelmäßige und gesunde Mahlzeiten sowie regelmäßiger Schlaf und Bewegung an der frischen Luft, sagt Michael Stingl: „Auch Stressreduktionstechniken über die richtige Atmung oder Muskelentspannung können Kindern und Jugendlichen sehr helfen.“

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