Erziehung

Digitale Helfer

Handys und Apps können die familieninterne Organisation vereinfachen. Eltern sollten dabei aber mit gutem Beispiel vorangehen.

Apps und digitale Kommunikationsmittel erleichtern nicht nur Erwachsenen den Alltag, sondern können auch den familiären Organisationsaufwand verringern. Aber natürlich nur, wenn dabei grundlegende Regeln eingehalten werden: Kein Eintrag in einem Onlinekalender und keine Nachricht in einem Messanger sollten und können zwischenmenschliche Kommunikation ersetzen oder wären ein Ersatz für ein freundliches Gesicht oder eine Umarmung. Für Barbara Buchegger, Pädogische Leiterin bei Saferinternet, gelten auch im Bezug auf die Familienorganisation die gleichen Fragen und Regeln wie für alle anderen Themen rund um Kinder, Handys und den Umgang mit elektronischen Geräten: „Je jünger die Kinder sind, desto kürzer sollte die Zeit sein, die sie vor einem Bildschirm verbringen.“

Sie weiß, dass dies oft ein „frommer Wunsch“ ist, aber auch, dass Kindern Aufmerksamkeit gut tut. Ebenso wie zeitweise Langeweile, in der Kinder sich selbst Beschäftigungen suchen und ausdenken. Handys sind für Kinder aber eben nicht nur Spielzeug und Ablenkung, sie bieten Eltern auch die Möglichkeit, mit Kindern in Kontakt zu bleiben, zu wissen, wo diese sind, und die Möglichkeit, Eltern zu erreichen, wenn diese etwas brauchen.

Das eigene Handy

Es gibt dabei durchaus gute Gründe für ein eigenes Handy für Kinder – etwa ab dem Ende der Volksschule: So können diese beispielsweise in ihren Funktionen limitiert und kontrolliert werden. Und es ist gut, wenn Kinder selbstverständlich mit den Geräten aufwachsen, ihre Funktionsweise kennenlernen und auch einen gesunden Umgang damit beigebracht bekommen. Wie bei Filmen oder Computerspielen ist es deswegen ratsam, die Geräte und Programme anfangs gemeinsam zu nutzen und den Umgang zu reflektieren, indem man ihn zum Gesprächsthema im Alltag macht. Eltern können sich aktiv damit auseinandersetzen, welche Apps sie nutzen, und das Thema Datenschutz regelmäßig gemeinsam besprechen. Wer nicht will, dass die Kinder teilweise ungefiltert Werbung bekommen, sollte überlegen, statt der Gratisversionen von Apps auf Bezahlvarianten umzusteigen, die oft ohne Werbung auskommen. Gratisprogramme werden meist zwar eben nicht mit Geld, dafür aber mit der Weitergabe von Daten oder Werbung „bezahlt“. Auch so genannte In-App-Käufe sind in bezahlten Programmen deutlich seltener. Kinder, die für Gewinn- und Glücksspiele mindestens so anfällig sind wie ihre Eltern, sind hier mitunter besonders leichtgläubig.

Werbung für Erwachsene

Außerdem weiß ein Handy viel über seinen Benutzer, und das Handy eines Erwachsenen bekommt in vielen Fällen in Apps oder online auch Werbung für Erwachsene angezeigt – und die ist nicht immer kindgerecht. Ganz leicht kann mit einem eigenen Handy für das Kind auch verhindert werden, dass Kinder die Nachrichten der Erwachsenen lesen – sei es zwischen den Eltern oder anderen. Diese sind meist nicht in einer Art und Weise formuliert, die bedenkt, dass Kinder sie lesen, und können so zu Missverständnissen und unguten Momenten führen. Eltern sollten darauf achten und Nachrichten vorab löschen, wenn sie ihre Geräte Kindern auch nur zeitweise überlassen.

Nachteil dieser Programme ist, dass nur wenige Menschen sie nutzen und Kinder dort manchmal nicht mit ihren Bekannten schreiben können – weswegen sie sie dann nicht nutzen und auch dazu neigen, Nachrichten der Eltern in diesen Programmen zu übersehen.

Barbara Buchegger, Pädogische Leiterin bei Saferinternet

Zitatzeichen

Messenger gehören zu den ersten Apps, die in Familien genutzt werden – und die Kinder sehen, dass die Eltern viel darüber kommunizieren. Es ist wichtig, Kindern beizubringen, dass Anbieter zumindest auf die von ihnen gespeicherten Kontakte zugreifen. Deswegen ist es mitunter ratsam, die Anzahl der Kontakte zu limitieren und Familienmitglieder und Freunde gemeinsam hinzuzufügen. Ein spielerischer Umgang kann auch gefunden werden, indem auf Klarnamen verzichtet wird. Bei den meisten Apps – auch bei WhatsApp – sind die Nachrichten selbst meist verschlüsselt, und von deren Inhalten geht keine Gefahr aus. Wer auf WhatsApp, das zum Facebook-Konzern gehört, verzichten will, greift zu Alternativen wie Signal oder Telegram. „Nachteil dieser Programme ist, dass weniger Menschen sie nutzen und Kinder dort manchmal nicht mit ihren Bekannten schreiben können – weswegen sie sie dann nicht nutzen und auch dazu neigen, Nachrichten der Eltern in diesen Programmen zu übersehen“, erzählt Barbara Buchegger aus der Praxis. Kinder müssen auch lernen, welche Anzahl an Nachrichten angemessen ist und wann diese auch privat als Spam einzuordnen sind. In Schüleroder Klassengruppen ist eine dreistellige Nachrichtenanzahl pro Tag keine Seltenheit. Das grenzt an Überforderung.

Neben Messengern gibt es zur Organisation gemeinsame Kalender wie jene von Apple oder Google. Oder eigene Apps wie Famanice aus Deutschland. Die App wird in Deutschland entwickelt, und ihre Server stehen in Deutschland. Das Unternehmen selbst empfiehlt die Nutzung ab dem Alter, in dem die Kinder lesen und bereits mit Handy, Tablet oder PC umgehen können. Das meistgenutzte Modul ist der Kalender – auch weil Famanice plattformübergreifend auf Android, iOS und Web-basiert (PC, Laptop, Tablet) funktioniert. Auch To-Do-Listen und Einkaufslisten werden gut angenommen. Ein kostenfreies Schulmodul wurde nicht so gut angenommen, wie sich das Unternehmen das gewünscht hätte. Familien, die die Bezahlversion der App getestet haben, bleiben oft bei dieser – sie ist nicht nur werbefrei, sondern bietet etwa auch die Möglichkeit, dass nicht alle Termine der Eltern für die Kinder sichtbar sind.

Famanice ist eine plattformübergreifende App mit einer werbefreien Bezahlversion, die viele Organisationsfunktionen für Familien bietet.

Sonderfall Patchwork

Gerade für getrennt lebende Eltern können digitale Werkzeuge aber auf verschiedene Weise eine noch größere Hilfe sein. Kinder, die in zwei Haushalten leben, können so am Leben der anderen teilnehmen, auch wenn sie nicht immer vor Ort sind. Dies funktioniert aber nur dann, wenn alle darauf achten, dass sich Kinder durch Bilder oder Nachrichten nicht ausgeschlossen fühlen oder sich kränken, weil sie etwa bei Unternehmungen nicht dabei sein können. Auch gibt es zwischen getrennt lebenden Eltern grundsätzlich einen höheren Abstimmungsbedarf: Wann ist das Kind bei wem, wer holt oder bringt es, welche Dinge müssen mitgegeben werden? Auch gemeinsame Termine, Schularbeiten, Tests oder Freizeitprogramm und Sporttermine können hier eingetragen und für alle sichtbar organisiert werden. Das ist durchaus praktisch und kann das Kind auch Organisation lehren. Wie überall ist wichtig, dass Eltern eventuelle Konflikte nicht auf dem Rücken der Kinder austragen und diesen nicht die Verantwortung überlassen. Diese bleibt bei den Erwachsenen.

Bei entsprechendem technischem Know-how können Eltern eigene Kalender und Werkzeuge einrichten, auf die nur die Familie Zugriff hat. Dies ist durchaus ratsam und kann Kindern, wenn diese involviert werden, einen Einblick in Technik und Funktionsweise geben. Allen anderen sei empfohlen, sich so gut wir möglich mit den Programmen auseinanderzusetzen und sie gemeinsam mit den Kindern zu nutzen.

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