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Ein Roman, der nicht oascht

Das Wiener Autorenduo Franziska Waltz und Claus Schönhofer hat mit „Plötzlich ein Schuss“ einen Roman neuen Stils vorgelegt, der das Zeug zum Kultkrimi hat. Wir haben sie interviewt.

Was passiert, wenn man zu einem Krimi-Autor sagt: „Schieß los!“ ?
Claus Schönhofer: Vermutlich ein Rohrkrepierer.

Dann beginnen wir lieber anders: Wie ist Ihnen der „Plötzlich ein Schuss“ passiert?
Franziska Waltz: Aus einer Notsituation heraus. Ich hatte Schreibentzug und deshalb Claus erpresst.
Schönhofer: Was sagt man da drauf, außer ja? Immerhin hatten wir schon einen Titel.

Wieso hatten Sie den Titel?
Waltz: Wir haben zwei „Tatort“-Drehbücher für den ORF geschrieben. Dazu hatten wir begonnen, in die Figuren von Bibi und Moritz zu schlüpfen.

Wie kann ich mir das vorstellen?
Waltz: Wir haben uns Ansichtskarten als Bibi und Moritz geschrieben. Irgendwann waren es über 30 Karten.
Schönhofer: Am Ende stand: „Plötzlich ein Schuss.“ Und das war dann der Titel.
Waltz: Wir wollten etwas aus unseren witzigen Postkarten-Dialogen machen. Einen solchen Stoff kann man nicht brachliegen lassen. Aus den Postkarten wurden dann E-Mails.

Hat Sie Daniel Glattauers E-Mail-Roman „Gut gegen Nordwind“ beeinflusst?
Waltz: Nein, unser Ansatz war nicht der eines klassischen Briefromans bzw. E-Mail-Romans. Da wir ein Autorenduo sind, konnten wir uns selbst überraschen. Autoren haben fast immer ein Konzept und kennen den Schluss schon vor der Handlung. Wir wussten nie, wie es weitergeht. Ilona hat an Kurti geschrieben, und es war offen, wie er darauf antwortet.
Schönhofer: Sie hat oft ganz anders reagiert, als ich es erwartet hatte. Das hat mir nicht nur einmal mein Konzept völlig über den Haufen geworfen. Es war nicht möglich, die Handlung zu planen.
Waltz: Aber so blieb es auch für uns immer spannend. Es war wie ein voyeuristischer Einblick in das Leben von Ilona und Kurti.

Die rotzige Sprache ist kein erfundener Stil. Wir sind so.

Franziska Waltz und Claus Schönhofer

Zitatzeichen

Die Sprache ist ja schon sehr rotzig. Warum?
Schönhofer: Wir sind so. Das ist jetzt kein eigens kreierter Stil. Formulierungen wie „das oascht volle“ haben das Zeug zum Kult.
Waltz: Das war kein Kalkül. So schreiben wir uns auch im wirklichen Leben. Das passiert uns spontan. Das sind wir.

Wann wird ein weiteres Abenteuer von Ilona und Kurti erscheinen?
Waltz: Wir haben die Fortsetzung bereits angekündigt. Titel: „Plötzlich ein Foto.“

Wird es ein Krimi?
Schönhofer: Wir haben ein paar Kandidaten, die wir gerne killen würden. Demnach bin ich sehr zuversichtlich für einen Toten.
Waltz: Oder eine Tote. Wir gendern auch Leichen.

Ich wünsche Ihnen beiden weiterhin viel Erfolg beim Schreiben.
Waltz: Und wir wünschen uns, dass die Leser genauso viel Spaß beim Lesen haben wie wir beim Schreiben.

„Plötzlich ein Schuss“, 416 Seiten, echomedia buchverlag. Um EUR 16,50 im (Online-)Buchhandel erhältlich.

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