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„Eine Ausrede verwendet man dann, wenn einem etwas unangenehm ist“

Dr. Barbara Stekl ist dipl. Lebens- und Sozialberaterin und führt „die frauenberaterin“ in Wien. Hier spricht sie über das Phänomen Ausreden.

Was ist eine Ausrede?

Das ist eine vorgeschobene Entschuldigung für etwas, was aber nicht den Tatsachen entspricht. Nicht umsonst heißt es dann oft: „So eine faule Ausrede.“ Man redet sich heraus und will dadurch bestimmten Dingen, die als unangenehm empfunden werden, aus dem Weg gehen. Die echte Ursache soll verschwiegen werden.

Warum verwenden Menschen Ausreden?

Meiner Erfahrung nach steckt da Angst dahinter – Angst vor vermeintlichem oder tatsächlichem Gesichtsverlust, ein Schamgefühl, Aussicht auf eine Strafe oder auch Rücksichtnahme auf die Gefühle des anderen. Wir haben zum Beispiel ein Treffen mit einer Freundin ausgemacht, wollen aber dann nicht hingehen. Im Wissen, dass die Freundin beleidigt wäre, wenn wir „einfach so“ absagen, täuschen wir Kopfschmerzen vor.

Bei welchen Gelegenheiten werden Ausreden am häufigsten verwendet?

Das ist nicht so pauschal zu sagen. Was das Motiv für Ausreden betrifft, muss man unterscheiden, wem gegenüber wir Ausreden benutzen. Danach richtet sich das Motiv beziehungsweise die Häufigkeit. Also uns selbst gegenüber verwenden wir so ziemlich alle Ausreden. Wir tricksen uns da gerne aus. In der Selbsttäuschung, sind viele von uns nicht selten perfekt. Zum Beispiel: „Nach dieser Schachtel höre ich auf zu rauchen“, „Ich kann keine Diät machen, das geht mit der Familie nicht“, „Ich muss auf deren Essgewohnheiten Rücksicht nehmen.“ Das sind Beispiele, wie wir uns selbst belügen können und auch unser schlechtes Gewissen dadurch beruhigen. Jede und jeder von uns kennt das in dem einen oder anderen Lebensbereich sehr gut. Und dann gibt es, wie gesagt die Ausreden, die wir anderen gegenüber verwenden. Wir versuchen uns in bestimmten Situationen mehr oder weniger geschickt aus der Affäre zu ziehen.

Mit welchen Ausreden beruhigen wir uns selbst am meisten?

Also wenn die Ausreden uns selbst betreffen, sind die meisten von uns sehr kreativ, um das eigene Gewissen zu beruhigen. Da geht es nicht selten um Süchte, was das Essen, Alkohol, Nikotin oder Süßigkeiten betrifft. „Das brauche ich jetzt.“ „Nur noch diese Schachtel, diese Flasche, dann höre ich damit auf.“ „Ich habe so eine schwere Zeit, da muss ich mir was Gutes tun.“ Das sagt man sich vor, obwohl man ganz genau weiß, dass es nicht so ist. Aber diese Beschwichtigungen vor sich selbst werden vorgeschoben, um das schlechte Gewissen, das sich immer wieder meldet, zu beruhigen. Im Innersten wissen diese Menschen ganz genau, dass es nicht in Ordnung ist, weil es nicht guttut.

Sind Ausreden gleichbedeutend mit Notlügen?

Also eine Ausrede muss nicht gleichzeitig eine Notlüge sein, aber es kann doch der Fall sein.

Wie können Mütter mit Kindern über Ausreden sprechen?

Das Wichtigste ist viel Einfühlungsvermögen. Sobald eine Mutter entdeckt, dass das Kind eine Ausrede gebraucht, dann sollte sie die Ursache erforschen. Ausreden sind immer ein Signal, dass es dem Kind in irgendeiner Weise nicht gut geht. Das kann sein, dass es sich in der Schule überfordert fühlt oder Ängste hat. Ich erinnere mich, an eine Begebenheit aus meiner Volksschulzeit: Ich bemerkte in der Schule, dass ich meinen Turnbeutel zu Hause vergessen hatte. Die Angst vor meiner Lehrerin war so groß, dass ich ihr sagte, dass ich mich krank fühle und nach Hause gehen will, nur um mich ihrer Reaktion nicht aussetzen zu müssen.

Wie kann „Frau“ Ausreden loslassen?

Zuerst mal, nicht zu streng mit sich sein. Ausreden können auch einmal in Ordnung sein. Auf alle Fälle gilt: Was ist das Gefühl dahinter? Die Gefühle führen uns immer auf die richtige Spur. Damit meine ich, sich die Frage zu stellen, worum es wirklich geht. Wenn es alleine schwer ist, das zu erforschen, dann bitte nicht davor zurückscheuen, professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

 

„Uns selbst gegenüber verwenden wird so ziemlich alle Ausreden. Harmlose Ausreden sind in Ordnung.“

Dr. Barbara Stekl 

www.stekl.at

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