Heute ist Selbstliebe eine tägliche Übung!

Elisabeth Kirchmair https://www.elisabethkirchmair.com/
Moms only

„Früher wollte ich nur den Männern gefallen“

Elisabeth Kirchmair, 43, Inhaberin eines Cantienica- und Yogastudios, lebt mit Tochter Mavie, sechs, in Korneuburg.

Was waren die Gründe für Ihr mangelndes Selbstbewusstsein?
Das habe ich wohl von meiner Mutter übernommen. Sie hat mit ihren Oberschenkeln gehadert, und diesen Komplex habe ich unbewusst kopiert. Ich war sechs, als meine Eltern sich scheiden ließen und wir von Wien nach Oberösterreich zogen. Ich wurde leicht moppelig, ließ mir die blonden Zöpfe zur „Bubenfrisur“ schneiden und wurde in der neuen Klosterschule anfangs gemobbt, weil ich nach der Schrift sprach. Die ererbte Bindegewebsschwäche führte dazu, dass ich mehrfach im Jahr mit den Sprunggelenken umknickte und immer wieder mit einem Gipsbein oder einer Operation konfrontiert war. Das hat mir den natürlichen Spaß an der Bewegung verdorben. Durch diese Eingriffe, eine Skoliose und eine Hüftdysplasie wurde mein Körper immer schiefer. In meiner frühen Pubertät begannen Schmerzen am Becken. Ich wurde von Arzt zu Arzt geschickt. Manche meinten, meine Bänder seien zu schwach, um jemals ein Kind austragen zu können, andere empfahlen mir, ich solle nie mehr sportlich laufen. Das war für mich sehr belastend. Außerdem wollte ich unbedingt dünn sein. So ging ich ins Fitnesscenter und Phasen von ungesundem Hungern wechselten sich mit Heißhungerphasen auf Süßes und Fettiges ab.

In welchen Lebensbereichen hat sich die mangelnde Selbstliebe gezeigt?
In meiner Kindheit dachte ich, es interessiere niemanden, wie es mir wirklich geht. Diesen gefühlten Mangel an Bedeutung für andere habe ich in mein späteres Leben mitgenommen.

Wie hat sich Ihre Unsicherheit auf die Beziehungen zu Männern ausgewirkt?
Meine Mutter hat sich mit 14 Jahren in meinen Vater verliebt und bis nach der Scheidung keinen anderen angesehen. Ich bin aber überzeugt, dass ein gewisses Ausprobieren der Weiblichkeit, ein Spielen mit dem eigenen Frausein notwendig sind, um sich selbst zu entdecken. Ich hatte/ habe meine „wilderen“ Jahre erst in den 30ern und jetzt in den 40ern. Früher war ich darauf bedacht, den Männern zu gefallen. Ob MIR ein Mann gefiel, war absurderweise zweitrangig!

Was war der Auslöser dafür, dass Sie begonnen haben, sich mit Ihrem Selbstbewusstsein zu beschäftigen?
Mit Mitte 20 habe ich begriffen, dass die Erfahrungen in der Familie mein Beziehungsverhalten ungesund beeinflussten, und wollte mich davon befreien. Gleichzeitig hatte ich den tiefen Wunsch, mich selbst um meine Gesundheit zu kümmern und unabhängig von ärztlichen Ratschlägen zu leben.

Was genau haben Sie getan?
Ich kam in Berührung mit der Cantienica-Methode (einer Trainingsmethode, die die Körperhaltung verbessert) und wollte mich näher damit befassen. Mithilfe mehrerer Kredite begann ich mit den Ausbildungen. 2005 eröffnete ich dann mit meiner damaligen Geschäftspartnerin ein eigenes Cantienica-Studio. Das hat mich sehr stolz gemacht. Zusätzlich habe ich mir psychologische Hilfe geleistet, mich für ganzheitliche medizinische Ansätze interessiert und mehrere Ausbildungen zur Yogalehrerin absolviert. Ich habe mein Leben in jeder Hinsicht in die Hand genommen.

Was hat sich damit verändert?
Selbstliebe ist nun eine tägliche Übung für mich! Ich bin meinem Körper dankbar für alles, was er täglich leistet. Alle Schmerzmuster haben sich nach und nach aufgelöst und tun das bis heute. Alte Denkweisen ersetzen sich durch neue. Dass ich nach meinen Erfahrungen beruflich ausgerechnet in der Bewegungsbranche gelandet bin, erfüllt mich mit Freude. Ich musste mir alles erarbeiten. Das macht mich zur liebevollen Kämpferin für mich selbst und zu einer, wie ich glaube, guten Ausbildnerin und Trainerin.

Was vermitteln Sie Ihrer Tochter in Bezug auf Selbstbewusstsein?
Ich sage ihr täglich, dass sie genau so richtig ist, wie sie ist. Ich vermittle ihr eine gesunde Körperlichkeit.

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