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„Ich habe eine Familie und bin trotzdem einsam“

Manche Frauen haben Mann und Kinder und fühlen sich dennoch allein. Was sind die Gründe dafür und wie kann den Frauen geholfen werden?

„Ich habe mich mit dem Baby monatelang sehr einsam gefühlt. Die Tage waren endlos lang und es kam kaum Besuch. Davor war alles anders. Ich hatte einen großen Freundeskreis und ein starkes Bedürfnis nach Ausgehen, Feiern und Kontakten. Ich lebte. Und ich genoss. Nie im Leben wäre ich darauf gekommen, dass ein Kind dazu führt, dass ich vereinsame“, sagt Alana und die Tränen fließen. „Ich fühle mich manchmal sehr einsam. Trotz Tochter. Trotz Mann“ sagt Clarissa leise. Wie ihr geht es auch anderen Frauen, die oft selber nicht verstehen, was mit ihnen passiert.

Dann wiederum gibt es Mütter und Ehefrauen, die genau wissen, warum sie sich auch in ihrer Familie alleine fühlen. „Seit die Kinder da sind, haben wir kaum noch Sex und er berührt mich gar nicht mehr. Ich habe das Gefühl neben ihm zu erfrieren“, seufzt Margit. Katja klagt: „Mein Mann hat mich nie wirklich unterstützt. Ich muss mich zuhause um alles kümmern und er versteht überhaupt nicht, dass ich neben meinem Beruf auch Hilfe brauche. Eigentlich ist es so, als ob ich Alleinerziehende wäre.“ Und Sonja ist verzweifelt, weil sie mit ihrem Partner nicht reden kann: „Er hört mir nicht zu und wenn doch, interessieren ihn meine Bedürfnisse oder Sorgen nicht. Das macht mich unendlich einsam.“

Wer sich alleine fühlt, dem fehlen nicht einfach andere Personen, sondern das Gefühl, von ihnen wertgeschätzt, beachtet und anerkannt zu werden.

Und natürlich geliebt. So zeigt das Gefühl von Einsamkeit meist eine tiefe Unzufriedenheit mit den Beziehungen, die bereits bestehen. Eine Frau will sich in ihrer Partnerschaft verstanden, geborgen und aufgehoben fühlen. Fehlt das, dann hält der Boden nicht, auf dem die ganze Beziehung steht. Sie hat zwar einen Mann und Kinder, aber ist eben doch alleine. Sich das einzugestehen ist oft sehr schmerzhaft.

Was können Sie tun, wenn Sie sich einsam fühlen, obwohl Sie eine Familie haben?

Expertin Ulrike Kriegler rät: „Finden Sie heraus, wodurch Ihre Einsamkeit ausgelöst wird. Zu viel Zeit alleine, zu wenig Gemeinsamkeiten, zu wenig Wertschätzung, zu wenig eingebunden sein im Leben des Anderen? Dann fragen Sie sich: Wann war ich das letzte Mal glücklich und was hat sich seither verändert? Was wünsche ich mir, und was bin ich bereit, dafür zu tun, damit es besser wird?“ Der erste Schritt lautet – heraus aus der Opferrolle! Prüfen Sie sich auch ehrlich, ob Sie in dieser Beziehung bleiben möchten. Wenn ja, sollten Sie bereit sein, etwas zu verändern und damit fangen Sie am besten bei sich selbst an. Forschen Sie nach: Sind meine Erwartungen an den Partner vielleicht zu hoch, weil es mit meiner eigenen Selbstliebe nicht zum Besten steht? Habe auch ich in den letzten Jahren möglicherweise Mauern um mich herum errichtet und mein Partner weiß gar nicht, wie er an mich herankommen soll?
Und dann gibt es nur eines: Reden, reden, reden. Ist das nicht möglich, hilft vielleicht eine Paartherapie oder eine Einzeltherapie für Sie. Dann kann die Einsamkeit vergehen.

"Ich musste sogar Tabletten nehmen!" - Claudia, 36 (Tochter, 3, und Sohn, 5, verheiratet mit Markus)

„Mein Mann und ich wollten von Anfang an Kinder. Markus fast noch mehr als ich. Als unser Sohn geboren wurde, konnten wir nicht glücklicher sein. Wir hatten vereinbart, dass ich auf jeden Fall ein Jahr bei ihm zuhause bleiben würde, eventuell auch länger. Das war völlig in Ordnung für mich, weil mein Beruf als Verkäuferin in einem Modegeschäft mir zwar Spaß machte, aber ich mir ein Dasein als Mutter und Hausfrau für einige Zeit sehr gut vorstellen konnte. Was gab es Schöneres als bei meinem Kind zu sein?

Anfangs klappte das wunderbar. Unser Sohn war ein ruhiges Kind und Markus kam nach der Arbeit so schnell er nur konnte heim, um bei uns zu sein. Mein Freundeskreis hatte sich zurückgezogen, weil die Leute entweder keine Kinder hatten oder diese schon älter waren. Das störte mich nicht wirklich, denn ich hatte ja meine wunderbare Familie, zu der auch unsere Eltern und andere Verwandte zählten. Wir hatten zu allen ein gutes Verhältnis und wenn ich Hilfe brauchte, bekam ich sie.

Dann wurde ich wieder schwanger. Zuerst war die Freude groß, doch nach der Geburt bemerkte ich eine Veränderung an meinem Mann. Er war befördert worden und verbrachte nun viel mehr Zeit im Büro. Wenn er nachhause kam war er müde, oder drehte gleich den Fernseher auf. Es gab keine guten Gespräche mehr und die Kinder und ich schienen plötzlich nur lästig zu sein. Schließlich musste ich mir eingestehen, dass ich nicht nur immer einsamer wurde, mein Beruf und meine Freunde mir fehlten, sondern dass es auch mit unserer Ehe nicht zum Besten stand. Ich entwickelte Ängste, konnte nur mehr schlecht schlafen und musste in der Folge Tabletten nehmen. Die restliche Familie war zwar da, aber ich zog mich immer weiter zurück. Wenn ich versuchte mit Markus zu reden, blockte er nur ab und meinte, mir ginge es doch sehr gut. Meine Einsamkeit wurde täglich schlimmer. Außerdem quälte mich die Angst, ob er vielleicht ein Verhältnis hatte.

Schließlich ging es mir so schlecht, dass ich mich in therapeutische Behandlung begab. Das tut mir gut und ich fühle mich nun besser in der Lage, mein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Und ich weiß nur, dass ich nicht mehr bereit bin, unter diesen Umständen weiterzumachen.“

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