Bildung

Keine Angst vor der Schule

Nicht jedes Kind freut sich auf den ersten Schultag. Manche Taferlklassler haben Angst vor dem Unbekannten, das in der Schule auf sie zukommt. So machen sie Eltern wieder stark.

 

Viele angehende Schulkinder freuen sich auf den ersten Schultag im Herbst. Doch manchmal überwiegen die Aufre- gung und die Angst davor. Der Schulstart ist ein gravierender Einschnitt im Leben des Kindes, denn es muss die gewohnte Umgebung und die Routine des Kindergartens verlassen und sich einer neuen Herausforderung stellen. Ob der geänderte Tagesablauf, die neuen Schulräume, Lehrer oder neue Kinder, die man noch nicht kennt. Viele Kinder sorgen sich, was denn da auf sie zukommt und haben Angst vor dem Unbekannten. Dazu kommt oft auch Trennungsangst von der bisherigen Haupt-Bezugsperson. Etwa fünf bis sieben Prozent aller Schulkinder leiden unter Trennungsangst.

Eltern müssen die Sorgen ihrer Kinder ernst nehmen

Um Kindern den Schulanfang zu erleichtern ist es wichtig, dass Eltern ihre Kinder in dieser Situation begleiten und sich auf deren Ängste einstellen. „Eltern sollten diesem Übergang und dem Kind Zeit widmen, aber auch den Gedanken und Gefühlen des Kindes und sie ernst nehmen. Sie sollten versuchen diesen Übergang gut zu gestalten und ihm eine positive Emotion geben: Du darfst jetzt auch schon in die Schule, du bist jetzt groß genug und lernst lesen, schreiben und rech- nen“, erklärt Karoline Wekerle, Klinische- und Gesundheitspsychologin und Diplompädagogin. Motivierende Worte sind dabei besonders wichtig. Sparen können sich Eltern, von eige- nen, schlechten Erfahrungen vom ersten Schultag oder aus der Schulzeit zu berichten, denn solche Anektoden schürt die Angst noch zusätzlich.

Den Kindergarten verabschieden

Um den Neuanfang in der Schule posi- tiv zu beginnen, rät Wekerle: „Es ist wichtig, den Kindergarten gut abzuschließen, sich dort ordentlich zu verabschieden und dem einen guten Punkt zu geben. Dann bereitet man das Neue vor. Es gibt einen Abschied des Alten, was natürlich ein bisschen Trauer macht und ein bisschen Angst. Aber es gibt natürlich auch das positive Neue.“ Bemerkt man in dieser Zeit Unsicherheiten oder Angst beim Kind, sollte man es fragen, was ihm Sorgen bereitet und dann Unklarheiten aufklären.

Den ersten Schultag zelebrieren

Eltern können ihrem Kind zum Beispiel den gesamten Ablauf des ersten Schultages erklären. Man kann den ersten Schultag gemeinsam planen, sich überlegen, was das Kind anziehen wird, was es an diesem besonderen Tag frühstücken will und was es nach der Schule unternehmen möchte. Der erste Schultag darf rich- tig zelebriert und gefeiert werden. So hat das Kind gleich von Anfang an ein positives Gefühl. Um ein Kind auf die Schule vorzubereiten empfiehlt es sich auch, den Schulweg mehrmals abzugehen, die Schule, wenn möglich, vorab zu besuchen und die Schulsachen gemeinsam einzukaufen. Je vertrauter dem Kind diese Dinge bei Schulbeginn bereits sind, desto leichter fällt ihm die Eingewöhnung und es stärkt das Selbstvertrauen und die Sicherheit. Ein Treffen zwischen dem eigenen Kind und anderen Kindern, die bereits in die selbe Schule gehen, kann ebenfalls hilfreich sein, sich auf die neue Situation einzustellen. So kann sich das Kind über die Abläufe in der neuen Schule austauschen und bekommt Informationen über die Lehrer oder das Schulessen. Außerdem machen bereits bestehende Kontakte und Freundschaften den ersten Schultag um einiges leichter.

„Eltern sollten diesem Übergang und dem Kind Zeit widmen, aber auch den Gedanken und Gefühlen des Kindes - und sie ernst nehmen. Sie sollten versuchen diesen Übergang positiv zu gestalten.“

Karoline Wekerle Klinische- und Gesundheitspsychologin

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Achtsam durch die Umgewöhnungsphase

Beginnt dann die Schule, dauert es etwa ein bis zwei Wochen, bis sich die „Taferlklassler“ an die neue Umgebung, die Lehrer und die Mitschüler gewöhnt haben. Sie kennen dann auch schon den Ablauf des Schulalltags und des Unterrichts. Sie sind mit der neuen Situation vertraut und verlieren die Angst vor der Schule. Eltern sollten in dieser Zeit jedoch besonders achtsam sein und ihr Kind beobachten. Klagt das Kind immer wieder über Bauchschmerzen oder Übelkeit, möchte es morgens nicht aufstehen oder beginnt gar zu weinen, wenn man sich der Schule nähert, sollte man behutsam ergründen, woran es liegt. „Ich empfehle das Gespräch mit dem Kind zu suchen und das aufzulösen. Vielleicht vor dem Schlafengehen in entspannter Atmosphäre oder im Spiel oder in Form einer Aktivität, wenn man zum Beispiel spazieren geht. Es ist wichtig, den Druck aus der Situation herauszunehmen und dem Kind zu vermitteln, dass es nicht allein ist, dass die Eltern da sind, und ihm helfen“, so Karoline Wekerle. Stellt man im Gespräch etwa fest, dass das Kind Angst hat, die Schule alleine zu betreten, kann man ältere Geschwisterkinder oder die Schulfreunde bitten, das Kind durchs Schulhaus zur Klasse zu begleiten.

Angst vor dem neuen Lehrstoff

Die Angst vor der neuen unbekannten Umgebung betrifft aber nicht nur Kindergartenkinder beim Einstieg in die Volksschule. Auch der Umstieg von der Volksschule ins Gymnasium oder die NMS stellt Schüler vor Herausforderungen. Neben der neuen Umgebung und dem veränderten Lernumfeld kommt da oft der durchaus anspruchsvolle Wechsel im Lehrstoff hinzu. Wenn sich ein Kinder in der Volksschule noch leicht mit dem Lernen getan hat, wird es in der Mittelschule oder dem Gymnasium ungleich schwieriger. Die Unsicherheit, ob man auch genug gelernt hat und gut genug ist, um in der neuen Schule bestehen zu können, ist beim Nachwuchs ein großes Thema. „Ich würde vorschlagen, das mit dem Kind real zu diskutieren: ‚Du hast Lücken, was schade ist, aber du kannst da nichts dafür. Es haben momentan alle Defizite, der eine dort, der andere da. Es sitzen alle im gleichen Boot. Und du bist nicht alleine, wir sind da und helfen dir.‘ Bei größeren Kindern braucht es diese Beziehungsqualität“, so Psychologin Wekerle.

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