Bildung

Kindergarten kinderleicht gemacht

Im Herbst beginnt für viele Kleinkinder ein neuer Lebensabschnitt. Doch nicht alle Kinder sind bereit für den Kindergarten – manchmal tun sich auch Mama oder Papa mit dem Loslassen schwer. Wie können Eltern ihr Kind dabei unterstützen, damit die Eingewöhnung gut gelingt?

 

Die Eingewöhnung in den Kindergarten oder die Krippe ist für viele Kinder die erste große Trennung von ihren Bezugspersonen und damit eine riesengroße Umstellung in ihrem Leben. Nicht umsonst betonen Expertinnen, wie wichtig es sei, dass sich Eltern ausreichend Zeit nehmen, diesen neuen Schritt in Richtung mehr Selbständigkeit gut zu begleiten.

Alles neu macht der September

Das Kind kennt seine Pädagoginnen nicht und meistens auch nicht die anderen Kinder. Die Räumlichkeiten im Kindergarten sind neu. Und auch die Abläufe dort. Die Kinder müssen sich erst einmal mit dem neuen Umfeld vertraut machen und eine stabile Beziehung zu ihren Bezugspersonen aufbauen. Das braucht nun mal seine Zeit und passiert meist schrittweise. „Als Richtwert für die Eingewöhnungszeit nehmen wir vier bis sechs Wochen“, sagt Pädagogin und Elternberaterin Magdalena Rankl von rataufdraht.at. Eltern sollten diese Zeit unbedingt einplanen und diesen Prozess, auch wenn der Druck seitens der Arbeit oft groß ist, unbedingt behutsam begleiten. Von einem gelungenen Start in den Kindergarten würden am Ende alle profitieren. „Gut eingewöhnte Kinder bauen meist eine positivere Beziehung zu ihren Pädagoginnen auf und fühlen sich insgesamt wohler im Kindergarten“, bestätigt Magdalena Rankl. Damit nicht genug: Kinder, die diese erste große Veränderung im Leben als positives Erlebnis gespeichert haben, tun sich erwiesenermaßen bei allen weiteren Veränderungssituationen, wie etwa dem Eintritt in die Schule, leichter.

Keine Angst vor dem Weinen!

Manche Kinder umarmen Papa oder Mama kurz, um dann sorglos zu den anderen Kindern in die Gruppe zu laufen. Andere klammern sich verzweifelt an den Eltern fest und weinen bitterlich beim Abschied. Oft so herzzerreißend und bis zu den Toren des Kindergartens deutlich hörbar, dass es selbst nicht betroffenen Eltern durch Mark und Bein geht. Wieder andere Kinder versperren den Eltern den Weg nach draußen oder schlagen wütend um sich. „Es ist vollkommen normal, dass durch die Trennung von den Eltern teils sehr heftige Gefühle aufkommen. Eltern sollten sich dadurch nicht verunsichern lassen, denn heftige Reaktionen sind kein Indiz dafür, dass die Eingewöhnung nicht gut läuft“, versichert Pädagogin Rankl. Im Gegenteil: Bei sicheren Eltern-Kind-Bindungen ist es absolut normal, dass die Kinder weinen. „Diese Gefühle dürfen sein und müssen ernst genommen werden, damit sie positiv bewältigt werden können“. Doch wie soll das Gelingen, wenn Eltern oft selber von gemischten Gefühlen geplagt werden? „Eltern müssen es aushalten, dass sie nun ein Stück weit Verantwortung abgeben und nicht mehr über alle Dinge, die im Leben des Kindes passieren, Bescheid wissen,“ sagt Magdalena Rankl und rät Eltern dazu, insbesondere die eigenen Gefühle gut zu reflektieren. Woher kommt es, dass ich zum Beispiel selber nicht gut loslassen kann? Warum tue ich mir schwer damit, das Kind abzugeben? „Schuldgefühle, das Kind (so früh) alleine zu lassen, müssen möglichst überwunden werden. Stellt sich bei den Eltern das Vertrauen ein, dass das Kind in der Einrichtung gut aufgehoben ist, spüren das auch die Kinder und können sich besser auf den Prozess der Eingewöhnung einlassen“, erklärt Rankl.

Wie läuft die Eingewöhnung ab und ab wann ist sie gelungen?

Um den Übergang von der Familie zur Betreuung durch den Kindergarten so sanft wie möglich zu gestalten, sind Eltern während der Eingewöhnung in der Regel eine Zeit lang in der Gruppe. Durch die Anwesenheit eines Elternteils können die Kinder in Ruhe alles kennenlernen und haben gleichzeitig die Gewissheit, jederzeit zu Mama oder Papa zu gehen, falls sie verunsichert sind. Hat sich das Kind dann an die neue Umgebung schon etwas gewöhnt, können erste Trennungsversuche statt- finden, bei denen die Eltern kurz den Raum verlas- sen. Reagiert das Kind irritiert, können die Eltern sofort zurück kommen. Kann das Kind die Situtation gut annehmen, werden die Trennungsphasen schrittweise verlängert. Kinder lernen in dieser Zeit ein Wechselbad der Gefühle kennen: Sie erleben auf der einen Seite, dass der Abschied traurig ist, und andererseits die Freude beim Abholen. Das Gefühl der Sicherheit, dass die Eltern jedenfalls wieder kommen, schafft schrittweise jene Vertrauensbasis, die Kindern dabei hilft, den Trennungs- schmerz auszuhalten. Dabei wird eine gelungene Eingewöhnung vielfach daran festgemacht, ob das Kind (nicht) weint, wenn man es in der Früh abgibt oder nicht. „Weinen ist lediglich eine Form, wie Kinder ihren Schmerz und ihre Überforderung wegen der Trennung zum Ausdruck bringen und kein Gradmesser dafür, wie gut das Kind im Kindergarten angekommen ist“, weiß Rankl. Manche Kinder würden ihren Kummer zudem anders zeigen. Etwa durch große Unruhe, zielloses Umherschweifen in der Gruppe oder Rückzug. Eine Eingewöhnung ist jedenfalls dann gelungen, wenn sich das Kind von den Pädagoginnen trösten lässt. Das Kind lernt nun, dass die Bezugspersonen vor Ort seine neue Anlaufstelle sind, falls es Hilfe benötigt. Spätestens dann steht einer angenehmen Kindergartenzeit mit der Freude an der Gruppe und all’ den interessanten Spieleangeboten meist nichts mehr im Wege.

So können Eltern die Eingewöhnung unterstützen

  • Rituale für die Routine: Niemals gehen ohne sich klar und herzlich zu verabschieden! Man erspart dem Kind damit keinen „unnötigen“ Trennungsschmerz, sondern lässt vielmehr das Gefühl des Verlassenwerdens entstehen.
  • Trennungserfahrungen von den Eltern, wie zum Beispiel Betreuungszeiten durch Großeltern oder Babysitter, können den Übergang zur Fremdbetreuung erleichtern.
  • Im Vorfeld ausreichend Zeit für die Eingewöhnung einplanen.
  • Den eigenen Druck sowie die Verunsicherung nicht an die Kinder weitergeben.
  • Kuscheltiere oder andere vertraute Objekte von zuhause können zu Beginn Halt und Sicherheit geben.
  • Die Eingewöhnung sollte ein kontinuierlicher Prozess ohne unnötige Unterbrechungen (z.B. durch einen Urlaub) sein.
  • Bilderbücher oder positive Gespräche über den Kindergarten können Lust auf den neuen Lebensabschnitt machen.
  • Weitere große Veränderungen vermeiden (Abstillen, sauber werden, Umzug).

 

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