Gesundheit

Meningokokken: „Früher Impfschutz ist wichtig“

Meningokokken-Erkrankungen sind lebensbedrohend und werden oft erst spät erkannt. Kinderärztin Daniela Kasparek erklärt, warum ein möglichst früher Impfschutz gegen diese bakteriellen Infektionen so wichtig ist.

Es geht alles sehr schnell. Zwischen dem Auftreten erster Symptome und einem tödlichen Verlauf liegen oft nur 24 Stunden. Dazu kommt, dass die ersten Symptome von Eltern oft falsch gedeutet werden, denn Fieber, Erbrechen und Kopfschmerzen sind nichts Ungewöhnliches. Ist der für eine Meningkokken-Infektion typische rötlich-violette Hautauschlag sichtbar, ist die Erkrankung oft schon weit fortgeschritten und die Gefahr für das Kind bereits sehr groß.

Die Folgen einer Meningokokken-Infektion sind drastisch. Jeder zehnte Patient verstirbt trotz medizinischer Behandlung, jeder fünfte Überlebende leidet an dauerhaften Folgeschäden, etwa Taubheit, Gehirnschäden oder Amputationen. Wirksamen Schutz gewährt hier nur die Impfung. Warum diese bei Babys möglichst früh erfolgen sollte, erklärt die Wiener Kinderärztin Daniela Kasparek.

 

„Die Impfung ist der einzig wirksame Schutz gegen eine Infektion mit Meningokokken-Bakterien.“

Dr. Daniela Kasparek
Kinderärztin in Wien, www.gesund-wachsen.wien

Warum werden Meningokokken-Infektionen oft erst spät erkannt?
Daniela Kasparek: Die Meningokokken-Bakterien werden von Menschen ohne Symptome durch Tröpfcheninfektion übertragen. Die Infektionen treten also völlig überraschend und, anders als etwa die Corona-Infektion, ohne einem bereits belasteten Umfeld auf. Dazu kommt, dass die ersten Symptome wie Fieber oder Kopfschmerzen von den Eltern oft anderen Erkrankungen zugeschrieben werden und sie oft mit dem Arztbesuch zu lange zuwarten. Die Petechien, kleine Hautblutungen, die man nicht wegdrücken kann, sind zwar ein typisches Symptom, es tritt aber erst spät auf. Daher verlieren wir zur Behandlung oft wertvolle Zeit. Wir sind als Ärzte hier immer einen Schritt hinter dem Krankheitsverlauf.

Warum verlaufen Meningokokken-Infektionen oft sehr dramatisch?
Ohne Schutz kann das Immunsystem nichts gegen Meningokokken-Bakterien machen. Daher nimmt diese Infektionen einen raschen und dramatischen Verlauf. Meningokokken lösen Gehirnhaut- und Gehirnentzündungen aus, dazu kommen massive Blutgerinnungsstörungen, die in Gliedmaßen Auswirkungen bis hin zur Amputation haben.

Wie können Kinder wirksam gegen eine Meningokokken-Infektion geschützt werden?
Die Impfung ist der beste Schutz. Daher sollte sie so früh wie möglich erfolgen. Der früheste Zeitpunkt für eine Impfung gegen den in Österreich am häufigsten auftretenden B-Typ ist im Alter von neun Wochen, acht Wochen später gibt es eine zweite Gabe. Nach zwei Wochen haben sich dann erste Antikörper gebildet. Nach 6 bis 12 Monaten gibt es eine Auffrischung, dann währt der Impfschutz auch ein Leben lang. Leider ist diese Impfung in Österreich kostenpflichtig. Zwischen 10 und 12 Jahren, also vor Beginn der Pubertät, gibt es die Impfung gegen die Meningokokken-Serogruppen ACWY. Diese ist kostenlos. Als Ärztin würde ich mir wünschen, dass auch die Impfungen im 1. Lebensjahr von der Sozialversicherung getragen werden, denn die Folgekosten für die Betreuung der oft an schweren zerebralen Erkrankungen leidenden Patienten sind ungleich höher. Für mich gehört ausreichender Impfschutz genauso zu einem gesunden Leben wie sauberes Wasser oder gesunde Lebensmittel.

Mit welchen Problemen in ihrer Entwicklung haben Kinder und Jugendliche, die eine Meningokokken-Infektion überstanden haben, zu rechnen?
Viele von ihnen haben Lernschwierigkeiten und Probleme mit der Konzentration. Diese Kinder haben meistens einen großen Förderbedarf. Hirnhautentzündungen können aber auch Teile des Gehirns dauerhaft schädigen, mit allen Folgen für die Betroffenen, etwa den Verlust der Sprachfähigkeit oder Bewegungsstörungen. Darum rate ich allen Eltern, die zu mir in die Ordination kommen, zu einer Impfung. Und die Impfbereitschaft ist bei uns dankenswerter Weise sehr hoch.

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