Medien

Peppa, Paw Patrol oder Biene Maja? – Interview

„Es geht weniger um die Inhalte als vielmehr um eine adäquate Begleitung der Kids!“ - Medienpädagogin Barbara Buchegger spricht über Vor- und Nachteile „alter“ und „neuer“ TV-Lieblinge, dass „Verblödung“ auch bei pädagogisch wertvollen Sendungen passieren kann – und warum eine adequate Begleitung weit wichtiger ist als die Inhalte der Serien.

Pippi, Pokémon und Pumuckl: Inwiefern sollen Eltern ihre eigenen Film-Lieblinge an ihre Kids weitergeben?
Buchegger: Viele Kinder lieben diese „alten“ Sachen auch. Tatsache ist, dass die Zeichentrickfilme etwa aus den 1970er Jahren oft einen langsameren Schnitt haben. Ob Kinder Remakes und neue Serien lieber als alte mögen, ist kindabhängig. Manche sind mit Musik, Schnitt oder Sprache der zeitgemäßen Sendungen überfordert. Andere Kinder kommen mit neuen Sehgewohnheiten besser zurecht. Ein wichtiger Punkt ist das Miteinanderschauen. Und da ist es nun mal so, dass Erwachsene die eigenen Helden oft besser „ertragen“. Schauen die Kinder die alten Sachen allerdings nur, um den Eltern eine Freude zu machen, würde ich davon Abstand nehmen.

Was empfehlen Sie, wenn Kinder partout das schauen wollen, was den Eltern missfällt?
Buchegger: Eltern denken bei vielen Serien: das ist verschwendete Zeit. Dabei übersehen sie oft, welche Bedeutung die Serie und ihre Figuren für die Kinder haben. Wichtig ist daher die Begleitung, die eigentlich in keinem Alter aufhört. Also über das reden, was geschaut wird. Die Standpunkte der Kinder anhören. Die Chance nutzen, dabei etwas über sein Kind zu erfahren. Warum fesselt dieser oder jener Held, diese oder jene Themenwelt?

Inwieweit sollten Kinderserien pädagogisch wertvoll sein bzw. inwiefern sollten wir vor „reiner Verblödung“ schützen?
Buchegger: Grundsätzlich müssen wir Kinder vor Reizüberflutung schützen. Ich muss wissen, wie es meinem Kind mit dieser oder jener Serie geht. Welche Interessen und Fähigkeiten hat mein Kind, wie verarbeitet es Informationen, welche Gefühle bewirken bestimmte Geschichten bei meinem Kind, welche Beweggründe hat es im Bezug auf diesen oder jenen Film. Das ist sehr individuell. Es geht also weniger um die Inhalte an sich, sondern um die Entwicklung des Kindes und eine adequate Begleitung. Dabei spielt auch eine Rolle, wie das Schauen im Alltag integriert ist: ist die Serie Belohnung, hat sie reine Babysitter-Funktion, ist sie beim Aufwachen oder Einschlafen erforderlich. Das steuern letztendlich die Großen.

 

Barbara Buchegger
Pädagogische Leiterin der Initiative saferinternet.at

Und wenn die Kinder nur grottenschlechte Serien schauen?
Buchegger: Das ist keine große Katastrophe! Es kann ihnen bei der pädagogisch wertvollsten Sendung passieren, dass Fantasie und Denken nicht angeregt werden. Wichtig ist, wie gesagt, der gemeinsame Austausch. Auch die Interaktion drum herum: Kinder bauen ihre Helden ja oft auch beim Spielen ein. Natürlich macht es Sinn, Anregungen für Alternativen zu geben. Wobei wir nicht vergessen dürfen: es geht um Identifikation und Zugehörigkeit. Kennt ein Kind Serien nicht, die alle schauen, grenzt man es auch von diesen Gesprächsthemen aus.

Bei Mädchenserien gibt’s oft weniger Gewalt, dafür lieblichere Szenen. Inwiefern sollten Inhalte diesbezüglich kritisch hinterfragt werden?
Buchegger: Die typische Rollenaufteilung beginnt schon bei der Geburt mit der Auswahl von Kleidung oder Spielzeug. Blau versus rosa. Dinos hier, Einhörner dort. Diese Farb- und Themenzuschreibungen setzen sich in den Inhalten der Serien fort. Mädchen wird von klein auf suggiert, hilfsbereit und nett zu sein. Buben dürfen hingegen kämpfen und ihre Wut raus lassen, weil sie ja Buben sind. Leider eine ziemlich rückschrittliche Entwicklung. Tatsache ist: diese „Schubladen“ geben auch Sicherheit. Es braucht schon viel Mut, sich als Bub auf „rosa Terrain“ zu begeben und umgekehrt. Letztendlich aber nehmen Kinder vielmehr das wahr, was sie aus ihrem Umfeld aufnehmen. Sind die Rollenbilder daheim eher klassisch, prägt das mehr als es rosa oder kämpfende TV-Heldinnen tun.

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