„Schulangst hat viele Gesichter“
Die Kinder- und Jugendpsychologin Karoline Wekerle begleitet auch Kinder mit Schulangst.

Ist Schulangst ein verbreitetes Thema?
Die Schulangst fällt in den Bereich der Angststörungen, und die gehören immerhin zu den häufigsten psychischen Störungen. Im Alter von acht Jahren leidet jedes zehnte Kind an einer Angststörung. Das klingt auf den ersten Blick nach viel, ist aber völlig normal, denn Kinder müssen Ängste erleben, um sich zu entwickeln. Ängste überwinden, Situation meistern – das gehört zur Persönlichkeitsentwicklung dazu.

Karoline Wekerle, Kinderpsychologin, www.psychologie- wekerle.at
Was sind typische Ursachen?
Schule ist ein Schmelztiegel, in dem verschiedene Elemente zusammenkommen, die Ängste verstärken können. Das beginnt mit dem Trennungsthema, also dass die Kinder selbstständig und auf sich gestellt agieren müssen, führt über mögliche Herausforderungen im sozialen Bereich bis hin zum Thema Leistung und Bewertung. In der Volksschule geht es etwa sehr oft um Mobbing. Es kann aber auch sein, dass es einfach die falsche Schule für das Kind ist. Da muss man genau hinschauen. Gerade das erste Jahr nach der Einschulung bzw. nach dem Wechsel nach der Volksschule ist für die Kinder besonders anstrengend. Das sollten Eltern besonders gut begleiten.
Was sind typische Anzeichen?
Das hängt vom Kind ab. Extrovertierte Typen reagieren in der Regel eher aggressiv, während sich introvertierte Typen eher zurückziehen. Häufig klagen betroffene Kinder auch über körperliches Unwohlsein.
Wie kann man seinem Kind helfen? Was sind da die ersten Schritte?
Das kommt ganz darauf an, was für ein Problem hinter der Angst steht. Daher geht man erst einmal in den Dialog mit dem Kind. Wenn die Unterstützung von zu Hause nicht reicht, um die Ängste aufzulösen, sucht man am besten das Gespräch mit dem Lehrer. Sollte das nicht genügen, kann man einen Schulpsychologen hinzuziehen. Eltern wollen ihre Kinder häufig vor Situationen, die ihnen Angst machen, beschützen. Sie können ihre Kinder aber auch unterstützen, indem sie ihnen helfen, Dinge durchzuhalten. Man muss wachsam sein, aber die Kinder auch nicht vorschnell aus jeder Situation herausnehmen. Es ist gut, das Kind in der Autonomie zu stärken, es positiv zu motivieren und mit ihm über Gefühle zu sprechen

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