Coronavirus

Seelenleiden: Jedes achte Schulkind ist unglücklich

Schulkinder in Deutschland sind oft seelisch belastet – Mädchen noch stärker als Jungen. Jedes achte Schulkind ist oft unglücklich oder niedergeschlagen und muss häufig weinen. Das zeigt der aktuelle Präventionsradar 2020 der DAK-Gesundheit.

Kind traurig mit Mundnasenschutz

Für die aktuelle vierte Welle des Präventionsradars wurden im Schuljahr 2019/2020 fast 17.000 Schülerinnen und Schüler aus mehr als 1.000 Klassen befragt. Die Befragungen fanden im Rahmen des Unterrichts statt und waren im März 2020 vor dem ersten Corona-bedingten Lockdown abgeschlossen. Jedes achte Schulkind gab in der Befragung an, oft niedergeschlagen und häufig unglücklich zu sein. Vor allem Mädchen sowie die älteren Schülerinnen und Schüler waren betroffen. Während sich jeder 20. Junge (5 Prozent) häufig unglücklich fühlte, war es bei den Mädchen jede fünfte (19 Prozent). Auch Beschwerden wie Stress, Erschöpfung und Schlafstörungen waren schon vor dem Lockdown kein seltenes Phänomen. Bei 25 Prozent der Schulkinder traten mehrere Male in der Woche oder täglich Ein- und Durchschlafschwierigkeiten auf, 46 Prozent der über 15-Jährigen fühlten sich mehrmals oder täglich erschöpft. „Bereits vor Corona war die seelische Belastung hoch“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Die aktuell wichtige Frage ist, welche Auswirkung die Corona-Krise auf die psychische Gesundheit der Schulkinder noch haben wird.“

Auswirkungen der Pandemie auf die Kinderpsyche

Erste Hinweise auf mögliche Auswirkungen der Pandemie liefern Daten der repräsentativen Homeschooling-Studie der DAK-Gesundheit, für die Kinder und Jugendliche direkt nach dem ersten Lockdown befragt wurden. Demnach war rund ein Viertel aller Schulkinder im Frühjahr 2020 oft oder sehr oft traurig. Leicht darüber lagen die Anteile bei den Zehn- bis Zwölfjährigen (27 Prozent), leicht darunter die bei den 13- bis 15-Jährigen (23 Prozent). „Die Schulschließungen im Frühjahr 2020 haben das Leben der Kinder und Jugendlichen von jetzt auf gleich verändert“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Hanewinkel vom IFT-Nord. „Nach wie vor herrscht große Unsicherheit darüber, wie es in Zukunft, auch in Schulen, weitergehen wird. Es spricht vieles dafür, dass die mit der Pandemie einhergehenden Einschränkungen und Veränderungen des täglichen Lebens das Risiko für das Auftreten psychischer Auffälligkeiten erhöht.“

Stress und Mobbing sind weitere Risikofaktoren

Der Präventionsradar 2020 zeigt, welche Faktoren bereits vor Corona ein besonderes Risiko für die Schulkinder dargestellt haben: Stress und Mobbing. So berichteten gestresste Jungen und Mädchen in der Schulstudie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit davon, häufig weinen zu müssen und niedergeschlagen zu sein. Beim Thema Mobbing zeigten sich vor allem die Attacken im virtuellen Raum als schwerwiegend: Jedes dritte Cybermobbing-Opfer war in der Schulstudie emotional auffällig. Von den Kindern und Jugendlichen ohne Mobbingerfahrungen war es noch nicht einmal jedes zehnte.

„Wir erleben aktuell in der Corona-Situation, dass sich Abläufe und Rahmenbedingungen an den Schulen ständig verändern“, so Andreas Storm. „Das stellt für Schülerinnen und Schüler als auch für Lehrkräfte eine anhaltende Belastungssituation dar. Im Verlauf der zweiten Corona-Welle wird es unter Umständen auch wieder vermehrt zu Schulschließungen kommen. Wir müssen befürchten, dass sich dadurch die Risikofaktoren verstärkt auswirken.“ Die DAK-Gesundheit wird zusammen mit dem IFT-Nord den Präventionsradar im Schuljahr 2020/21 fortsetzen. Mit den Ergebnissen aus der kommenden fünften Befragung werden dann gesicherte Erkenntnisse zur Auswirkung der Corona-Pandemie auf die junge Generation vorliegen.

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