Erziehung

Streit um Barbie

Bis heute hat die berühmteste Puppe der Welt nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Und immer wieder wird sie auch heftig kritisiert. Vergöttert, geliebt, verdammt – was ist dran am Barbie-Kult?

Meine Barbie war blond, hatte einen großen Busen, die unwahrscheinlichste Taille der Welt und einen leicht arroganten Blick. Und natürlich war sie urdünn. Der fesche Ken war rettungslos verliebt in sie. Ihre kleine Schwester Skipper eiferte Barbie in allem nach und sah schon fast aus wie sie. Barbie’s dunkelhaarige Freundin Midge wirkte ein wenig wie Aschenputtel. Es war also nur logisch, dass sie später Alan heiratete, der für die chice Barbie einfach zu alltäglich war. Das alles ist eine Weile her und Barbie’s Welt hat sich seither dramatisch und unübersichtlich verändert. Sie hatte in den folgenden Jahren und bis heute unzählige Verwandte, Freundinnen und Freunde. Schauspieler, Sänger, Sportler und andere Prominente wurden regelmäßig als Barbie und Ken dargestellt. Es gibt Barbie-Journale, Barbie-Filme, Barbie auf Facebook und in der gesamten social media world.

Wie hat die Erfolgsstory von Barbie begonnen?

Ihr offizieller Geburtstag ist der 9.3.1959, an dem sie auf der New Yorker Spielwarenmesse vorgestellt wurde. Wie in jedem amerikanischen Traum soll ihre Erfinderin Ruth Handler sie in einer Garage entworfen haben. Sie gründete dann gemeinsam mit ihrem Mann die Firma Mattel – heute einer der größten Spielzeugkonzerne der Welt.

Im ersten Jahr verkaufte sie sich 300.000 Mal und bis heute fanden weltweit über eine Milliarde Puppen ihre kleinen Mütter. Sie ist nicht irgendeine Puppe. Sie ist d i e Puppe. Die Kopfform, der Gesichtsausdruck, das Makeup und auch die Figur wurden öfter verändert, verworfen und wiedereingeführt. Insgesamt verkörperte sie schon 40 Nationalitäten. Im Jahre 1992 erschien die „Totally-Hair-Barbie“. Ihre Haare reichten vom Kopf bis zu den Füßen und sie war die meistverkaufte Barbie-Puppe aller Zeiten.

„Die Barbie und der Ken knutschen immer. Das ist so lustig. Die passen aber auch super gut zusammen!“
Andrea, 8

„Ich habe ihr die Haare geschnitten und warte jetzt, dass sie nachwachsen.“
Connie, 4

„Die Barbie interessiert mich überhaupt nicht. Ich spiele lieber mit Autos.“
Susi, 5

„Meine Mama mag die Barbies nicht, aber ich bekomme sie von meiner Oma. Ich schlafe jede Nacht mit ihnen.“
Grazia, 8

Es gibt viele originelle Geschichten rund um Barbie.

So hat Ingrid P. eine Sammlung von über 80 Stück in ihrem Keller, die darauf warten, dass die gerade geborene Enkelin mit ihnen spielt. Darunter befinden sich auch eine schwangere und eine dunkelhäutige Barbie. Und Gabi M. erinnert sich, dass sie dem Sänger Roy Black nach seinem Schlager „Ganz in weiß“ eine Barbie im Hochzeitskleid auf die Bühne bringen durfte. Katharina S. ist über 70 und hat bis heute ein eigenes Zimmer, in dem Barbies aus den vergangenen Jahrzehnten wohnen.

„Die Barbie hat ein Schloss, ein schönes Auto, ein Schiff und ein Pferd. Das will ich auch haben!“
Moni, 5

„Der Prinz Erik gefällt mir so gut. Der hat einen echten Prinzenanzug. Der verliebt sich dann in die Arielle.“
Lana, 7

Barbie ist nicht unumstritten.

Feministinnen kritisieren, dass Barbie Mädchen in die „rosa Prinzessinnenecke“ drängt und ein schädliches Schönheitsideal vermittelt. Obwohl sie vier Jahre bevor der erste Mann auf dem Mond landete als Astronautin im All unterwegs war, als Ärztin, Feuerwehrfrau und Pilotin arbeitete, transportierte sie nicht die Botschaft, dass Mädchen es mit einer beruflichen Karriere weit bringen würden. Nicht einmal, als sie 1992 – lange vor Hillary Clinton – für das Präsidentenamt kandidierte. Vielmehr lautete die Aufforderung: „Du musst hübsch sein! Du musst dünn sein! Und blond ist auf jeden Fall besser!“

„Ich will Glitzerkleider wie Barbie. Die sind so schön. Hoffentlich bekomm’ ich welche zum Geburtstag.“

Mirsini, 6

„Ich will so ausschauen wie die Barbie. Leider bin ich nicht so dünn, aber meine Mama sagt, dass niemand so dünn ist.“
Lisa, 7

Heute wirbt Mattel nach einigen Krisen mit dem Slogan: „Du kannst alles sein!“

So gibt es seit 2015 Barbies, die sogenannten „Role Models“, die Vorbildfrauen aus verschiedenen Ländern nachempfunden sind. 2019 kam außerdem eine Barbie im Rollstuhl und eine mit Beinprothese hinzu, damit sich auch Mädchen mit besonderen Bedürfnissen mit ihr identifizieren können. In diesem Jahr gibt es nun Puppen mit neun Körperformen, 35 verschiedenen Hauttönen und 94 unterschiedlichen Frisuren. Außerdem umfasst das Sortiment auch 15 Curvy Modelle. Malvine Altbart ist 11 Jahre alt. Sie besaß über 50 Barbies mit Häusern, Schiffen, Autos, Pferd und Hund. Was hat dir denn an Barbie so gut gefallen, Malvi? „Alles, aber besonders die Glitzerhaare. Und weil sie wie eine Prinzessin ist. Das wollte ich auch sein.“ Aber als sie 8 war, hat sie die Puppen verkauft, weil es ihr keinen Spaß mehr machte mit ihnen zu spielen. Ihre Mutter Anja hat zu Barbie und deren Kritikern folgende Meinung: „Natürlich lebt Barbie in einer heilen Traumwelt, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. Aber ist es nicht auch schön, träumen zu dürfen? Es ist die Aufgabe der Eltern, den Töchtern nicht nur Selbstvertrauen zu vermitteln, sondern ihnen zur rechten Zeit auch klar zu machen, dass das reale Leben anders aussieht. Aber solange lassen wir sie doch träumen!“

„Mir gefällt alles an Barbie – sie ist einfach nur cool und ich will genauso werden, wenn ich groß bin.“
Anabell, 7

„Ich habe alle Barbies, die es gibt. Eine hat einen Schwanz wie eine Meerjungfrau – der dreht sich im Wasser.“
Klara, 5

„Meine Barbie hat eine Dusche und ich wasch’ mich auch damit.“
Melli, 4

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