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Tür an Tür mit der Tagesmutter

Die Hochschule Landshut begleitet das Millionen-Projekt home and care der Stadt Landshut und erforscht die Grundlagen für die nachhaltige Sicherung der sozialen und finanziellen Stabilität von Alleinerziehenden und ihren Kindern, etwa durch die Kinderbetreuung durch eine Tagesmutter.

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Alleinerziehende stehen immer vor der Herausforderung, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Kommen dann noch Früh- und Spätschichten mit variierenden Arbeitszeiten hinzu, ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Vollzeit kaum möglich. Das heißt: Alleinerziehende müssen beruflich häufig zurückstecken, falls sie keine Lösung für die Betreuung ihrer Kinder organisieren können. Damit verbunden ist nicht nur ein höheres Armutsrisiko für die Mutter/den Vater und die Kinder, auch gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten können stark eingeschränkt sein. Für Alleinerziehende, die im Schichtdienst arbeiten, gerade in Pflege-, Gesundheits- und Sozialberufen ist es aufgrund ihrer wechselnden Arbeitszeiten eine große Herausforderung eine passende Kinderbetreuung zu finden. Der Ausbau flexibler Kinderbetreuungsangebote mit erweiterten Öffnungszeiten verläuft in Deutschland schleppend, bei zugleich größer werdendem Bedarf seitens der Familien. In einer ähnlichen Lage befinden sich auch alleinerziehende Tagesmütter und -väter. Denn sie kennen ebenfalls die Probleme der finanziellen Unsicherheit und mangelnder Teilhabechancen.

Richtungsweisendes EU-Projekt

Genau hier setzt das EU-Projekt home and care der Stadt Landshut an. In Kooperation mit acht weiteren lokalen Partnern, darunter der Hochschule Landshut, soll ein besonderes Kinderbetreuungsangebot für Ein-Eltern-Familien in Heil- und Pflegeberufen sowie alleinerziehenden Tagesmüttern geschaffen werden. Das Projekt wird von der UIA – Urban Innovative Actions im Bereich Urban Poverty (städtische Armut) mit knapp fünf Millionen Euro gefördert und ist das erste deutsche Städteprojekt überhaupt, das durch die UIA unterstützt wird.

Armutsprävention für Ein-Eltern Familien und deren Kinder

Ein-Eltern-Familien leisten Besonderes. Neben der Betreuung der eigenen Kinder stehen sie den Herausforderungen der Berufswelt gegenüber. „Zur Prävention von Kinderarmut und zur Prävention von Altersarmut in Folge langjähriger Teilzeitbeschäftigung müssen gesellschaftliche Anstrengungen unternommen werden um die Teilhabechancen dieser Bevölkerungsgruppen zu verwirklichen.“, erklärt Prof. Dr. Katrin Liel vom Institut Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung (IKON), Projektverantwortliche für home and care an der Hochschule Landshut. Während die Zahl der Alleinerziehenden in Deutschland und Europa kontinuierlich steigt, herrscht gleichzeitig in vielen Heil- und Pflegeberufen ein eklatanter und sich verschärfender Personalmangel. Dieser Personalmangel rührt unter anderem auch daher, dass die Rahmenbedingungen dieses wichtigen Berufsfelds nicht attraktiv genug sind. Neben einer geringen Entlohnung und damit verbunden oft fehlender gesellschaftlicher Anerkennung sind insbesondere die Schicht- und Wochenenddienste für Menschen mit Care-Verantwortung eine Hürde. Diesen Kreislauf wollen die acht Kooperationspartner (Stadt Landshut, Hochschule Landshut, ZAK e.V. Landshut, ZAK-Kinderstiftung, Fachakademie für Sozialpädagogik der Schulstiftung Seligenthal, Hl. Geistspitalstiftung, Klinikum Landshut, LAKUMED Kliniken Landshut-Achdorf) in Landshut durchbrechen.

Verbesserung der Lebensumstände

Das Projekt home and care hat es sich zum Ziel gesetzt, die Herausforderungen für Alleinerziehende in Heil- und Pflegeberufen zu reduzieren. Dazu haben die Partner auf Initiative von ZAK e.V. Landshut und der ZAK Kinderstiftung eine neue Form der flexiblen Kinderbetreuung entwickelt, die den alleinerziehenden Eltern die Möglichkeit einer Arbeitsstelle oder einer Ausbildung in Heil- und Pflegeberufen bietet und zugleich die Bedürfnisse der Kinder an vorderste Stelle stellt. Mit dem Bau einer Wohnanlage in der Marienburger Straße in Landshut schafft das Projekt konkret einen Ort, an dem sowohl Beschäftigte aus Heil- und Pflegeberufen als auch alleinerziehende Tagesmütter zukünftig „Tür an Tür“ wohnen werden. Die dort lebenden Kinder können so flexibel und wohnortnah professionell betreut werden, insbesondere in den Randzeiten frühmorgens, spätabends und am Wochenende. Für die Kinder eröffnen sich damit stabile und gleichzeitig äußerst flexible Betreuungsstrukturen und für die Eltern die Möglichkeit, ihrem Beruf nach zu gehen. Das führt nicht nur zu einer besseren finanziellen Absicherung, sondern auch insgesamt zu neuen Perspektiven für die Familien. „Die dadurch mögliche Integration auf dem Arbeitsmarkt und Verbesserung der Lebensqualität gibt Alleinerziehenden und Kindern Sicherheit und damit Bildungs- und Zukunftschancen“, erläutert Liel das Konzept.

Wissenschaftliche Unterstützung

Ziel des innovativen und einzigartigen Projekts ist dabei, Ein-Eltern-Familien nachhaltig zu unterstützen. Der Forschungsschwerpunkt IKON an der Hochschule Landshut beschäftigt sich schon lange intensiv mit Themen wie sozialer Ungleichheit, Migration oder Veränderungen in Familie und Beruf. „In diesem Projekt widmen wir uns konkret den Themen der Armutsprävention und der flexibilisierten Kinderbetreuung für Alleinerziehende in Landshut. Die Aufgabe der Hochschule ist dabei unter anderem die kontinuierliche prozessbegleitende Evaluation, bei der alle Projektpartner partizipativ mit einbezogen werden“, so Liel. Parallel dazu konzipiert und leitet die Hochschule auf die Projektpartner zugeschnittene Workshops mit wissenschaftlichen Impulsen und Diskussionen zur Projektumsetzung. Um den Projekterfolg nachhaltig zu dokumentieren, werden gegen Ende der Projektlaufzeit die neuen Bewohner und Bewohnerinnen der Wohnanlage interviewt und die Ergebnisse mit sozialwissenschaftlichen Methoden ausgewertet.

Ein Zukunftsprojekt für alle

Das Projekt home and care wird die aktuelle Situation für alle Beteiligten in Landshut verbessern: Alleinerziehende in Heil- und Pflegeberufen bekommen die Chance, ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder langfristig selbstständig bestreiten zu können. Potenzielle Arbeitgeber, wie Kliniken, Sozialstationen oder Pflegeheime profitieren davon, unbesetzte Stellen aufgrund des Fachkräftemangels besetzen zu können. Tagesmütter erhalten die Möglichkeit, sich in flexiblen Betreuungskonzepten weiter- oder ausbilden zu lassen. „Weiterhin liegt aber das Hauptaugenmerk auf dem Wohlergehen der Kinder, deren gesellschaftlichen Teilhabechancen verbessert und die in einer sicheren Umgebung mit guten Zukunftsperspektivenheranwachsen sollen“, betont Liel abschließend.

Prof. Dr. Katrin Liel von der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Landshut begleitet mit ihrem Team das Projekt home and care wissenschaftlich.

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