Mobilität

„Unser Ziel: Zweitautos verzichtbar machen“

Neue Mobilität abseits der Städte: Christoph Wolfsegger, Programmmanager der 105 österreichischen Klima- und Energie- Modellregionen, über Carsharing und Parkverbote.

In den 105 Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) leben 2,7 Millionen Menschen und damit die Hälfte der ländlichen Bevölkerung Österreichs. Gibt es in ihnen auch Modellhaftes speziell was die Mobilität angeht?
Wolfsegger: Wir verordnen ja nichts, sondern fragen immer vor Ort, was die Bevölkerung braucht, um Stärken auszubauen und Schwächen kompensieren zu können. Deshalb gibt es natürlich regionale Unterschiede. Dann helfen wir konkret beim Koordinieren, stellen Mittel zur Verfügung und einen „Kümmerer“, der alles zusammenhält und voranbringen hilft. Fast überall zeigt sich aber, dass ländliches E-Car-Sharing gut funktioniert. Es braucht vor Ort etwa 20 Nutzer, dann kann über die Manager der Modellregion ein Auto angeschafft werden. Die Nutzer können Privatpersonen sein, aber auch Gemeinden, Behörden oder Betriebe. Sind 20 Personen zusammen, kann das nächste E-Auto angeschafft werden. Und so weiter. Unser Ziel ist es, Zweitautos verzichtbar und neue Autoanschaffungen obsolet zu machen.

Wo bräuchte es zum Beispiel in den Familien Bewusstseinsbildung?
Da ist natürlich die Schulmobilität ein Thema. Denn es verursacht viele zusätzliche Wege, dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto bringen und abholen. Es gibt aber schöne Versuche, die gezeigt haben, dass Parkverbote im Umkreis von Schulen dazu motivieren, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen. Der Schulweg hat stark mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl zu tun. Und da können die Gemeinden natürlich eingreifen – etwa indem sie Radabstellplätze finanzieren, Fußgängerübergänge schaffen und dafür sorgen, dass die Gehsteige breit genug sind. Niemand schickt seine Kinder zu Fuß entlang einer stark befahrenen Straße ohne Gehsteig in die Schule.

Gibt es Mobilitätskonzepte, die in den KEM entwickelt und schließlich exportiert wurden?
Einige! Das Start-up Ummadum wurde beispielsweise vom ehemaligen Modellregionsmanager Rene Schader gegründet und schlägt gerade auch international Wellen. Als zeitgemäße Mitfahrbörse hat Corona die Aktivitäten natürlich etwas gebremst. Aber das Konzept vernetzt Unternehmen, Gemeinden und andere Anbieter von „Rides“ über ein innovatives Anreiz- und Punktesystem. Gemeinden können Punkte kaufen und an Pendler verteilen, Unternehmen an ihre Mitarbeiter. Ummadum forciert das Teilen eines Fahrzeugs und das führt zu weniger Verkehr. Wir wissen: Die meisten Pendlerfahrten sind allein im Auto. Das ist ein sehr großer Hebel. Ganz generell lässt sich sagen: Auch nachhaltige Mobilität braucht Role Models. Wenn der Bürgermeister mit dem Lastenrad einkaufen fährt, dann wird darüber gesprochen.

 

Christoph Wolfsegger
Programmmanager der Klima- und Energie-Modellregionen

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