Erziehung

Vaterfreuden

Es ist das ganz große Abenteuer: Vater sein. Ein Abenteuer, das herausfordert, an die eigenen Grenzen führt und glücklich macht. Sehr glücklich.

Ob der Papa – ganz traditionell – die meiste Zeit des Tages außer Haus arbeitet oder daheim den Großteil der Care-Arbeit übernimmt. Ob er mit seinen Kindern dauerhaft unter einem Dach wohnt oder mit ihnen das Wochenende verbringt. Experten sind sich einig: Kinder profitieren von einer engen Beziehung zu ihrem Vater. Väter ermutigen, fordern heraus, kuscheln und trösten. Sie machen vieles ganz anders als die Mütter. Gut so! Hauptsache sie sind im Leben ihrer Kinder präsent und lassen sich ein auf das große Vater-Kind-Abenteuer. „familiii“ hat fünf Väter befragt, wie sie ihr Vatersein erleben. Was sie herausfordert, was sie genießen, was sie sich für die Zukunft ihrer Kinder wünschen.

 

Michael,
Burgenland,
Vater von Finn, drei Monate.

„Der Abend ist bei uns Finn-und-Papa-Zeit“

Vatersein ist eine wunderschöne Aufgabe, viel schöner, als ich es mir vorstellt habe. Ich liebe es, wenn ich in der Früh aufwache und Finn mich anlächelt. Oder wenn ich nach der Arbeit heim komme und er sich freut, wenn er mich sieht. Das kann man mit nichts bezahlen. Der Abend ist bei uns Finn-und-Papa-Zeit. Da kann meine Frau, die untertags mit dem Baby zu Hause ist, auch mal was anderes machen und ich versuche, ihn zum Einschlafen zu bringen.

Immer wenn ich daheim bin, wechseln meine Frau und ich uns bei der Betreuung ab. Ich gebe Finn das Flascherl, wechsel die Windel oder geh mit ihm spazieren. Für mich ist es wichtig, meine Frau, wann immer es geht, zu entlasten. Ich merke, dass wir als Mama und Papa in gewissen Situationen unterschiedlich reagieren. Zum Beispiel wenn Finn unruhig wird: Ich bin da meistens gelassener und warte erst einmal ab. Wenn ich in der Arbeit bin, gehen mir die beiden schon sehr ab. Zum Glück bekomme ich immer wieder Fotos. Oder wir telefonieren und meine Frau erzählt mir, was zu Hause so los ist.

Was ich mir für die Zukunft wünsche? Dass Finn immer zu mir kommt, wenn er Probleme hat. Und ich freu mich jetzt schon darauf, mit ihm auf den Sportplatz zu gehen und Fußball zu spielen.

 

Gregor, 43,
Oberösterreich,
Papa eines vierjährigen Sohnes.
(www.casualdad.at)

„Ich habe durch meinen Sohn gelernt, Dinge auch mal mit anderen Augen zu sehen.“

Seit ich Vater bin, habe ich ein Stück weit die Spontanität wiedergewonnen, die mir im Laufe des Erwachsenenlebens abhanden gekommen ist. Mit einem kleinen Kind kann man keinen Tag so richtig planen, man passt seinen Tagesablauf dem Kind an und muss sich vor allem in den ersten Lebensjahren von geregelten Abläufen verabschieden. Will man um zehn Uhr irgendwo sein, schafft man es bis elf Uhr. Oder die Urlaubsplanung: Letztes Jahr sind wir nach Kärnten gefahren. Google Maps hat uns die Ankunftszeit berechnet. Mit Kind im Auto läuft so eine Autofahrt aber anders als sonst: Da bleibt man öfter stehen, weil der Hunger kommt oder mal wieder eine Toilettenpause notwendig ist.

Ob ich immer der Vater bin, der ich eigentlich sein will? Bevor mein Sohn auf der Welt war, hatte ich fixe Vorstellungen, von denen ich mich aber verabschieden musste. Denn ab der Geburt ist sowieso alles anders. Ich wäre gerne ein Vater, der nie mit seinem Sohn in Konfliktsituationen kommt und habe gemerkt, dass das nicht geht. Ich musste viel an meiner Geduldsfähigkeit arbeiten, auch an meiner Konfliktfähigkeit. Letztlich profitiere ich sehr davon, auch in meinem Arbeitsumfeld. Ich bin geduldiger und habe durch meinen Sohn gelernt, Dinge auch mal mit anderen Augen zu sehen. Und ich habe eingesehen: Das mit dem Perfektionismus, das klappt sowieso nicht.

 

Mark, 47,
Oberösterreich, Papa von drei Kindern (16, 13, 10)

„Ich wünsche mir für meine Kinder, dass sie ihren Weg gehen.“

Wenn ich auf die vergangenen Jahre mit meinen Kindern zurückblicke, sind mir unsere gemeinsamen Ausflüge in die Natur besonders stark in Erinnerung. Das Wandern in den Bergen mit den Kindern auf meinen Schultern. Und natürlich die Kleinkindphase: Innerhalb dieser ersten Jahre entwickeln sich die Kinder so schnell. Sie krabbeln, machen ihre ersten Schritte, laufen los. Wenn sie älter werden, kommen auch Sorgen dazu. Es gibt ja diesen Spruch „Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder, große Sorgen.“ Da steckt schon ein Funke Wahrheit drinnen, finde ich.

Ich wünsche mir für meine Kinder, dass sie ihren Weg gehen, dass sie gute Freunde finden und stabile Beziehungen aufbauen. Das ist für mich als Vater ein immerwährender Prozess des Loslassens. Auch eine Gratwanderung: Wie viel Unterstützung brauchen sie noch, wo sind sie bereits fähig, es alleine zu schaffen? Meine Frau und ich sind in dieser Beziehung unterschiedlich. Ich mute den Kindern eher mehr zu und erlaube ihnen auch mehr. Die Mama ist tendenziell behütend und besorgter. Zum Beispiel bei unserem Ältesten, der bei Freunden übernachten oder abends fortgehen möchte. Ich finde, er ist groß und reif genug, das selber zu entscheiden.

Ob ich mit mir als Vater zufrieden bin? Wir haben alle unsere persönlichen Baustellen, niemand ist perfekt. Es bleibt eine ständige Herausforderung.

 

Gerald, 53, Wien,
Papa eines neunjährigen Sohnes.

„Wenn wir uns unter der Woche nicht sehen, denke ich oft an meinen Sohn.“

Mein Sohn ist einmal pro Woche bei mir und übernachtet meistens von Freitag auf Samstag in meiner Wohnung. Unter der Woche, wenn wir uns nicht sehen, denke ich oft an ihn. Bis vor Kurzem habe ich ihn am Handy seiner Mutter angerufen, wenn ich seine Stimme hören oder wissen wollte, ob bei ihm alles okay ist. Jetzt haben wir das erste Mal auch über einen Messengerdienst hin und her gechattet – das war für mich ein besonderer Moment. Besonders ist es für mich auch, wenn mein Sohn plötzlich daher kommt und sagt: Papa, ich hab dich so lieb!

Ich bin als Papa nicht übertrieben zufrieden mit mir – ich bin nicht der große Spieler, auch nicht besonders geduldsbegabt. Was ich aber gern tue: Ich motiviere meinen Sohn zu Bewegung. Wir gehen zum Beispiel miteinander Radfahren. Letztens sind wir das erste Mal durch die Stadt gefahren. Wenn wir solche Premieren gemeinsam erleben, freut mich das sehr.

Was für mich als getrennt lebender Vater schwierig war? Dass es da einen anderen Mann gibt, den mein Kind auch als Vaterfigur sieht. Es hat einige Jahre gedauert, bis ich damit umgehen konnte. Auch jetzt bin ich manchmal eifersüchtig, aber ich weiß auch: Es ist eben so.

 

Christian, 57,
Steiermark, Vater von drei Kindern

„Wenn es mir mal schlecht geht, ändert sich das, wenn ich mit Madeleine zusammen bin.“

Zwei meiner Kinder haben selbst schon Kinder. Meine Tochter Madeleine lebt zu Hause. Sie ist sechzehn und hat das Down-Syndrom. In diesem Alter sind Kinder normalerweise schon selbstständig, Madeleine braucht aber unsere Unterstützung. Wir haben Glück, dass sie keine gesundheitlichen Einschränkungen hat und es ihr gut geht. Sie ist eine große Bereicherung, immer fröhlich, ein sehr herzlicher Mensch. Wenn es mir mal schlecht geht, ändert sich das, wenn ich mir ihr zusammen bin. Ich verbringe sehr viel Zeit mit ihr, weil ich nachts arbeite und tagsüber daheim bin. Meine Frau und ich haben uns das so eingeteilt. So ist immer jemand bei ihr.

Ich bin in unserer Partnerschaft meistens derjenige, der Madeleine mehr zutraut. Ich denke mir „Sie schafft das schon!“ und lasse sie ihre Wurstsemmel im Geschäft alleine einkaufen. Meine Frau ist da vorsichtiger. Manchmal ist es ganz gut, wenn sie nicht alles weiß.

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