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„Welt-Kino für ein jugendliches Publikum“

Maryanne Redpath, die Leiterin der Berlinale Kinder- und Jugendsektion „Generation“ im familiii Interview.

Bereits seit dem Jahr 1978 sind die Internationalen Filmfestspiele Berlin auch ein Festival der Kinder Jugendlichen. Da nämlich wurde erstmals die Sektion „Generation“ ins Leben gerufen. Aufgeteilt auf die zwei Wettbewerbe „Generation Kplus“, für Kinder, und „Generation 14plus“, für Jugendliche, werden dabei Entdeckungen des internationalen Kinos jungen Menschen auf präsentiert, eine eigene Kinder- sowie eine Jugendjury ehrt nach den zehn Festivaltagen die besten Filme mit den Gläsernen Bären und den Preisen der internationalen Jurys.

Film für junge Kinobesucher

Die Jurymitglieder sind nicht älter als das Publikum im Kino: Elf Kinder und sieben Jugendliche ehren die besten Filme mit den Gläsernen Bären. Lobende Erwähnungen werden für besondere Leistungen vergeben. Und das Konzept der Sektion hat großen Erfolg: Mehr als 65.000 Zuschauerinnen und Zuschauer besuchen jährlich die Filmvorführungen, die an fünf verschiedenen Spielstätten in ganz Berlin stattfinden. Doch die „Generation“ hat noch viel mehr zu bieten: wie auch nach vielen anderen Berlinale-Screenings für Erwachsene, können nach den Filmen im Kinosaal Gespräche mit Cast und Crew geführt und Fragen gestellt werden. Das Ziel:  Kindern und Jugendlichen neue Blickwinkel auf das Medium Film zu ermöglichen.

Die Gläsernen Bären werden in den Sparten Kinder- und Jugendfilme jeweils an den besten Lang- und Kurzfilm vergeben.

familiii hat Maryanne Redpath, die Leiterin der Sektion, in Berlin zum Interview über die Bedeutung der Berlinale, das Ziel der Macher und ihre ganz persönlichen Filmerinnerungen getroffen.

 

familiii: Was macht die Wettbewerbe Kplus und 14plus der Berlinale so besonders?

Maryanne Redpath: „Generation“ zeigt Filme für ein junges Publikum, mit verschiedenen Altersempfehlungen, die offen nach oben sind. Im Rahmen der Berlinale ist es das einzige Programm, das Zuschauern unter 18 Jahren die Teilnahme am Festivalgeschehen ermöglicht. Viele der Filme in unseren beiden Wettbewerben sind nicht primär für Kinder gemacht. „Generation“ setzt sich für ein erweitertes Verständnis dessen ein, was junge Menschen in den Kinos zu sehen bekommen.

Was möchten Sie bei „Generation“ erreichen bzw. dem jugendlichen Publikum vermitteln?

Welt-Kino für ein sehr großes jugendliches Publikum zugänglich machen. Die Vorführungen sind eine offene Einladung an Jung und Alt, großartiges Kino in seiner ganzen Vielfalt zusammen mit den Filme-Macher*innen und ihren Teams zu erleben. Die filmischen Formen und Inhalte sind ganz anders als das, was manche Zuschauer*innen sonst in den Multiplex-Kinos sehen. Generation lädt ein, über Gesehenes nachzudenken und zu kommunizieren, neugierig zu sein und die Erfahrung zu machen, dass Kino manchmal das Leben verändern kann.

Sie sind schon lange bei der Berlinale. Was sind Ihre Erfahrungen mit dem jugendlichen Publikum? Wie nehmen diese das Programm von „Generation“ wahr?

Ich habe die jungen Menschen immer als offen und neugierig wahrgenommen. Ich genieße die Gespräche mit ihnen über das Programm als Ganzes und einzelne Filme im Besonderen. Es lohnt sich immer, sehr genau hinzuhören. Sie haben ein besonderes Gespür für die besondere Atmosphäre in den Kinos während des Festivals, nehmen gerne teil, und stellen sehr interessante Fragen bei den Publikumsgesprächen. Wir Erwachsenen könne viel von jungen Menschen lernen.

Das Programm ist anspruchsvoll und wirft teils einen ungeschminkten Blick auf das Leben – einen wie man ihn in Hollywoodfilmen selten sieht. Kann man Kindern/Jugendlichen in Filmen alles zumuten? Oder anders gefragt: Traut ihnen die Mainstream-Filmbranche nicht genug zu?

Man sollte jungen Menschen definitiv nicht alles zumuten. Es hängt immer davon ab, wie die Filme gemacht sind, ob Respekt für die jungen Protagonist*innen zu spüren ist. Es gibt natürlich viele Themen, die in der erwachsenen Welt bleiben sollen. Denn es sind die Erwachsenen, die die Verantwortung dafür tragen, dass die Dinge so sind wie sie sind. Aber manchmal sind es Kinder und Jugendliche, die einen Anstoß geben können, wie Dinge, wie Realitäten verändert werden könnten – auch aus der Not heraus. In der Filmauswahl interessiere ich mich für ein unverkitschtes Bild der Kindheit, Filme die mit und nicht über Kinder gedreht sind, die die Geschichten auf Augenhöhe mit den jungen Protagonist*innen erzählen. Und ja, ich fände es toll, wenn die Filmbranche mehr solche Filme produzieren würde und diese auch für ein junges Publikum zugänglich machen würde.

In Zeiten von Video on Demand ist es oftmals nicht leicht, Kinder und Jugendliche ins Kino zu bekommen, warum sollten Eltern dennoch mit ihren Kindern ins Kino gehen?

„Generation“ hat überhaupt kein Problem damit, junge Menschen in die Kinos zu bekommen. Die Arbeit der Sektion beweist, dass diese definitiv von ihren Bildschirmen weg zu bekommen sind, genauso wie auch Erwachsene. Wenn Eltern mit ihren Kindern ins Kino gehen, kann das ein Anstoß sein, besser und tiefer miteinander zu kommunizieren. Die Filme, die wir zeigen, sind wie gesagt nicht nur für Kinder gemacht, sie sind häufig vielschichtig. Und so kommen mehr und mehr Erwachsene in die Vorführungen, auch ohne Kind an ihrer Seite.

Was waren Ihre ganz persönlichen Lieblingsfilme als Kind/als Jugendliche und warum?

Ich mochte Musicals wie „Mary Poppins“ oder „The Sound of Music“. Das waren die 60er Jahre in Neuseeland, wo ich aufgewachsen bin. Dort bin ich immer mit meiner Oma hingegangen und ich und meine Brüdern haben die Lieder auswendig gelernt. Das hat viel Spaß gemacht. Ich kann mich auch erinnern „101 Dalmatiner gesehen zu haben, eine Disney-Animation – das fand ich sehr gruselig , ich war sehr jung und wusste noch nicht, dass Kino nicht die Realität ist!

Maryanne Redpath leitet die Sektion „Generation“ seit zehn Jahren.

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