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„Demütigungen, Schläge, sexuelle Nötigung – Gewalt hat viele Gesichter!“

Dr. Barbara Stekl ist dipl. Lebens- und Sozialberaterin in eigener Praxis und Juristin beim Verein „Frauen beraten Frauen“ in Wien.

Welchen Formen von Gewalt sind Frauen und Kinder ausgesetzt?
Die Gewalt gegen Frauen ist vielfältig und manche erleben eine Kombination von allen Formen – verbal, psychisch, körperlich, sexuell, finanziell und in letzter Zeit auch Cybergewalt. Psychische Gewalt sind Drohungen, Demütigungen, Abwertungen, Beschimpfungen, eisiges Schweigen, Bloßstellungen, Kontrollsucht, Stalking, heftige Eifersucht aber eben auch finanzielle Gewalt durch Kontrolle des Mannes über die Familienfinanzen. Cybergewalt ist heute weit verbreitet: Der Mann droht der Frau, dass er intime Fotos von ihr auf social media veröffentlicht. Was mit demütigenden Worten beginnt, geht oft mit schwerer Körperverletzung weiter und endet nicht selten mit Mord. Grundsätzlich steigert sich Gewalt, je länger sie in der Beziehung anhält und je abhängiger eine Frau vom Partner ist.

Welche Auswirkungen haben Misshandlungen in der Familie auf die Kinder?
Kinder, die Gewalt an der Mutter miterleben müssen, sind in der Regel extrem traumatisiert. Wenn Männer auch gegen die Kinder gewalttätig sind, geschieht das in Form von Beschimpfungen, Abwertungen, Leistungsdruck, Demütigungen, sexuellem Missbrauch und durch Schläge, die sie mit Erziehungsmaßnahmen rechtfertigen. Söhne werden als Erwachsene oft selbst zu Tätern und Töchter finden sich ebenso wie ihre Mütter in Gewaltbeziehungen.

Welche Art von Männern üben häusliche Gewalt aus?
Grundsätzlich zieht sich männliche Gewalt durch alle sozialen Schichten. Meist haben Gewalttäter in der Kindheit selbst Gewalt erlebt oder sie betrachten von ihrem Rollenverständnis her Frauen als Eigentum. Auf jeden Fall besitzen sie ein schwaches Selbstwertgefühl und haben Probleme, ihre Gefühle verbal auszudrücken. Statt zu kommunizieren, schlagen sie zu. Auch Alkohol spielt meiner Erfahrung nach eine Rolle.

Warum lassen Frauen es zu, dass sie und die Kinder misshandelt werden?
Meist haben sie große Angst vor dem Peiniger und ihr Selbstwert hat durch das jahrelange Martyrium sehr gelitten. Sie sind überzeugt, dass irgendetwas mit ihnen nicht stimmt. So sind sie auch oft nicht in der Lage, ihre Kinder vor den Übergriffen zu schützen. Sie leiden an Schuldgefühlen, weil ihnen „das“ passiert und schweigen über ihr Leid.

 

„Ein Gewalttäter wird immer wieder zuschlagen. Suchen Sie Hilfe, um ihn zu verlassen.“
Dr. Barbara Stekl
www.stekl.at

Welche Gefühle und Gedanken haben diese Frauen?
Sie empfinden Scham, weil die Täter ihnen einreden, dass sie selbst schuld an den Gewaltexzessen sind. Außerdem haben sie große Angst, noch ärgere Gewalt zu erfahren. Betroffene Frauen befinden sich in einer permanenten Stresssituation. Welche Laune wird er haben, wenn er heimkommt? Ist irgendetwas nicht zu seiner Zufriedenheit? Sie passen sich extrem an, um ihn ja nicht zu „reizen.“

Was ist der Grund, dass manche doch den Absprung schaffen?
Das ist oft der Fall, wenn Frauen spüren, dass sie körperlich und psychisch nicht mehr können. Sie leiden an Schlaflosigkeit, Angstzuständen, Depressionen, hohem Blutdruck oder Herz- und Magenbeschwerden. Manchen gelingt die Trennung, wenn sie auf eine Person treffen, die sie bestärkt, Schritte aus der Gewaltbeziehung zu setzen. Es kann weiters sein, dass der Mann sie eines Tages dermaßen verletzt, dass sie feststellt: So will und kann ich nicht mehr weiterleben. Ein Teil verlässt den Mann, weil die Übergriffe den Kindern gegenüber immer schlimmer werden.

Wie kann Frauen geholfen werden, sich aus Gewaltbeziehungen zu lösen?
Eine betroffene Frau sollte mit Hilfe einer erfahrenen Beraterin erkennen, dass das Verhalten des Täters absolut nicht in Ordnung ist und dass es Wege aus der Gewalt gibt. Es kann helfen, wenn ihr vermittelt wird, wie sehr auch die Kinder darunter leiden. Es geht darum, dass sie an Selbstbewusstsein gewinnt. Gleichzeitig muss auch an einem Sicherheitskonzept gearbeitet werden. Denn nur zu oft ist sie durch den Gewalttäter gefährdet, wenn sie geht. Da hilft der Aufenthalt in einem Frauenhaus. Das sind unterstützende Einrichtungen, um Frauen und Kinder vor der Gewalt durch Männer zu schützen.

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