Gesundheit

Die Pubertät beginnt bei Mädchen früher

Die Pubertät setzt bei Mädchen immer früher ein. Aktuell liegt das Durchschnittsalter bei der ersten Regelblutung bei 12,8 Jahren. Das hat gesundheitliche Auswirkungen.

Teenager beim Schminken

Dieses Phänomen beobachten Forscher seit Jahrhunderten: Die Pubertät bei Mädchen setzt immer früher ein.Bekamen Mädchen im Jahr 1860, dem Zeitpunkt der ersten wissenschaftlichen Aufzeichnungen zu diesem Thema, im Schnitt mit 16,6 Jahren ihre erste Regel, so liegt das Durchschnittsalter heute bei 12,8 Jahren.

Stefan Riedl, Kinderhomonspezialist an der MedUni Wien: „In den vergangenen 20 Jahren hat sich vor allem die Bandbreite der Pubertät weiter verändert. Bei Mädchen setzt sie früher ein. So beginnt die Brustentwicklung etwa ein Jahr früher als vor rund 20 Jahren.“ Buben durchleben die späteren Stadien der Pubertät hingegen in einem deutlich höheren Alter.

Pubertät beginnt im Gehirn

Verantwortlich für den Beginn der Pubertät ist das Gehirn. Dort werden Hormone ausgeschüttet, die Eierstöcke oder Hoden dazu anregen, mehr Sexualhormone zu bilden. Dadurch wachsen auch die Geschlechtsorgane und werden funktionstüchtig. Der Starttermin ist dabei teilweise gentisch vorprogrammiert, andererseits stellen auch Umwelteinflüsse wichtige Faktoren dar, etwa Übergewicht oder Stress. So führen Einlagerungen von Fettgewebe zu früherer Reifung. „Der Schwangerschaft und den ersten Lebensmonaten kommt dabei besondere Bedeutung zu, denn mangelgeborene Kinder, die nach der Geburt rasch zunehmen, kommen früher in die Pubertät“, erklärt Hormonspezialist Riedl.

Magersucht verzögert die Pubertät

Magersucht hat den gegenteiligen Effekt. Durch den Mangel an Nährstoffen kann es zu einer Verzögerung der Pubertät kommen. Umgekehrt wirkt sich Stress aus. Früh erlebter Stress wirkt sich günstig auf einen frühen Beginn der Pubertät aus. Der Grund: Der Körper wird durch permanenten Stress zum Selbsterhalt und auf frühe Reproduktion programmiert. Spät erlebter Stress in der Kindheit führt hingegen zur Verzögerung der Geschlechtsreife.

Der Einfluss der Chemie

Hormonähnliche Chemikalien sind ebenfalls ein großer Einflussfaktor. Diese sogenannten endokrinen Disruptoren können in das Hormonsystem eingreifen. Ihre Wirkungsweise ist vergleichbar mit jener des weiblichen Sexualhormons Östrogen und kann männliche Sexualhormone hemmen. Für die Wissenschaft eine mögliche Erklärung dafür, dass Mädchen früher als Buben die Pubertät erreichen.

„Am bekanntesten ist Bisphenol A (BPA). Sie ist eine der am weitest verbreiteten Industriechemikalien. Tierversuche haben gezeigt, dass sie sich schädlich auf die Entwicklung der Fortpflanzungsorgane, aber auch auf das Immunsystem und den Stoffwechsel oder die Schilddrüse auswirken“, fasst Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner an der MedUni Wien, zusammen. BPA findet sich bei vielen Menschen im Harn, im Blut und im Fruchtwasser, da es über viele Gebrauchsgegenstände, die aus dem Kunststoff Polycarbonat bestehen, vom Körper aufgenommen wird, etwa durch Plastikflaschen oder Babyschnuller. Seit 2017 schätzt die EU BPA als besorgniserregend ein, gilt der Stoff doch als Auslöser von Krebserkrankungen und Fruchtbarkeitsstörungen. Daher rät Experte Hutter, vor allem in der Schwangerschaft und den ersten Lebensjahres des Kindes den Kontakt zu mit BPA kontaminierten Gebrauchsgegenständen zu meiden.

Die Folgen früher Pubertät

Die gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen früher Pubertät sind vielfältig. Kinder, die früh in die Pubertät kommen, haben ein höheres Risiko für soziale und emotionale Anpassungsstörungen. Wissenschaftlich nachgewiesen ist etwa ein erhöhtes Depressionsrisiko bei Mädchen, die früh die Geschlechtsreife erlangt haben. Setzt die Pubertät etwa bereits im Alter von acht Jahren ein, hat das ohne Behandlung Auswirkungen auf die Körpergröße des betroffenen Mädchens, da es zu einem frühen Wachstumsstopp kommt. Eine Hormonbehandlung kann das Einsetzen der Pubertät in diesem Alter vorübergehend stoppen, und zwar so lange, bis der Zeitpunkt hinsichtlich Wachstum, Psyche und Alter des betroffenen Kindes passt.

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