Bildung

Die Vorteile der Ganztagesschule

Objektiv betrachtet bietet die Ganztagesschule Schülern und Eltern viele Vorteile. Dafür sorgt nicht zuletzt die Freizeitpädagogik. Ein Praxisbericht.

Die Ganzestagesschule spaltet Österreich. Zu Unrecht, denn diese Art der Schule bietet allen Beteiligten – Schülern, Eltern und Lehrern – viele Vorteile. Und: Ganztagesschule ist nicht gleich Ganztagesschule.

Derzeit werden in Österreich zwei Formen der Ganztagesschule angeboten – die verschränkte und getrennte (offene) Form. In der verschränkten Ganztagesschule sind alle Kinder einer Klasse bzw. einer Schule zu dieser Form angemeldet. Im Tagesverlauf wechseln sich der Schulunterricht, die Lern- und Freizeit ab und fließen ineinander über. Freizeitpädagogische Stunden und Schulstunden wechseln sich ab und so ist beispielsweise die dritte Schulstunde eine Freizeitpädagogische Einheit, wo Entspannung, Bewegung oder projektbezogenes Gestalten im Vordergrund stehen.

Der Austausch und die Vernetzung der beiden Berufsgruppen der Lehrer/innen und Freizeitpädagogen/innen ist sehr intensiv, da das multiprofessionelle Team jeweils einer Klasse zugeteilt ist. Entscheidet man sich für diese Form, so besteht diese aufrecht und kann unter dem Schuljahr nicht verändert werden.

In der Ganztagesschule mit getrennter Abfolge ist der Schulunterricht getrennt von der Freizeitpädagogik am Nachmittag. Umgangssprachlich wird der Nachmittag als schulische Nachmittagsbetreuung oder auch schulische Tagesbetreuung/Freizeitpädagogik bezeichnet, zu welcher man sich auch tageweise anmelden kann. Es besteht die Wahlmöglichkeit, ob das Kind oder der Jugendliche den Nachmittag besucht.

In der getrennten Form sind Freizeitpädagogen/innen für den Nachmittag und den Freizeitbereich zuständig, dem Lehrpersonal obliegt jedoch in beiden Formen die Durchführung der Lernzeitstunde. Der Nachmittag ist auch in der getrennten Form Teil des Gesamtkonzeptes des Schulstandortes, des Bildungsprozesses und versteht sich als Möglichkeit, die Schule umfassender zu sehen.

Was für die Ganztagesschule spricht

Die Ganztagsschulen können allen Beteiligten viele Vorteile bringen:

  • Die Lernzeiten werden durch Lehrer/innen der Schule abgehalten und sind zeitlich geregelt. Die Schüler werden individuell unterstützt, aber es wird auch gegenstandsbezogen gelernt. In den Volksschulen kann man davon ausgehen, dass durchwegs die eigene Klassenlehrerin die Lernzeiten am Nachmittag betreut. Die intensive Zeit mit der Klassenlehrer/in ist definitiv ein Vorteil hinsichtlich der Lernfortschritte.
  • Die Zentralisierung des Lernortes. An einem Ort findet das Lernen und Wachsen statt. Sportliche und kulturelle Aktivitäten können im Schulgebäude besucht werden und es ist keine Organisation seitens der Eltern notwendig, etwaige Termine mit Vereinen zu koordinieren.
  • Das Angebot eines täglichen, gemeinsamen Mittagessens im Schulgebäude.
  • Das gegenseitige Anspornen der Kinder durch definierte Lernzeiten, strukturierte Begleitung und der soziale Aspekt. Die Gruppenzugehörigkeit wird gefördert sowie ein toleranter, respektvoller Umgang miteinander.
  • Mehr Zeitressourcen für die Umsetzung von Projekte.
  • Mehr Chancengleichheit und Bildungsqualität für alle. Bildungs- und Erziehungsangebote werden über den gesamten Tagesablauf angeboten. Sprachen, Sport, Lernen, Mithilfe bei Hausübungen auch für Kinder von bildungsfernen Familien, Förderung am Nachmittag hinsichtlich der Sprache, Kommunikation, emotionalen und sozialen Kompetenzen sowie das vertiefende Kennenlernen von kulturellen Angeboten (Radio-, Theater-, Umweltprojekte).
  • Bei Vollbeschäftigung der Eltern, eine sinnvolle Beschäftigung am Nachmittag unter pädagogischer Aufsicht und in einem geschützten Rahmen.
  • Stärkung von Selbstwirksamkeit.
  • Entwicklung des Selbstvertrauens, Stärkung der Empathie für andere.
  • Möglichkeit Interessen zu entwickeln, diesen nachzugehen – im sportlichen und kulturellen Bereich sowie sich sozial zu engagieren.
  • Entspannung in den „Chill-Räumen“ und weitere sinnvolle Freizeitgestaltung.
  • Vereinbarkeit von Beruf und Familie seitens der Eltern.
Ganztagesschulen bieten mehr Chancengleichheit und Bildungsqualität für alle Schülerinnen und Schüler.

Warum sich Kinder hier wohlfühlen

Aus der existenzanalytischen Haltung betrachtet, sprechen folgenden Faktoren für den Wert der Ganztagesschulen und machen das Wohlfühlen vieler Kinder in ganztägigen Schulformen nachvollziehbar.

Folgende Punkte bedingen das Wohlfühlen und die Erfüllung der kindlichen Bedürfnisse des Kindes in positiver Sicht:

  • Genug Raum haben: Der Raum, um sich zu entfalten, steht den Kindern zur Verfügung und nach Absprache können die Räume des gesamten Schulgebäudes am Nachmittag benützt werden (Turnsaal, Bibliothek, Sportplatz, Klassenräume).
  • Die Pädagogen/innen geben den Kindern genug Schutz und Halt durch ihre Expertise, Vernetzung untereinander und ihrer intensiven Präsenz über den Tag hinweg.
  • Die Beziehungen zu den Mitschüler/innen können in Form von Freundschaften gelebt werden, man kann die eigenen Werte in der Freizeit einfließen lassen und in der Gemeinschaft die eigenen Hobbies wie Singen, Tanzen, Schach etc. neu entdecken oder weiter verfolgen.
  • Die Identität wird geformt und die Persönlichkeit entwickelt sich – natürlich stets am „Du“ und im Gegenüber. Wer bin ich? Darf ich so sein wie ich bin? Wo sind meine Grenzen, Stärken und Schwächen? Wie sehe ich mich? Wie sehen mich andere?
  • Das Selbstwertgefühl von Kindern und Jugendlichen kann mithilfe von pädagogischer Begleitung bewusst gestärkt werden. Wettbewerbssituationen können dies spielerisch erfahrbar machen.
  • Schlussendlich gibt es viele gemeinsame sinnvolle Ziele, wo die Kinder und Jugendlichen gemeinsam hinsteuern. Hier sind es neben dem positiven Schulabschluss auch Malprojekte, Sport- und Tanzeinlagen, wo die Motivation aktiviert wird und in ein großes Ganzes mündet

Was die Ganztagesschule für Kinder wertvoll macht

1. Raum zur Entfaltung
Durch die Nutzung des gesamten Schulareals über den Tag, unter Anleitung von Pädagoginnen und Pädagogen, können die Schülerinnen und Schüler Freundschaften besser ausleben und ihre eigenen Werte in die Gemeinschaft einfließen lassen, etwa Singen, Tanzen oder andere Hobbies und Freizeitaktivitäten.

2. Identitätsbildung
Kinder in Ganztagesschulen haben wesentlich mehr Möglichkeiten, ihre eigene Identität auszubilden und diese auch gegenüber anderen Kindern zu behaupten. Das stärkt ihr Selbstwertgefühl. Wettbewerbssituationen werden spielerisch erfahrbar gemacht.

3. Gemeinsame Ziele
Die längere, gemeinsam verbrachte Zeit bringt auch mehr gemeinsame Ziele zum Vorschein, auf die Kinder und Jugendliche mit vereinten Kräften hinsteuern. Diese Ziele sind nicht nur der positive Schulabschluss, sondern gehen weit darüber hinaus.

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