Future Family

Die Zukunft der Bildung

Unsere sich so schnell verändernde Welt fordert uns stets zur Weiterentwicklung auf. Gerade das Thema Bildung sollte mit dem Trend der Zeit gehen und sich den Lebenswelten der Kinder anpassen. Wie könnten solche Denkansätze für die Zukunft aussehen? Vorab gesagt: Bildung beginnt bereits lange vor dem Eintritt in die Schule...

Die Welt ist im stetigen Wandel. Neue Technologien erleichtern uns das Leben und stellen uns gleichzeitig vor große Herausforderungen. Die Natur wird als Kraftort zum Auftanken immer wichtiger, gleichzeitig sind wir mit dem Klimawandel mit einer, vom Menschen gemachten, Katastrophe konfrontiert. Pandemie, Krieg, Fluchtbewegungen. Der Schlüssel für den Umgang mit all diesen großen Fragen und Veränderungen ist und bleibt die Bildung. Umso wichtiger ist es, dass diese mit der Zeit geht, sich reformiert und sich an den Lebenswelten der zukünftigen Generationen orientiert. Leider zeigen Ergebnisse von Umfragen oft ein anderes Bild. Bei der großen Wiener Bildungsumfrage im Jahr 2021 gaben 68% der Befragten an, dass die Schulpläne ihrer Meinung nach total veraltet sind. Das was Kinder für die Zukunft tatsächlich brauchen, bliebe ihrer Einschätzung nach völlig auf der Strecke.
Doch was sind die Fähigkeiten, die es braucht, um sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen? Sind es Fakten? Ist es noch mehr Wissen? Oder sind es vielmehr sogenannte „Soft Skills“? Also Fähigkeiten, um grundsätzlich im Leben zurechtzukommen, wie Resilienz, soziale Kompetenz und Gemeinschaftssinn. Aber auch die Achtsamkeit mit sich selbst und ein Bewusstsein für die eigene physische und mentale Gesundheit. familiii sprach mit den Wiener Kinderfreunden über neue Denkansätze für Bildungseinrichtungen.

Elementare Bildung als Grundlage

Längst haben sich Kindergärten von Betreuungsstätten zu wertvollen Bildungseinrichtungen entwickelt. Denn Bildung beginnt schon lange vor der Volksschule. „Wir möchten Orte erschaffen, in denen sich Kinder am besten entfalten können“, sagt Alexandra Fischer, Geschäftsführerin der Wiener Kinderfreunde, im Gespräch. Zahlreiche Studien belegen, dass Kinder am besten in einem stabilen Umfeld lernen, in dem es sichere Beziehungen gibt und in dem auf die persönlichen Stärken der Kinder eingegangen wird. Dem Kindergarten kommt hier eine zentrale Rolle zu. Trotz all den positiven Entwicklungen, die die elementare Pädagogik bereits vorangetrieben hat, gibt es in vielen Punkten noch Nachholbedarf. „Ein bundeseinheitlicher Bildungs- rahmenplan ist einer der Wünsche, die wir an die Regierung haben“, so Fischer. Ein Punkt, den die Expertin darin gerne verankert sehen würde, ist ein Betreuungsschlüssel, der es ermöglicht, auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder bestmöglich einzugehen. Eine weitere positive Entwicklung für die Zukunft, wäre die Etablierung von multiprofessionellen Teams. Logopäd:innen, Ergotherapeut:innen, Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen. Die Möglichkeit, aus unterschiedlichen Fachrichtungen auf das Kind und auf die Gruppendynamik zu schauen, würde, laut Alexandra Fischer, die Pädagog:innen entlasten und sie bei der optimalen Förderung unterstützen.

Mehrsprachigkeit neu denken

Wer an die Zukunft denkt, muss Vielfalt mitdenken. Durch Migration und Flucht werden Kindergärten und Schulen stets auch mit Kindern aus unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Hintergründen bereichert. Das Erlernen der deutschen Sprache ist unbestritten ein sehr wichtiger Baustein auf dem Weg zu guten Bildungschancen. Den Fokus nur auf das Erlernen der deutschen Sprache zu legen ist allerdings zu kurz gedacht. Karin Steiner, Expertin der Wiener Kinderfreunde für sprachliche Bildung: „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass erstens sprachliche Entwicklung ein komplexer, mehrjähriger Prozess ist, der selbst nach der Volksschule nicht abgeschlossen ist, und dass zweitens eine erfolgreiche Zweitsprachkompetenz nur durch eine ebenso erfolgreiche Erstsprachkompetenz möglich ist.“ Erst eine gefestigte und auch vom Umfeld wertgeschätzte Familiensprache sei die Grundlage für eine erfolg- reiche Zwei- und Mehrsprachigkeit. Ein Kind kann geringe Deutschkenntnisse haben, ist aber deswegen nicht „sprach- los“, denn es kann sich in der Erstsprache altersgemäß verständigen und hat bis dato auch eine normale, sprachliche Entwicklung vollzogen. Diese Tatsache sollte nicht aus den Augen gelassen werden. Kindergärten und Schulen der Zukunft würdigen auch die Erstsprache der Kinder und nehmen dabei Abschied vom defizitären Denken. Nicht „Was kannst du noch nicht?“, sondern „Was kannst du bereits?“ ist die Frage der Stunde. Das Umdenken stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder und hat eine angstmindernde Wirkung. Das sind die besten Zutaten für einen guten Lernerfolg.

Der Umgang mit (neuen) Technologien

Die reine Bedienung von technischen, internetfähigen Geräten wie Handy, Tablet und Computer, muss heutzutage kaum ein Kind mehr aktiv erlernen. Die Aufgabe der Bildungseinrichtungen wird in Zukunft sein, den Kindern einen sorgsamen und gesunden Umgang damit zu vermitteln. Kinder sollen lernen, nicht nur eine passive Rolle als Konsument:innen von Medien einzunehmen, sondern erleben, dass sie zu aktiven Gestalter:innen werden können. Auch, dass das Internet nicht per se allwissend ist, ist wichtig zu verstehen. Informationen, News und Social Media Einträge kritisch zu hinterfragen wird zu einer Kernkompetenz werden. Die Aufgaben, vor denen Bildungseinrichtungen stehen, sind groß. Die Expert:innen dafür sind aber bereits zahlreich vorhanden. Sie sitzen in Kindergärten und Schulen, als Pädagog:innen und Fachkräfte, die für ihre Arbeit brennen. Gehört werden von oberen Instanzen, miteinbezogen werden in Entscheidungsprozesse der Politik, das sind die wichtigsten Voraussetzungen, die es braucht, um Veränderungen zu bewirken und die Kinder von heute zukunftsfit zu machen.

Denkansätze für die Bildung der Zukunft

Jede Sprache ist gleich viel wert: Positiv gelebte Mehrsprachigkeit stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder und fördert damit auch den Erfolg beim Erlernen der deutschen Sprache.

Moderne Technologien verstehen und nutzen: Es ist einerseits wichtig, dass Kinder lernen Handy, Tablet, Internet und Co. aktiv zu nutzen und nicht lediglich eine konsumierende Rolle einzunehmen. Zum anderen soll ins Bewusstsein gebracht werden, dass digitale Geräte und Anwendungen von Menschen gestaltet und programmiert werden.

Lebensnahes Lernen: Lernen funktioniert am besten durch Erleben und Erfahren. Selbst forschen, entdecken und in Kontakt kommen mit dem Gelernten: Das wären willkommene Alternativen zum theoretischen Frontalunterricht. Was wäre, wenn ein guter Teil der Kindergarten- und Schulzeit in der Natur verbracht werden würde?

Herzensbildung: Wie kann ich auf meine mentale Gesundheit achten? Wie kann ich Stress reduzieren und achtsam Leben? Wie kann ein liebevoller und toleranter Umgang miteinander gelingen? Auch solche Fragen gehören in den Lehrplan der Zukunft.

Forum

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Insgesamt 0 Beiträge

Wir setzen Cookies auf dieser Website ein, um Zugriffe darauf zu analysieren, Ihre bevorzugten Einstellungen zu speichern und Ihre Nutzererfahrung zu optimieren. weitere Informationen

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close