„Willst du einen Freund oder einen Feind?"

Univ.-Prof. Dr. Brigitte Rollett Universität Wien
Erziehung

„Gute Beziehungen baut man nicht mit Schimpfen auf“

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Univ.-Prof. Dr. Brigitte Rollett, Entwicklungspsychologin, Universität Wien

Warum finden es Kinder „cool“, ordinäre Worte zu verwenden?
Schimpfworte erregen große Aufmerksamkeit. Kinder machen daher immer wieder die Erfahrung, dass Erwachsene „entsprechend“ reagieren, wenn sie sie gebrauchen, und das gefällt ihnen. Es ist natürlich auch möglich, dass sie diesen Umgangston von zu Hause gewöhnt sind. Es ist aber nicht „normal“, wenn sehr kleine Kinder schon ordinäre Worte verwenden. Wenn das geschieht, haben sie es wahrscheinlich irgendwo aufgeschnappt oder vielleicht sogar daheim gehört.

Was können Betreuungspersonen im Kindergarten tun?
Das Wichtigste ist, dass die Kindergartenpädagogen anwesend sind und mitbekommen, wenn Kinder einander beschimpfen. Dann können sie gleich gegensteuern, indem sie zum Beispiel sagen: „Wenn du so schimpfst, ist das andere Kind jetzt sehr traurig. Also lass es lieber“.

Wie sollten Lehrpersonen damit umgehen?
In der Schule wäre es sehr gut, eine eigene Unterrichtseinheit einzuführen, die sich mit dem Thema beschäftigt: „In unserer Klasse wird niemand beschimpft, gemobbt oder gekränkt.“ Es ist zum Beispiel sinnvoll, ein Plakat aufzuhängen, auf dem steht „In unserer Klasse benehmen wir uns gut!“. Dann kann darüber diskutiert werden, „wie wir miteinander umgehen“, das heißt, was wir dulden und was nicht. Lehrpersonen können auch mit einzelnen Kindern Gespräche führen, in denen erarbeitet wird, dass ein guter Umgang miteinander auch für später besser ist, da man sich dann Freunde macht und keine Feinde.

Was steckt dahinter, wenn Jugendliche „ordinär“ sind?
Dies kann mehrere Gründe haben: Entweder sind sie frustriert, oder sie wollen dadurch Einfluss gewinnen. Ein derartiger Umgangston kann natürlich auch gefährlich werden, weil er Aggression erzeugt und sich die meisten Menschen Beschimpfungen nicht ohne Gegenwehr gefallen lassen.

Wie sollten Eltern am besten reagieren?
Natürlich ist es keine Katastrophe, wenn einmal zum Spaß das Wort „Scheiße“ fällt. Aber Eltern müssen den Kindern klar machen, in welchem Umfeld solch ein Wort „geht“, und wo das eben „nicht geht“. Außerdem sollten sie dem Kind vermitteln, dass es gut ist, sich zu entschuldigen, wenn es einmal zu Beschimpfungen gekommen ist und man mit dem anderen wieder eine gute Beziehung haben will.

Was können Eltern tun, wenn das Kind z. B. in einer Gruppe von Bekannten schimpft?
Sie könnten das Kind erinnern: „Wir haben vereinbart, dass du so etwas nicht sagst.“ Oder sie gehen mit dem Kind hinaus und reden dort darüber.

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