Medien

Kinderfotos im Internet:
Alles ganz harmlos?

Ist doch nichts dabei, wenn Eltern die süßen Bilder ihrer Kinder auf Instagram, Facebook und Co., teilen, oder? Vorsicht: Ein allzu sorgloser Umgang mit Kinderfotos im Internet kann Folgen haben, an die Eltern gar nicht denken.

Kaum auf der Welt und – klick – schon im Internet. Kann man es überglücklichen Eltern verdenken, wenn sie ihr frisches Babyglück mit der ganzen Welt oder zumindest mit ihrer Facebook-Community teilen möchten? Nicht wirklich. Das Internet ist voll von Kinderfotos. Veröffentlicht von Eltern, die stolz ihren Nachwuchs zeigen und die damit als Blogger vielleicht sogar Geld verdienen: Das Baby beim Baden, der Zweijährige beim Sandkuchen Backen, die Sechsjährige im Swimmingpool. Instagram und Co. werden von vielen Eltern gerne als digitales Fotoalbum genutzt. Ist ja auch praktisch: So können auch Oma und Opa am anderen Ende des Landes am Leben ihrer Enkel teilhaben. Und doch ist die Elternwelt, auch die Bloggercommunity, gespalten, wenn es um Kinderfotos im Internet geht. „Geht gar nicht“, meinen die Bedenkenträger und berufen sich auf die Persönlichkeitsrechte des Kindes. ‚Ist doch nichts dabei“, finden die anderen und posten munter die besten Schnappschüsse aus dem Familienleben.

Recht am eigenen Bild

Grundsätzlich haben Kinder ebenso wie Erwachsene ein Recht am eigenen Bild und ein Recht auf Privatsphäre. Babys und Kleinkinder kann man zwar nicht fragen, ob sie mit der Veröffentlichung eines Fotos einverstanden sind, Eltern sollten sich aber immer an den Interessen ihres Kindes orientieren, bevor sie einen Schnappschuss teilen. Dabei hilft es schon sich zu fragen, ob man sich selbst in ähnlichen Situationen fotografieren und öffentlich zeigen würde. In vielen Fällen wäre die Antwort eindeutig: Nein. Ein Foto vom eigenen Toilettengang oder mit Resten des Mittagessens im Gesicht würde wohl niemand online stellen. Warum also die eigenen Kinder in solchen Posen zeigen? Auch wenn Erwachsene es süß finden, wie das Baby mit karottenbreiverschmiertem Mund in die Kamera grinst, spätestens in der Pubertät können solche Bilder zu einem echten Problem werden. „Jugendliche erzählen, dass Schulkollegen ihre Fotos im Internet entdecken und ihnen das sehr peinlich ist. Es kann auch zu Cybermobbing kommen“, sagt Barbara Buchegger von Saferinternet. Den Maßstab, was peinlich ist, legen dabei alleine die Jugendlichen fest. Was Eltern völlig bedenkenlos finden, nehmen ihre pubertierenden Kinder vielleicht ganz anders wahr. „Auch ein Babyfoto kann einem Jugendlichen auf den Kopf fallen. Dreizehnjährige sind da gnadenlos“, gibt Buchegger zu bedenken.

Keine Nacktfotos ins Internet

Fest steht: Ein allzu sorgloser Umgang mit Kinderfotos im Internet kann Folgen nach sich ziehen, an die Eltern häufig gar nicht denken. „Manchmal bekommen Bilder Füße und tauchen woanders wieder auf“, sagt Barbara Buchegger. Sie warnt vor zwei großen Missbrauchsmöglichkeiten von Kinderfotos im Internet. „Es kommt immer wieder vor, dass Menschen, die vom Urheberrecht nichts wissen wollen, fremde Fotos für Werbezwecke verwenden.“ Noch schlimmer: Bilder könnten auf Pornoseiten wieder auftauchen. Ein äußerst beunruhigender Gedanke. Nacktfotos des Kindes sollten deswegen auf keinen Fall geteilt werden. Aber auch darüber hinaus sollten Eltern sich genau überlegen, welches Foto sie hochladen. Denn: „Es ist erschreckend, wie auch harmlose Bilder plötzlich sexualisiert werden, wenn sie in Kombination mit einem pornografischen Bild gezeigt werden“, sagt Buchegger. „Ein Foto kann dadurch auf einmal eine Konnotation bekommen, an die man nie denken würde, wenn man es alleine sieht.“

Warum nicht mal was Analoges?

Wer jetzt wegen gedankenlos veröffentlichter Fotos in der Vergangenheit ein schlechtes Gewissen bekommt und die Bilder löschen möchte: Wahrscheinlich keine schlechte Idee. Wenn sie denn nicht zu spät kommt. Denn: „Über das, was ich im Internet veröffentliche, verliere ich die Kontrolle“, sagt Barbara Buchegger. Niemand weiß, ob und von wem Bilder bereits heruntergeladen, geteilt oder kopiert wurden. Das nächste Mal also bereits vor dem Teilen überlegen, ob man ein Bild wirklich in die Weiten des Internets loslassen möchte. Oder ob man nicht mal – ganz altmodisch – eine analoge Alternative zum digitalen Fotoalbum wählt. „Warum nicht ein Bild ausdrucken und in einen Bilderrahmen stecken?“, schlägt Barbara Buchegger vor. „Oder regelmäßig Fotoalben machen und dem Kind schenken, zum Beispiel am Ende des Kindergartens, am Ende der Volksschule.“ Der Aufwand dabei ist zwar ungleich größer als beim Posten eines Fotos auf Instagram, die Freude der Kinder beim Durchblättern dafür auch.

 

„Jugendliche erzählen, dass Schulkollegen ihre Fotos im Internet entdecken und ihnen das sehr peinlich ist.“
Barbara Buchegger
www.saferinternet.at

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