Berlinale 2020: Das sind die besten Kinder- und Jugendfilme
Nicht nur im Wettbewerb auch in der Kinder- und Jugendschiene des Festivals, der Sektion Generation, wurden die begehrten Bären für die besten Lang- und Kurzfilme vergeben.
Zehn Tage lange haben Filmschaffende, Kritiker und Besucher der 70. Filmfestspiele von Berlin auf diesen Moment gewartet – die große Preisverleihung der begehrten Bären, die am 29. März im Berlinale Palast von der internationalen Jury rund um Hollywoodstar Jeremy Irons vergeben wurden. Doch es waren nicht nur die Silbernen und Goldenen Bären, die bei dieser Berlinale von den Filmschaffenden aus aller Welt freudestrahlend entgegen genommen wurden – auch in der Generation, der Berlinale Schiene in der Filme für Kinder und Jugendliche gezeigt werden, wurden die Tatztentiere für herausragende künstlerische Leistungen verteilt. Hier sind es die Gläsernen Bären, die sowohl von einer eigenen Kinder- und Jugendjury an jene Filme verliehen werden, die eine besondere Wirkung erzielen, neue Geschichten erzählen und die Kinobesucher nachhaltig in andere Lebenswelten eintauchen lassen. Elf Berliner Kinder im Alter von elf bis 14 Jahren sowie sieben Jugendliche waren dafür zuständig, zu entscheiden, wer in den beiden Wettbewerben der Generation Kplus sowie der Generation 14plus ausgezeichnet werden sollte: Sie vergaben die Gläsernen Bären für die besten Kurz- und Langfilme des renommierten Festivals in der deutschen Hauptstadt.
Gläserner Bär für den besten Jugendfilm: Der Mikrokosmos einer Schule
28 Filme haben die sieben Mitglieder der Jugendjury Generation 14plus in den zehn Berlinale Tagen gesehen. Ihr Kommentar: „Jeder war wichtig. Wir wurden berührt, schockiert, überrascht und wütend gemacht. Die Filme betrafen uns. Aus unserer Juryarbeit nehmen wir mit, wie bereichernd viele verschiedene Sichtweisen sind.“ In der Kategorie der Langspielfilme war dies „Notre-Dame du Nil“ („Our Lady from the Nile“) aus Ruanda. Der bewegende Film erzählt die Geschichte der lebensfrohen Schülerinnen eines Mädchenklosters im Ruanda der 1970er-Jahre – kurz bevor die Konflikte zwischen Hutus und Tutsis ausbrechen und das ganze Land ins Verderben stürzen. „Der Film hat uns auf vielen Ebenen packend die Geschichte von Menschen erzählt“, so die Jury-Begründung, „die geographisch und kulturell so weit weg sind und uns dennoch nicht fremd waren. Die Farben, Musik und Poesie bannten uns und ließen uns den Film in all seinen Facetten spüren.“ Besonders gewürdigt wird dabei die großartige schauspielerische Leistung und Erzählweise, die die Menschen in ihrer Würde und Wichtigkeit dargestellt „und ein authentisches Gefühl gegeben. Der Film hat Diskussionen aufgeworfen und soll es auch weiterhin tun. Politisch, poetisch, stilistisch und menschlich wurden wir überzeugt.“
Bester Jugend-Kurzfilm: Leben wie die Hunde
Den Bären für den besten Kurzfilm der Generation 14plus konnte „Clebs“ von Halima Ouardiri mit nach Hause nehmen. Auf der Berlinale von vielen jungen und älteren Besuchern als besonders bewegend und unter die Haut gehend wahrgenommen, zeigt die 18-minütige Dokumentation das Leben von Straßenhunden in einer marokkanischen Auffangstation. Man begleitet die Vierbeiner bei ihrem Alltag, sieht sie beim scheinbar ziellosen Herumstreifen und dem Warten auf das ersehnte Futter. Der Film wurde, so die Jury-Begründung, mit dem Gläsernen Bären für den besten Kurzfilm geehrt, weil er Einblick in eine unbekannte Welt bietet. Die jungen Jurymitglieder lobten darüber hinaus die Bilder, das Licht, die Farben und die Geräusche, die die jungen Cineasten sehr beeindruckt haben. „Die Kamera hat uns mitgenommen und mitten ins Geschehen gestellt; mitten rein in eine Gemeinschaft, ein Zusammenleben und Zusammengehören hunderter Individuen. Die Bewegungen, die Massen, die Organisation der Massen haben uns mitgerissen. Wir konnten das Natürliche im Unnatürlichen beobachten. Leben im Eingesperrt sein. Rauswollen und nicht Rauskommen. Klarkommen müssen. Alleine und gemeinsam. Der Film verbindet Ästhetik und Banalität. Er verbindet Alltag und Politik. Er erzählt vom Leben und lässt uns fühlen und verstehen.“
Gläserner Bär bester Kinder-Spielfilm: Die Bedeutung von Freundschaft
Auch die jüngste Jury der 70. Berlinale nahm ihre Aufgabe sehr ernst – und vergab am Ende des Festivals Gläserne Bären an jene Filme, die sie am meisten beeindruckt hatten. In der Kategorie des besten Langspielfilms für Kinder war dies ein Werk aus den USA. „Sweet Thing“ von Regisseur Alexandre Rockwell erzählt die berührende Geschichte der Geschwister Billie und Nico, deren Leben eine ständige Achterbahnfahrt ist. Die Mutter kümmert sich kaum um ihre Kinder und der Vater trinkt zu viel Alkohol. Erst als Billie (beeindruckend dargestellt von Lana Rockwell, der Tochter des Regisseurs) Malik kennenlernt und sich mit dem Burschen anfreundet, scheint ihr Leben eine positive Wendung zu nehmen. Das schwarz-weiß gedrehte Märchen erzählt von den bunten Innenwelten dreier junger Menschen, aber auch von der Bedeutung von Mut. Die Begründung der Jury: „Eine Geschichte voll von jugendlicher Hoffnung und Zusammenhalt, die im Kontrast zur unbunten und von häuslicher Gewalt geprägten Realität auf atemberaubende Weise mit perfektem Schauspiel begeistert. Dieser Film zeigt, wie Hoffnung und Mut in Musik liegen. Aber auch auf der technischen Ebene hat uns dieser Film begeistert. Denn er führt uns bewusst in die – für die jüngere Generation unbekannte – alte Welt des Films und schafft so einen genialen Kontrast zwischen schwarzweiß und bunt.“
Der beste Kinder-Kurzfilm:
Der vierte Bär der Berlinale Nachwuchs-Jury schließlich ging an einen Kurzfilm aus dem fernen Argentinien: „El Nombre den Hijo“ („Der Name des Sohnes“). Der Kurzfilm erzählt von den Selbstzweifeln von Lucho, einem Burschen, der am Beginn der Pubertät steht. Bis vor kurzem noch ein unbedarftes Kind muss er sich nun mit seiner Identität aber auch der Beziehung zu seinem Vater auseinandersetzen. „Obwohl wir noch nie in einer solchen Situation waren“, begründet die Kinder-Jury ihre Entscheidung, „konnten wir uns dank des tollen Schauspiels auf emotionaler Ebene hervorragend in die Geschichte hineinversetzen. Es ist kaum in Worte zu fassen, wie berührend eine einfache Geschichte mit starkem Hintergrund sein kann.“
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